Die Prüfungsanordnung der “Reifentester” Dirk Vincken und Joachim Fischer wirft schon einige Fragen auf. Die koreanische Reifenmarke Kumho hat im Videobeitrag gleich in den ersten Sequenzen ihren Auftritt – getestet wurde auf dem Gelände in Papenburg, offensichtlich montiert in einer von Kumho gemieteten Halle. Stefan Küster, Manager Market Intelligence bei Kumho Tire, ist auch derjenige, der eine Einordnung relevanter Kriterien und Hintergründe zur Reifenentwicklung beisteuern darf. Dies tut er selbstverständlich in verständlich fundierter Weise, er stand zuvor 29 Jahre in Diensten von Pirelli. Ein Reifen der italienischen Prestige-Marke befindet sich aber nicht im Test – die Auswahl und das sich Beschränken auf acht Profile ist aber kein unbedingter Kritikpunkt aus neutraler Sicht.
Aus unserer Sicht ist aber sehr wohl zuallererst die Gewichtung des Rollwiderstand-Anteils in der Gesamtwertung mit nur 5 Prozent unterrepräsentiert. Der Faktor Wirtschaftlichkeit wird auch bei sportlicheren Spezifikationen immer wichtiger. Ja, die Tester weisen zurecht auf den klassischen Zielkonflikt in der Reifenentwicklung zwischen der wichtigen Nässeperformance und dem Rollwiderstand hin, die Conclusio einer sparsamen Gewichtung des Wirtschaftlichkeitskriteriums ist mit Blick auf die in den vergangenen Jahren eindeutige Tendenz in der Reifenentwicklung seitens der marktbeherrschenden Akteure aber zu hinterfragen. In unserem Sommerreifen-Spezial (03/2025) werfen wir einen sehr genauen Blick auf eben jenen Faktor, der auch durch die zunehmende Preissensibilität im Markt gefüttert wird.
Aber zu den Ergebnis-Details des Tests: Performance-Zweifel äußern die “Reifentester” lediglich über den Vredestein Ultra Pro. Sowohl beim Bremsen auf trockener, wie auch auf nasser Strecke findet sich das niederländische Profil aus dem indischen Konzern Apollo Tyres auf dem letzten Platz. Am Ende steht das Gesamturteil “befriedigend”. In einem ansonsten fast überschwänglich gut benoteten Testfeld ist dies als Abstrafung zu deuten. Der Sprung an die Spitze des Testfeldes offenbart Auffälligkeiten. Den Referenzreifen Continental SportContact 7 durften Branchenkundige auf dem Treppchen erwarten. Das Urteil “sehr gut” für den Kumho Ecsta Sport ist aber schon eine kleine Überraschung, auch wenn die Koreaner in den letzten Jahren Entwicklungssprünge in mehreren Reifensegmenten haben dokumentieren können. Ebenfalls als “sehr gut” empfinden die “Reifentester” den “ausgewogenen” Bridgestone Potenza Sport. Im Bewertungsspektrum “gut” sortieren sich der Goodyear Eagle F1 Supersport, der Hankook Ventus S1 Evo3 K127 (für den es im Markt bereits einen Nachfolger gibt), der Maxxis Victra Sport 5 und der Michelin Pilot Sport 5 ein.
In den kommenden Wochen werden wir über die Summe einer Vielzahl an Reifentest-Ergebnissen und vor allem auch einer stärkeren Gewichtung des Faktors Wirtschaftlichkeit aussagekräftige Rückschlüsse über das Leistungsvermögen und die optimale Balance relevanter Sommerreifen erhalten.