Thomas, worin siehst du denn die Hauptaufgabe des ZKF? In der klassischen politischen Interessenvertretung?
Thomas Aukamm: Ja durchaus, aber es geht auch darüber hinaus. Wir sind beispielsweise auch diejenigen, die die Ausbildungsverordnung für die Auszubildenden im Beruf oder auch die Meisterprüfungsverordnung erstellen. Der ZKF ist ein richtiger runder Berufs- und Wirtschaftsverband mit fast schon hoheitlichen Funktionen in der Erstellung der Ausbildungs- und Meisterprüfungsverordnung. Immerhin haben wir inzwischen auch drei Fachbereiche, in denen wir ausbilden: Fahrzeugbau, Instandsetzung und auch Caravan- und Reisemobiltechnik. Und von daher haben wir auch da sehr viel zu tun.
Wie würdest du bei alledem die Vorgehensweise des ZKF beschreiben? Eher relativ offensiv, mitunter konfrontativ oder eher auf Ausgleich bedacht?
Thomas Aukamm: Ich kann hier keine klare Meinung für den einen oder den anderen Ansatz aussprechen. Es kommt auf die Situation und auf das Thema an. Insgesamt lässt sich sagen, dass wir eigentlich immer auf einen Ausgleich bedacht sind. Aber wir gehen durchaus auch konfrontativ vor, wenn wir bisher keine Veränderungen für unsere Branche gesehen haben oder sogar von Verstößen oder rechtswidrigen Vorgehensweisen erfahren. In Bezug auf Versicherungen oder Prüfdienstleister sind zudem teilweise auch einfach dickere Bretter für unsere Branche zu bohren, sodass ein etwas konfrontativer Ansatz das Mittel der Wahl sein kann.
Bei diesem Wirken steht dir seit einiger Zeit Arndt Hürter als Präsident zur Seite. Ihr habt gerade gemeinsam den zweiten Branchenkongress als Duo erlebt. Wie funktioniert euer Tandem, wie spielt ihr euch die Bälle zu?
Thomas Aukamm: Ich glaube, der Begriff Bälle zu spielen beschreibt unsere Zusammenarbeit sehr gut. Wir haben einen sehr, sehr engen Kontakt, sind quasi täglich im Austausch per Telefon, WhatsApp oder E-Mail. Wir überlegen gemeinsam, wer am besten bei welchem Thema wie agiert und teilen uns so entsprechend die Arbeit auf. Bei mir und der Geschäftsstelle ist dabei natürlich eher der administrative Bereich angesiedelt sowie Themen, die einer Abstimmung mit dem Ehrenamt bedürfen. Grundsätzlich haben wir einen sehr engen, freundschaftlichen und direkten Austausch und es macht Spaß mit Arndt Hürter und den Kolleginnen und Kollegen die Themen der Branche anzugehen.
Ein größeres dieser Themen ist nach wie vor der Datenzugang bzw. auch die Reparaturinformationen, die man so für die tägliche Arbeit braucht. Wie ist denn da der aktuelle Status, welche Problemstellungen gibt es (noch)?
Thomas Aukamm: Das Thema Datenzugang ist ein sehr, sehr dickes Brett, das man am besten gemeinsam bohrt. Und deshalb gehen wir hier mit den anderen Verbänden in enger Absprache vor, insbesondere mit dem ZDK und ZVK. Und wir stimmen uns hier eng ab, gerade in Bezug auf die europäische Politik, denn Datenzugang ist nicht nur ein Thema in Deutschland, sondern auch in Europa. Und deshalb sind wir in Brüssel mit der sogenannten AFK-Organisation unterwegs, um mit anderen Teilnehmern möglichst viel Gewicht auf die Straße zu kriegen.
In der Zukunft wird immer mehr von Fahrzeugdaten abhängig sein. Dass hier der entsprechende Datenzugang besteht, ist ein wesentliches Muss für den freien Aftermarket, damit die Fahrzeuge auch repariert werden können. Da spielt dann die Gruppenfreistellungsverordnung eine besondere Rolle, für deren Erhalt in der bisherigen Form wir uns starkmachen.
Bringt ihr in diese Prozesse dann auch eine besondere ZKF-Perspektive ein?
Thomas Aukamm: Absolut, weil die Mehrzahl unserer Mitglieder aus dem freien Werkstattbereich kommt, während der ZDK ja auch Markenhändlerbetriebe vertritt.
In einem Interview mit uns aus dem vergangenen Jahr hast du die Wichtigkeit von Vertrauen und Dialog betont. Wie versucht ihr, mit Blick auf diese Faktoren zu wirken?
Thomas Aukamm: Durch den direkten Kontakt mit Versicherern und Schadensteurern haben wir die relevanten Ansprechpartner, mit denen wir Dinge klären und besprechen können. Man merkt, dass insbesondere auf dem Versicherungsmarkt eine sehr, sehr große Anspannung herrscht und versucht wird, die Kosten zulasten der Werkstätten zu reduzieren, anstatt Prämien weiter und kostengerecht nach oben zu setzen. Es wird versucht, bei Werkstätten, die sowieso kaum noch Spielräume haben, weiter zu sparen. Deshalb müssen wir aktiv werden und sagen, dass es so nicht weitergeht und dass ein Problem wie das der steigenden Reparaturpreise durch die seitens der Fahrzeughersteller forcierte Verteuerung von Ersatzteilen verursacht wird.
Um hierbei Abhilfe zu schaffen, werden von verschiedenen Akteuren gebrauchte Ersatzteile ins Spiel gebracht. Wie seht ihr als Verband das Potential und mögliche Herausforderungen?
Thomas Aukamm: Grundsätzlich ist die Verwendung von Gebrauchtteilen ja keine neue Idee. Gedanken hierzu gibt es schon seit vielen Jahrzehnten. Dass das Ganze jetzt so befeuert wurde, ist überwiegend auf die Allianz zurückzuführen, die in diesem Zuge mit ökologischen Aspekten sowie Kostenvorteilen wirbt. Beides hat aber nur bedingt Bestand, wenn wir uns das genauer ansehen. Verschiedene Untersuchungen und Studien zeigen klar, dass die günstigste Form der Reparatur das Instandsetzen – also ohne den Einbau eines Neu- oder Gebrauchtteils – ist. Dass Gebrauchtteile zudem nur unwesentlich günstiger als Neuteile sind, hat damit zu tun, dass ich diese vor dem Gebrauch aufarbeiten und neu lackieren muss. Damit ist ein möglicher Kostenvorteil gegenüber dem Neuteil für viele Betriebe und auch den Versicherer dahin.
Außerdem stellt sich die Frage der Marge für den Reparaturbetrieb. Diese Teilemarge, die den niedrigen Verrechnungsstundensatz, den die Versicherer nutzen, subventioniert, ist bei einem Gebrauchtteil natürlich nicht so groß. In diesem Fall müsste eine Kompensation stattfinden für die Betriebe, damit sich eine Reparatur insgesamt noch wirtschaftlich darstellen lässt. Unter anderem aufgrund dieser Punkte, sehen wir den Einsatz von Gebrauchtteilen kritisch. Allerdings kann die Verwendung eines Gebrauchtteils durchaus sinnvoll sein, etwa wenn das benötigte Neuteil nicht am Markt erhältlich ist.
Ein weiteres großes Thema in unserer Branche und auch für euch als Verband ist der Bereich Personal und Nachwuchs. Wie erwähnt, habt ihr ja inzwischen drei Ausbildungsrichtungen, wovon es die dritte, Caravan- und Reisemobiltechnik, noch gar nicht so lange gibt. Wie kam die Einrichtung dieser Spezialrichtung zustande?
Thomas Aukamm: Wir sind über den Caravan-Industrieverband CIVD zu dieser Ausbildungsform gekommen, weil ein Handwerksverband gesucht wurde, der diese Ausbildung aufbauen und durchführen kann. Für uns ist der gesamte Themenkomplex Caravaning natürlich interessant, weil Caravans und Wohnmobile ganz klar mit in den Karosseriebau hineinspielen. Das ist zudem ein sehr wachstumsstarkes Segment, das vor allem während Corona noch einmal einen Boom erlebt hat. Und es gibt zwar bundesweit eine Vielzahl entsprechender Fachbetriebe, es zeichnete sich aber ab, dass die vorhandenen Kapazitäten vor allem personeller Natur für deren Reparatur und Wartung nicht ausreichen. Insofern sind wir hier gerne aktiv geworden. Innerhalb von nur knapp zwei Jahren haben wir es dann geschafft, mit den Ausbildungsvorgaben für die neue Fachrichtung durch sämtliche Gremien – unter anderem sind diverse Ministerien involviert – zu gehen.
Kommt euch das als Verband zugute, dass ihr damit auch eine größere Variation in den Berufsbildnern abbilden könnt?
Thomas Aukamm: Ich denke auf jeden Fall, das macht unseren Beruf etwas bunter und folgt einem gewissen Zeittrend: Denn Wohnmobil ist cool, auch sich sein Wohnmobil selbst auszubauen hat gewisse Reize und neben dem reinen Fahrzeugbau oder der Unfall-Instandsetzung bieten wir hier jungen Leuten wirklich eine sehr multidisziplinäre Ausbildung, die die gesamte Haustechnik von Sanitär, Gas, Heizung, Klima und Energie vereint. Mit diesem Profil können die Nachwuchskräfte dann in der Reparaturwerkstatt, im Handel oder auch bei einem Hersteller von Wohnmobilen und Caravans in Bereichen wie der Produktion, der Entwicklung oder dem Service arbeiten. Von daher ist es schon so, dass wir damit ein sehr attraktives Programm gerade auch für junge Leute anbieten, die sich bisher vielleicht nicht im normalen Kfz-Mechatroniker-Beruf gesehen haben.
| Zur Person & zum Verband Nach Stationen unter anderem bei der Automechanika Frankfurt kam Thomas Aukamm im Jahr 2016 zum ZKF nach Friedberg. Als Hauptgeschäftsführer vertritt er gemeinsam mit Präsident Arndt Hürter die Interessen der rund 3.200 Verbandsmitglieder. Dabei handelt es sich mehrheitlich um Reparaturbetriebe, die in der Unfallinstandsetzung tätig sind. Hinzu kommen etwa 500 Aufbauhersteller, die den Nutzfahrzeugbereich des ZKF repräsentieren. |