Zulieferer unter Druck

Schuldenstand belastet ZF

ZF_Forum-webZF hat Schulden in Milliardenhöhe.  Foto: ZF

Auf mehr als zehn Milliarden Euro belaufen sich die Schulden von ZF gegenwärtig, entstanden vor allem im Zusammenhang mit den Akquisitionen von TRW und Wabco. Die für den Schuldenberg jährlich anfallenden Zinsen im mittleren dreistelligen Bereich belasten den Konzern zunehmend. In einem Interview mit dem Handelsblatt fasst ZF-CEO Holger Klein die Situation wie folgt zusammen: „Wir sind in einer Hochzinsphase und daraus folgt die Dringlichkeit des Schuldenabbaus.“ Ein Ansatzpunkt dafür sind die in der jüngeren Vergangenheit bereits angekündigten Schließungen von Standorten wie Gelsenkirchen und Eitorf. 

Hinzu kommt ein konzernweiter Stellenabbau im fünfstelligen Bereich. Über dessen exakten Umfang sind das Management und Arbeitnehmervertreter unterschiedlicher Ansicht. Bei der in verschiedenen Berichten genannten Zahl von 12.000 Arbeitsplätzen handelt es sich laut ZF-Angaben lediglich um ein theoretisches Potenzial. In diesem Bereich könne der Jobabbau durch Maßnahmen wie Renteneintritte realisiert werden, sodass keine betriebsbedingten Kündigungen notwendig seien. 

Betriebsratschef Achim Dietrich hingegen betrachtet die 12.000 Jobs als erklärtes Abbauziel der Unternehmensspitze und verweist auf Zahlen, die der Vorstand dem Gesamtbetriebsrat vorgelegt habe. In einem Spiegel-Artikel widerspricht Frank Iwer, Personalleiter Deutschland ZF, dieser Zahl. Einen solchen Plan gebe es nicht. Arbeitnehmervertreter Dietrich wiederum nennt als Potenzial zum Stellenabbau gar die Zahl von 18.000 Jobs. Ungeachtet des tatsächlichen Ausmaßes gilt eine Verringerung der ZF-Belegschaft in den kommenden Jahren als gesichert. 

Börsengang als Lösung?

Vor zwei Wochen hatten Tausende Beschäftigte in Friedrichshafen gegen die Pläne des Managements protestiert. Neben dem drohenden Stellenabbau ging es dabei auch um die Standortschließungen sowie die mögliche Verlagerung von Geschäftstätigkeiten ins Ausland. Gegenüber dem Handelsblatt betonte Holger Klein die Notwendigkeit solcher Maßnahmen: “Wer diese Themen heute nicht angeht, handelt gerade als Führungskraft in unserer Branche grob fahrlässig und fährt mit Vollgas gegen die Wand.”

Als weitere Option prüft die ZF-Führung dem Handelsblatt zufolge den Verkauf der Airbag-Sparte. Auch ein vollständiger oder teilweiser Börsengang sei eine Option. Für einen solchen plädiert auch der Branchenexperte Friedrich Dudenhöffer, wobei dieser dabei den gesamten Konzern im Blick hat. Dudenhöffer hatte sich bereits im vergangenen Jahr entsprechend positioniert und seine Forderung in den vergangenen Wochen öffentlichkeitswirksam wiederholt. Ob das ZF-Management ähnliche Chancen in einem solchen Schritt sieht, müssen die nächsten Wochen und Monate zeigen.  

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