„Die Entwicklungen im zweiten Quartal bestätigen die anhaltend herausfordernde wirtschaftliche und geopolitische Lage, die sich negativ auf Marktvertrauen und Investitionen auswirkt“, erklärt Adam McCarthy, Generalsekretär der ETRMA. Besonders deutlich ist der Rückgang bei Agrarreifen, die im ersten Halbjahr 2025 rund 47 Prozent unter dem Vergleichswert von 2019 lagen. Im selben Zeitraum verzeichnete das Lkw-Reifensegment ein Minus von 14,3 Prozent, das Consumer-Segment lag mit 2,8 Prozent ebenfalls unter Vorkrisenniveau.
Im Detail ergibt sich ein Bild, das bei Anblick der Zahlen aus dem ersten Quartal 2025 noch etwas anders prognostiziert werden konnte: Im zweiten Quartal 2025 gingen die Verkaufszahlen im Consumer-Sektor gegenüber dem Vorjahresquartal um vier Prozent zurück. Für das gesamte erste Halbjahr ergibt sich damit ein Minus von 1 Prozent. Innerhalb dieses Segments entwickelten sich Sommerreifen mit einem Rückgang von sechs Prozent negativ, während Ganzjahresreifen ein moderates Plus von fünf Prozent erzielten. Winterreifen legten im Halbjahresvergleich um acht Prozent zu.
Bei Lkw- und Busreifen belief sich das Minus im zweiten Quartal auf 5 Prozent; für das Halbjahr beträgt der Rückgang 4 Prozent. Auch im Agrarbereich setzt sich die rückläufige Entwicklung fort: Hier sanken die Verkaufszahlen in den ersten sechs Monaten des Jahres um 5 Prozent. Eine Ausnahme bildet der Bereich Motorrad- und Scooterreifen, der im Halbjahr ein Plus von 5 Prozent verzeichnete.
Parallel zur eher schwachen Inlandsnachfrage ist eine deutliche Zunahme der Reifenimporte aus Drittländern zu beobachten. Im Zeitraum Januar bis Mai 2025 stieg das Importvolumen von Pkw- und Leicht-Lkw-Reifen (PCLT) in die Europäische Union und das Vereinigte Königreich um 15 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Dabei verzeichneten China und Thailand jeweils einen Zuwachs von 17 Prozent. Vietnam stieg mit einem mehr als versechsfachten Volumen auf Platz fünf der wichtigsten Importländer auf – noch vor Indien und Indonesien. Bereits in den ersten fünf Monaten wurden 1,4 Millionen Reifen aus Vietnam importiert, doppelt so viele wie im gesamten Jahr 2024.
Auch im Bereich Lkw- und Busreifen stiegen die Einfuhren aus Nicht-EU-Ländern deutlich an – ebenfalls um rund 15 Prozent. Thailand bleibt mit stabiler Entwicklung führender Importeur, während Vietnam seine Exporte in diesem Segment mehr als verdoppeln konnte und mittlerweile für mehr als ein Viertel der Lieferungen verantwortlich ist. China fiel in der Rangliste auf den dritten Platz zurück.
BEV-Markt wächst unterschiedlich schnell
Die Zahl der Elektro-Fahrzeuge in Europa wächst weiterhin: Ende 2024 lag der BEV-Bestand bei über acht Millionen Fahrzeugen – achtmal so viele wie im Jahr 2019. Der Marktanteil dieser Fahrzeuge am gesamten Pkw-Bestand betrug zuletzt 2,7 Prozent. Allerdings zeigen sich deutliche regionale Unterschiede: In Norwegen machen BEVs bereits 27 Prozent des Fahrzeugbestands aus, in den übrigen nordischen Ländern liegt der Anteil bei 7,7 Prozent. In Nordwesteuropa beträgt er 3,6 Prozent. In Südeuropa liegt der Wert dagegen bei lediglich 0,8 Prozent, in Mittelosteuropa nur bei 0,6 Prozent. Dort dominieren weiterhin gebrauchte Fahrzeuge den Markt, und der Anteil elektrischer Antriebe an diesen Importen ist bisher gering.