30 Jahre Rowe

Schmierstoffkompetenz aus Worms

Rowe WormsVor allem für die an- und abfahrenden Lkw und Tankkraftwagen ist die Nähe zum Autobahnzubringer ideal.  Foto: Daniel Lorenz 

Seit dem Jahr 2013 ist die Rowe Mineralölwerk GmbH an der bekannten Adresse in Worms ansässig. Genauso lange ist auch Leonhard Bachmann an Bord, der als Standortleiter die beiden Werke Worms und Bubenheim betreut und Automotive Insights bei unserem Besuch durch das Wormser Werk führt. Deutlich kürzer ist hingegen die Unternehmenszugehörigkeit von Martin Imruck, der seit wenigen Monaten das Amt des Corporate Communications Managers innehat und uns an diesem Tag ebenfalls begleitet. Die beiden gehören zu den mittlerweile mehr als 300 Mitarbeitenden, die die Rowe-Gruppe heute weltweit beschäftigt. Etwa 65 davon sind in Bubenheim tätig, wo vorwiegend Produkte aus dem Bereich Winterchemie und Bremsflüssigkeiten produziert werden. In Worms wiederum sind es rund 260 Beschäftigte, die sich vornehmlich um die komplette Bandbreite an Schmierstoffen für automotive und industrielle Anwendungen kümmern.

Rowe Worms
Rund 110.000 Quadratmeter Grundfläche misst der Rowe-Standort in Worms. Foto: Daniel Lorenz 

Standort Worms und lokale Identifikation 

Vier Hallen und rund 110.000 Quadratmeter Grundfläche umfasst die Rowe-Präsenz in Worms inzwischen. „Wir sind sehr froh, dass der Standort das hergibt, weil wir uns sehr wohl in der Region fühlen”, berichtet Martin Imruck. Raum für mögliche Erweiterungen war bei der Ansiedlung im Wormser Industriegebiet bereits mit einkalkuliert, der Standort überzeugt zudem mit seiner Nähe zum Rhein sowie zum Autobahnzubringer. Letzteres ist vor allem für die Vielzahl an Lkw und Tankkraftwagen entscheidend, die das Werk in der Zeit von Montag bis Freitag ansteuern und wieder verlassen. 

Dass sich das Unternehmen an seinem heutigen Standort wohlfühlt, ist darüber hinaus auch mit Blick auf die Mitarbeitenden ein zentrales Thema. Fast alle wohnen in der näheren Umgebung und die Wege sind nicht nur innerhalb der Firma kurz. Rowe bemüht sich darüber hinaus um lokales Engagement, etwa bei den örtlichen Nibelungen-Festspielen, beim Wormser Backfischfest sowie beim Fußballverein Wormatia. Wie die Verantwortlichen berichten, wird mit diesen Maßnahmen auch die Sichtbarkeit als Arbeitgeber gestärkt, weshalb der vielfach zitierte Fachkräftemangel das Unternehmen vergleichsweise gering betrifft. Auch das Gewinnen neuer Azubis – für kaufmännische Berufe oder auch für das eigene F&E-Labor – werde dadurch vereinfacht.

Seit Anfang 2024 hat mit Dr. Alexandra Kohlmann endgültig die zweite Familiengeneration das Ruder der Rowe Holding GmbH übernommen. Ihr Vater und Firmengründer Michael Zehe ist in eine Beraterrolle im Rowe-Beirat gewechselt. Die Rowe Mineralölwerk GmbH führt Kohlmann gemeinsam mit Co-Geschäftsführer Stefan Wermter. Den Anspruch von Rowe als Familienunternehmen bringt folgendes Statement der Geschäftsführerin auf den Punkt: „Wir bringen zwei entscheidende Vorteile mit: Kurze Entscheidungswege und langfristige Planung. Wir können jederzeit flexibel und schnell auf Marktanforderungen und -veränderungen reagieren. Gleichzeitig werden wir nicht von kurzfristiger Gewinnmaximierung getrieben, sondern treffen unternehmerische Entscheidungen immer unter der Prämisse, Rowe zukunftssicher für die nächsten Generationen aufzustellen.“

Das Führungsduo der Rowe Mineralölwerk GmbH: Dr. Alexandra Kohlmann und Stefan Wermter.
Das Führungsduo der Rowe Mineralölwerk GmbH: Dr. Alexandra Kohlmann und Stefan Wermter. Foto: Rowe

Die angesprochene Flexibilität wird bei Rowe auch durch vertikale Integration möglich: Neben Produktionsflächen mit Tanks und Speicheranlagen sind in Worms auch die zur Rowe Holding gehörenden Unternehmen ITEC GmbH und Palbo GmbH ansässig. Während ITEC ein Spezialist für den Maschinenbau ist, fertigt Palbo die Gebinde, in denen die Rowe-Produkte in den Handel kommen. Dabei drückt auch der Name Palbo, der als Abkürzung für Palatinate Bottle steht, die lokale Verbundenheit aus. Dass das Unternehmen darüber hinaus mit dem Prädikat „Made in Germany” aufwarten kann, macht sich international positiv bemerkbar.

Nachhaltigkeit im Produktsegment 

Die Rowe-Produktrange, die innerhalb der Geschäftsführung von Stefan Wermter verantwortet wird, hat sich seit der Gründung im Jahr 1995 deutlich diversifiziert. Neben dem Automotive-Segment, in dem auch die Rowe-Wurzeln liegen, bietet das Unternehmen auch Schmierstoff- und Kühllösungen für Großmotoren, Industrieanwendungen und weitere Bereiche an. Wachstumsmöglichkeiten haben die Verantwortlichen unter anderem bei Kühlflüssigkeiten für Rechensysteme und Server identifiziert, deren Bedarf mit der weiteren Verbreitung von Künstlicher Intelligenz zunehmen dürfte. Zentral bleibt jedoch weiterhin das Automotive-Geschäft, das gegenwärtig etwa 80 Prozent des Umsatzes ausmacht. Potenziale in diesem Segment bietet ebenso der B2C-Bereich, auch wenn Martin Imruck betont: „Unser Kerngeschäft bleibt B2B!” Dafür hat das Unternehmen jüngst auch sein Partnerkonzept überarbeitet und aktualisiert. Künftig sind angeschlossene Betriebe in drei Stufen unterteilt, wobei hier nach Unternehmensaussage „eher Qualität denn Abnahmemengen eine Rolle spielen”. 

In puncto Produkt liegt der Fokus darüber hinaus aktuell verstärkt auf der Sunspeed-Reihe. Bei derartigen Motorenölen kommen nicht-mineralische Basisöle sowie synthetische Kohlenwasserstoff-Verbindungen, die zu 100 Prozent aus pflanzlicher Biomasse synthetisiert werden, zum Einsatz. Während im Automotive-Bereich bislang keine Herstellerfreigaben für solche Öle vorliegen, gibt es im Bereich Heavy-Duty-Motoren gleich deren zwei von Deutz. Mit dem Sunspeed-Sortiment will Rowe interessierten Akteuren den Umstieg auf umweltfreundlichere Alternativen erleichtern. Mitunter sind die biosynthetischen Produkte ihren konventionellen Pendants nach Aussage der Verantwortlichen ohnehin in puncto Performance – etwa mit Blick auf das Kaltstartverhalten – sogar überlegen. „Aktuell ist die Nachfrage nach nachhaltigen Lösungen aus internationalen Märkten größer als hierzulande”, konstatiert Martin Imruck. 

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Fertige Produkte in unterschiedlichen Volumeneinheiten warten im Lager auf ihren Weitertransport. Foto: Daniel Lorenz 

Motorsport und Marketing 

Einen merklichen Einfluss auf das Interesse an den Sunspeed-Lösungen hatte allerdings der diesjährige Sieg von Rowe Racing beim 24h-Rennen auf dem Nürburgring. Der Team-BMW, um den sich vornehmlich die in St. Ingbert ansässige Motorsport Competence Group AG kümmert, ist mit Sunspeed-Ölen auf den Rennstrecken dieser Welt unterwegs. Die Basis des Öls ähnelt dabei dem Aftermarket-Produkt, lediglich die Additive unterscheiden sich aufgrund des höheren Performance-Anspruchs. Motorsport nimmt in den Aktivitäten von Rowe ohnehin großen Raum ein. Das liegt unter anderem daran, dass Firmengründer Michael Zehe einst selbst beim 24h-Rennen mitgefahren ist. 

Noch deutlich wichtiger sind allerdings die Aspekte Technologietransfer und Marketing, die den Motorsport für Rowe so besonders machen. Im „fahrenden Labor” werden Produkte erprobt, die dann ihren Weg von der Rennstrecke ins Regal finden, während bei Events wie dem 24h-Rennen gemeinschaftliche Erfolge gefeiert werden. Dass ausgerechnet im Jahr des 30. Jubiläums abermals ein Sieg bei dem prestigeträchtigen Event auf dem Nürburgring heraussprang, ist für die geplanten Feierlichkeiten rund um den Firmengeburtstag besonders passend. „Der Sieg auf dem Nürburgring war ein absolutes Highlight unseres Jubiläumsjahres. ‘30 years united in progress’ lautet das Jubiläumsmotto und genau so machen wir weiter: Gemeinsam für leistungsstarke Produkte, die Performance und Nachhaltigkeit vereinen“, blickt Alexandra Kohlmann zuversichtlich in die Zukunft.

Martin Imruck (l.) und Leonhard Bachmann führten Automotive Insights über das Rowe-Gelände in Worms.
Rowe Worms
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