RDKS-Pflicht bei Nutzfahrzeugen

Dekra-Experte Koch mahnt zur “intensiven Beschäftigung mit dem Thema”

RDKS NutzfahrzeugeAb dem 1.Juli greift die RDKS-Pflicht für neu zugelassene Nutzfahrzeuge.  Foto: Dekra

Ab dem 1. Juli gilt sie auch für alle neu zugelassenen Nutzfahrzeuge in der EU: Die Pflicht zur Nutzung eines Reifendruckkontrollsystems (RDKS). Von der Vorgabe betroffen sind Fahrzeuge der Klassen N1 bis N3 (Lkw), M1 bis M3 (Busse und Wohnmobile) sowie O3 und O4 (Anhänger mit einer zulässigen Gesamtmasse über 3,5 Tonnen, darunter auch Sattelauflieger). Die von vielen Branchenteilnehmern grundsätzlich begrüßte Regelung beschert dem Reifenfachhandel, Servicebetrieben sowie Fahrzeugherstellern einen immensen Aufwand. In rechtlicher wie auch in praktischer Hinsicht seien noch einige Punkte zu klären, bestätigte BRV-Geschäftsführer Michael Schwämmlein Anfang des Jahres gegenüber unserer Fachzeitschrift

Diese Problematik hat man auch bei der Sachverständigenorganisation Dekra erkannt. “Es gibt immer noch einige offene Fragen, die in der Reifenbranche diskutiert werden”, bestätigt Unfallanalytiker und Reifenexperte Christian Koch. Er hat dabei insbesondere den mobilen Reifenservice – gerade für Anhänger oder Sattelauflieger, die dabei oft ohne Zugfahrzeug dastehen – im Blick. „Wenn ein Reifen ausgetauscht wird, muss das RDKS in der Regel wieder kalibriert oder ‚angelernt‘ werden. Die Frage wird dann sein: Wie kommuniziert das RDKS mit dem Zugfahrzeug, wenn wieder angekoppelt wird? Und: Was ist überhaupt der richtige Fülldruck?“, skizziert Koch die Situation. 

Der Sachverständige hat einen weiteren Fall identifiziert, der in der Praxis eines genaueren Blicks bedarf: „Besondere Herausforderungen entstehen für die Nutzer immer dann, wenn die Fahrzeuge und Anhänger in unterschiedlichen Kombinationen eingesetzt werden. Zum Beispiel, wenn ein Sattelauflieger auf Zug oder Fähre verladen und am Ziel von einer anderen Zugmaschine übernommen wird, muss die Ausstattung in Sachen RDKS aufeinander abgestimmt sein.“

Ökonomischer und ökologischer Nutzen

Mit Blick auf die gestiegenen Anforderungen an Betriebe sowie die allgemeine Komplexität der Thematik registrieren einschlägige RDKS-Spezialisten eine steigenden Nachfrage nach unterstützenden Trainings. “Der Bedarf an RDKS-Basisausstattungen und Schulungen für Nfz ist nach wie vor hoch”, berichtet Sven Müller, Sales Director RDKS bei der Alcar Wheels GmbH. Bei anderen RDKS-Herstellern und -Ausrüstern verhält es sich ähnlich. Für Dekra-Experte Koch steht fest: „Man muss sich wirklich intensiv mit dem Thema beschäftigen, um die beste Lösung einzusetzen”. 

Gleichwohl ist er der Überzeugung, dass der Mehraufwand aufgrund der Neuregelung die Sache wert ist. “Dieser Einsatz wird sich lohnen“, so der Sachverständige. Neben dem bereits angesprochenen Plus an Sicherheit haben Reifendruckkontrollsysteme auch in puncto Nachhaltigkeit einen positiven Einfluss. Reifen, die mit dem richtigen Fülldruck gefahren werden, halten länger und minimieren darüber hinaus den Kraftstoffverbrauch. „Der Einsatz von Reifendruckkontrollsystemen ist ein wichtiger Baustein, der dazu beiträgt, dass Nutzfahrzeugreifen sicher und wirtschaftlich betrieben werden können“, bilanziert Koch abschließend. 

Auch die Reifenindustrie hat die Thematik auf dem Schirm und bringt ihre Flottenmanagement-Services entsprechend in Stellung. So informierte Michelin erst kürzlich über seine Lösung Trailer Premium, mit der sich die Sicherheit erhöhen und Kosten senken lassen sollen. Als Teil des Angebots von Michelin Connected Fleet sei Trailer Premium ideal mit den Anforderungen der RDKS-Pflicht zu kombinieren, heißt es seitens des Unternehmens. Michelin selbst wird zwar nur über seine Tochter Euromaster auf der The Tire Cologne vertreten sein, dennoch wird auch dort die RDKS-Pflicht samt des nach wie vor bestehenden Klärungsbedarfs thematisiert. Neben dem BRV sorgen dafür diverse RDKS-Spezialisten, die als Aussteller auf der Messe zugegen sein werden. 

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