Zukunft der Marke Dunlop unklar

Goodyears Pläne für den Turnaround

Richard Kramer Goodyear CEORichard J. Kramer wird seine Ämter als Chairman, CEO und Präsident der Goodyear Tire & Rubber Company 2024 niederlegen.  Foto: Goodyear

Das Geschäftsjahr 2023 war für Goodyear bisher ein sehr verlustreiches – mit Blick auf die Finanzen, aber an der ein oder anderen Stelle sicherlich auch mit Blick auf die Reputation. Anfang dieses Monats veröffentlichte der Konzern seine Ergebnisse für das dritte Quartal. Darin zeigt sich zwar in einzelnen Geschäftsfeldern und Märkten ein leichter Aufwärtstrend, doch unter dem Strich steht wie bereits in den ersten beiden Quartalen ein negatives Resultat zu Buche: Auf 89 Millionen US-Dollar beläuft sich der Unternehmensverlust in den Monaten Juli bis September.  

Das Absatzvolumen lag im Berichtszeitraum bei 45,3 Millionen und damit 2,8 Prozent unter dem Vorjahreswert. Während Goodyear seine Verkäufe im Erstausrüstungsgeschäft vor allem dank der Region Asia Pacific steigern konnte (+5,7 Prozent), war die Entwicklung im Ersatzmarkt gegenläufig (-5,3 Prozent). Der Nettoumsatz des Konzerns belief sich auf 5,14 Milliarden Euro (-3,2 Prozent), während das operative Segmentergebnis 336 Millionen US-Dollar (-9,9 Prozent) betrug. Letzteres entspricht einer Marge von 6,5 Prozent (Q3/2022: 7 Prozent). 

Im Fokus der Bemühungen der Konzernspitze um eine verbesserte Wirtschaftlichkeit steht weiter die EMEA-Region. Aufgrund von Preisanpassungen konnte Goodyear seine Umsätze in den EMEA-Märkten trotz rückläufiger Absatzzahlen (-4,9 Prozent) auf 1,37 Milliarden US-Dollar (+1,2 Prozent) steigern. Gleichzeitig brach das operative Segmentergebnis jedoch deutlich ein und belief sich auf lediglich 22 Millionen US-Dollar (-26,7 Prozent). Die im Vergleich zu anderen Regionen ohnehin niedrige Marge ging gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 0,6 Prozentpunkte auf 1,6 Prozent zurück. Negativ bemerkbar machte sich nach Aussage der Verantwortlichen an dieser Stelle auch der Brand in einem Debica-Werk in Polen am 20. August 2023. Gegenwärtig operiere der Standort wieder mit einer Auslastung von 70 Prozent, die volle Produktionskapazität werde jedoch vermutlich erst im vierten Quartal 2024 wieder erreicht. 
 
Stellenstreichungen und Druck von Aktionär Elliott

Als Reaktion auf die bereits seit längerem angespannte wirtschaftliche Situation hatte das Goodyear-Management bereits zu Beginn des Jahres weitreichende Maßnahmen angekündigt. Diese betreffen zahlreiche Arbeitsplätze weltweit und sorgen alleine am Standort Fulda für einen Wegfall von rund 550 Stellen. Die für diese “Restrukturierung” anfallenden “Rationalisierungskosten” sind nach Aussage der Goodyear-Verantwortlichen auch einer der Gründe für das negative Finanzergebnis im dritten Quartal. 

Ungeachtet der bereits eingeleiteten Maßnahmen soll der jüngst präsentierte Transformationsplan "Goodyear Forward" den Reifenhersteller wieder wettbewerbsfähiger machen. Durch eine Optimierung des Portfolios sollen eine deutliche Verbesserung der Gewinnspanne sowie eine Reduzierung des Verschuldungsgrads erreicht werden. Das Vorhaben, das eine “nachhaltige und substanzielle Wertschöpfung für die Aktionäre” sicherstellen soll, wurde auf Basis einer umfassenden Bewertung durch das Strategic and Operational Review Committee des Board of Directors ausgearbeitet.

Das Komitee, dem neben drei Goodyear-Managern auch zwei unabhängige Direktoren angehören, war Mitte dieses Jahres als Teil der Verhandlungen zwischen dem Goodyear-Großaktionär Elliott und dem Management des Unternehmens eingerichtet worden. Elliott Investment Management hatte die Goodyear-Führungsriege um CEO Kramer in einem öffentlichen Brief zuvor aufgrund der ausbleibenden Aktienentwicklung heftig kritisiert. 

Verändertes Markenportfolio?

Im Zuge der genannten “Optimierung des Portfolios” skizziert der ausgearbeitete Plan potenzielle Bruttoerlöse von mehr als zwei Milliarden US-Dollar. Dafür würden laut Unternehmensangaben nun “aktiv strategische Alternativen für das Chemiegeschäft, die Marke Dunlop und das OTR-Reifengeschäft verfolgt”. Konkrete Details dazu liegen aktuell noch nicht vor. Anzunehmen ist allerdings, dass es im Markenportfolio des Goodyear-Konzerns mittelfristig einige Anpassungen geben wird. 

Darüber hinaus werden als Teil von “Goodyear Forward” Kostensenkungen initiiert, die bis Ende 2025 Einsparungen von einer Milliarde US-Dollar jährlich bringen sollen. Von dieser Maßnahme betroffen sind Bereiche wie die Produktion, der Einkauf, die Lieferkette ebenso wie F&E-Prozesse. Auch eine “Werksoptimierung” wird in diesem Zusammenhang genannt, worunter vermutlich Standortschließungen oder aber die weitere Reduzierung von Arbeitsplätzen zu verstehen sein dürften. Weitere Anpassungen betreffen ferner die Marken- und Segmentpositionierung in Nordamerika sowie mögliche Rationalisierungen von SKUs (Stock Keeping Units), bei denen das Komitee ein jährliches Potenzial von 300 Millionen US-Dollar ausgemacht hat. 

Mit den genannten Maßnahmen soll die Goodyear-Marge bis Ende 2025 auf 10 Prozent steigen und sich damit gegenüber dem heutigen Stand in etwa verdoppeln. Auch die Verschuldung soll im genannten Zeitraum deutlich verbessert werden. “Aufbauend auf unseren Stärken wird dieser Plan Goodyear in die Lage versetzen, seine Führungsposition zu verbessern und auszubauen, ein profitables Wachstum in allen Märkten zu erzielen, einen erheblichen Wert für unsere Aktionäre zu schaffen und letztendlich  die Grundlage für den Erfolg der nächsten 125 Jahre zu legen", zeigt sich Goodyear-CEO Richard J. Kramer überzeugt. 

Suche nach einem neuen CEO läuft 

Kramer selbst wird allerdings nur noch begrenzte Zeit an der Ausgestaltung des Plans mitwirken. Der Manager, der immerhin 14 Jahre Chairman, CEO und Präsident der Goodyear Tire & Rubber Company war, hat den Unternehmensvorstand Mitte November informiert, 2024 von seinen Ämtern zurücktreten zu wollen. Laut Goodyear-Angaben wurde bereits eine Personalfirma damit beauftragt, geeignete Nachfolgekandidaten – sowohl intern als auch extern – zu identifizieren. In die Amtszeit Kramers fallen eine Vielzahl strategischer Entscheidungen, darunter mit der Übernahme von Cooper Tires im Jahr 2021 die größte Akquisition der Unternehmensgeschichte. 

In seiner verbleibenden Zeit an der Spitze will Kramer die Transformation des Konzerns weiter vorantreiben und dabei auch an der Umsetzung des “Goodyear Forward”-Plans mitwirken. “Ich bin zuversichtlich, dass unser Plan “Goodyear Forward" ein noch stärkeres Fundament für die nächste Generation von Führungskräften bilden wird, die den Weg für den dauerhaften Erfolg von Goodyear weiter ebnen werden. Ich werde mich voll und ganz für die erfolgreiche Umsetzung des Plans einsetzen und mit der Unterstützung und Beteiligung des Vorstands den Übergang begleiten, sobald mein Nachfolger feststeht. In den kommenden Monaten haben wir viel Arbeit vor uns", blickt Kramer, der insgesamt fast 25 Jahre in Diensten von Goodyear stand, voraus. (dw)

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