Vertraute Szenerie: Alle paar Sekunden ertönt ein kurzer Knall und der Nachhall des Schlagschraubers, die aufgetürmten Reifenstapel füllen die Werkstatt mit sattem Gummigeruch – die Umrüstzeit ist in der Gelsenkirchener Filiale der Reifenhandelskooperation Quick in vollem Gange. Von Stress allerdings kaum eine Spur, das Team am Standort arbeitet wie eine geschmeidige Maschine. Durch die offenen Werkstatttore strahlt die Frühlingssonne bis zu den Hebebühnen. Es wird gescherzt, eine routinierte Lässigkeit erfüllt die Montagehalle. Hier ist die Reifenhandelswelt im Einklang.
Quick Reifendiscount ist eine Marke aus dem Verbund der Goodyear Retail Systems. Der Name Goodyear produziert in der Reifenwelt aktuell kaum positive Nachrichten – Lieferschwierigkeiten, Entlassungen an deutschen Standorten und zuletzt die extrem irritierenden Umstände der Absetzung des Goodyear-Europa-Chefs. Die Handelsorganisation GRS ist derzeit eine der wenigen Lichtblicke im Konzern. Besonders die Quick-, Premio- und HMI-Partnerbetriebe halten die Werte Verlässlichkeit, Seriosität und Servicequalität hoch. Dies wurde für die Redaktion von Automotive Insights erneut beim Besuch des Quick-Standortes in Gelsenkirchen erkennbar. Den dortigen Filialleiter Fabian Hellmann erlebten wir so, wie der Goodyear-Konzern in früheren Zeiten wahrgenommen wurde: nah am Kunden und mit viel Reifen-Expertise.
Stabile Erträge
Seit 1999 ist Fabian Hellmann in der Reifenbranche tätig. Sein Weg ist der lineare Musterfall eines Reifen-Fachmanns: Einstieg als Monteur, dann der Wechsel in den Verkauf und seit 2007 Filialleiter des Quick-Betriebes in Gelsenkirchen. Mit soliden Reifenservices und der für das Ruhrgebiet so charakteristischen Direktheit ist Hellman mit seinem Team zur festen Anlaufstelle in Gelsenkirchen Bismarck geworden. Ein Team aus acht Mitarbeitern verkauft und montiert Reifen, leistet weitere Services von RDKS bis Achsvermessung. Auf einer Tagung der GRS-Partner im Februar würdigte Geschäftsführer Goran Zubanovic die Leistung der Quick-Betriebe als “Hochleistungssport”. Im Betrieb von Fabian Hellmann lässt sich beobachten, dass Hochleistungssport gar nicht anstrengend aussehen muss. Stabile Erträge im Vorjahr und der laufenden Umrüstsaison bestätigt Hellmann im Gespräch mit Automotive Insights. Es läuft generell gut für Quick: Das über 50 Filialen zählende Netzwerk steigerte den Gesamtumsatz im Geschäftsjahr 2024 um 7,3 Prozent.
Dominantes Allwetter-Segment
Rund 70 Prozent der im Quick-Betrieb von Hellmann vermarkteten Produkte stammen aus dem Goodyear-Portfolio. Das Segment Allwetterreifen ist mit einem Anteil von über 40 Prozent absolut dominant. Die Kundschaft ist nur noch eingeschränkt wechselwillig. Angesichts der im Ruhrgebiet vorherrschenden Wetterverhältnisse sieht Fabian Hellmann bei der Produktqualität neuer Ganzjahresreifen aber auch kaum argumentative Verkaufsbarrieren. Besonders der Goodyear Vector 4Seasons der dritten Generation ist der Verkaufsrenner. Das Umfeld am Standort deutet nicht auf eine hohe Kaufkraft hin, insofern ist es durchaus überraschend, ein Premium-Produkt auf der Pole zu finden. Hellmann aber erläutert, dass Käufer mittlerweile ein feines Gespür für die Balance aus Qualität, Wirtschaftlichkeit und Laufleistung besitzen. Die Konzernprodukte werden laut dem Filialleiter unverändert am stärksten nachgefragt. Für Reifen von Bridgestone oder Michelin sei das Interesse in seinem Betrieb kaum noch existent. Und auch die aufstrebenden koreanischen Marken liefen unter dem Kundenradar.
Das Verhältnis zwischen Privat- und Flottenkunden ist am Quick-Standort Gelsenkirchen eindeutig verteilt. Gewerbliche Kunden sind stark unterrepräsentiert, was für Fabian Hellmann aus administrativen und unternehmerischen Gründen aber eine durchaus bewusste Entscheidung ist. Das von der GRS bereitgestellte Portfolio an digitalen Tools für das tägliche Werkstattgeschäft nutzt Hellmann hingegen in vollem Umfang. Dieses strafft die Prozesse im Hintergrund – sei es in der Saison-Vororder, der Kundenzuführung oder in der Werkstattbühnen-Belegung. “Die Tools der GRS unterstützen uns sehr. Insbesondere das automatische Nachschubsystem entlastet mich als Filialleiter im Arbeitsalltag", erläutert er. Auch den Austausch zwischen den Partnern im Quick-Verbund beurteilt Hellmann als gewinnbringend. Berührungsängste kennen er und sein Team ohnehin nicht. Diese Haltung schafft einen vertrauten, zugewandten Ton im Werkstattalltag und bindet so auch die Kundschaft. Diese Offenheit und Souveränität erlebten auch wir als Medienkanal – Kompetenz auf ganzer Linie eben.