GDV-Untersuchung zu steigenden Reparaturkosten

ZKF kritisiert Datengrundlage und wirbt für differenzierte Betrachtung 

Arndt Hürter, ZKFSieht vor allem den starken Anstieg der Ersatzteilpreise in den letzten Jahren als Problem für die im ZKF organisierten Betriebe: Verbandspräsident Arndt Hürter.  Foto: Daniel Lorenz

Um knapp acht Prozent sind die Stundenverrechnungssätze (SVS) in Werkstätten laut dem Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) 2024 gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Betroffen sind sowohl Arbeiten an der Mechanik, Elektrik oder der Karosserie als auch Lackierarbeiten. GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen kritisierte in diesem Zuge unter anderem, dass die Erhöhungen bei den Stundenverrechnungssätzen die allgemeine Teuerung anhand des Verbraucherpreis-Index deutlich übersteigen.

Alles wird teurer: Die Stundenverrechnungssätze wie auch Kfz-Versicherungsprämien. Hinsichtlich der Ursachen und Gründe gibt es in der Branche unterschiedliche Perspektiven. Foto: GDV

„Nur einheitliche Datenstrukturen schaffen Vergleichbarkeit”

Dass Versicherer und Schadendienstleister auf Basis dieser Daten höhere Kfz-Prämien rechtfertigen, stößt wiederum beim Zentralverband Karosserie- und Fahrzeugtechnik (ZKF) auf Kritik. Dem Verband zufolge gehe diese Argumentation auf Kosten aller Kfz-Werkstätten und Betriebe. Dabei würden freie Werkstätten – die der ZKF mehrheitlich vertritt – unter einem verzerrten Datenbild leiden. „Hersteller- und Markenbetriebe tragen mit Verrechnungssätzen zwischen 300 und bis zu über 500 Euro zusätzlich zur Verschärfung von Diskussionen bei und katapultieren den vom GDV kommunizierten Werkstattstundensatz insgesamt in die Höhe”, heißt es diesbezüglich in einer ZKF-Mitteilung. 

ZKF-Präsident Arndt Hürter führt aus: „Nur einheitliche Datenstrukturen schaffen eine Vergleichbarkeit in der Außenkommunikation. In der Studie des GDV wurden Brutto-Werte der SVS in der Kommunikation zunächst veröffentlicht. Um eine Vergleichbarkeit mit betrieblichen Daten von Betrieben vorzunehmen, müssen Netto-Werte der Stundenverrechnungssätze (SVS) zunächst korrigiert werden – so liegen wir bei Karosseriearbeiten der GDV-Studie bei ca.163,62 Euro und Lackarbeiten von 178,20 Euro pro Stunde ohne gesetzliche Mehrwertsteuer.“

Vielfältige Ursachen für höhere Stundenverrechnungssätze

Darüber hinaus werden nach Meinung der ZKF-Verantwortlichen die „Besonderheiten und Problemfelder des Karosserie- und Fahrzeugbauerhandwerks” durch die von der Sachverständigenorganisationen Dekra erhobenen Daten nicht ausreichend berücksichtigt. Diese umfassen laut Dekra-Angaben alle im Vorjahr erstellten Gutachten aus Privat- und Versicherungsaufträgen von freien und markengebundenen Fachwerkstätten zum ausgehängten SVS wie auch solche mit individuellen Vereinbarungen. Hieraus wurde der Jahresdurchschnitt für alle Reparaturbetriebe und im Anschluss das arithmetische Mittel für die einzelnen Postleitzahlregionen gebildet. 

Aus Sicht des ZKF könne dies für den Betrieb jedoch nur als Richtschnur dienen und ersetze keine Berechnung eines betriebsindividuellen Stundenverrechnungssatzes. Letzterer müsse auch Kostenerhöhungen, die Auslastung des Betriebs sowie weitere betriebliche Faktoren berücksichtigen. „Die stark gestiegenen Kosten, z. B. bei Lohn- und Energiekosten waren in den letzten Jahren ein Grund, Stundenverrechnungsätze anzupassen. Die „wahren“ Gründe jedoch, sind im starken Anstieg der Ersatzteilpreise, aber auch beim Lackmaterial in den letzten Jahren zu finden“, betont Arndt Hürter. ZKF-Hauptgeschäftsführer Thomas Aukamm ergänzt: „Der betrieblich erzielte SVS trägt maßgeblich zum betriebswirtschaftlichen Erfolg für das Unternehmen finanziell bei. Dieses Vorgehen ist für Betriebe überlebenswichtig, um zahlungsfähig und wettbewerbsfähig zu bleiben.“

Das EBITDA der reparierenden Betriebe im Karosserie- und Fahrzeugbau hat sich laut ZKF in den vergangenen Jahren nicht wie gewünscht entwickelt. Foto: ZKF

Steigende Ersatzteilpreise bleiben problematisch 

In seinem jährlich erhobenen Betriebsvergleich sieht der Verband die wirtschaftliche Situation der Branche weiterhin problematisch. „Noch immer liegt das EBITDA der reparierenden Betriebe im Karosserie- und Fahrzeugbau unter dem gewünschten Ergebnis”, hält der Verband fest. Ein betriebswirtschaftlicher Gewinn sei jedoch nötig, um in Digitalisierung und Nachhaltigkeit zu investieren sowie Spezialisten für die zunehmend anspruchsvollen Tätigkeiten in der Unfallreparatur angemessen zu entlohnen. Problematisch in dieser Hinsicht seien ferner die steigenden Ersatzteilpreise und das auch seitens des GDV bereits kritisierte „Quasi-Monopol” vieler Hersteller aufgrund des Design- und Markenschutzes. 

Den letztgenannten Punkt gelte es jedoch seitens der Versicherer noch deutlicher zu kommunizieren, wie ZKF-Präsident Arndt Hürter abschließend bilanziert: „Versicherer dürfen nicht nur Werkstätten Prämienerhöhungen zuschieben, sondern den Verbraucher auch über den Tatbestand der ständig steigenden Lack- und Ersatzteilpreise aufklären. Darüber hinaus müssen die Versicherer zudem die Prämien so kalkulieren, dass auch Werkstätten einen auskömmlichen und fairen SVS erhalten. Dies gilt insbesondere für die Freien Karosserie- und Lackbetriebe.”

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