Fulda und Fürstenwalde
Goodyear baut wohl erst 2025 Arbeitsplätze ab
Mit seinen Plänen, das Werk in Fulda zu schließen und die Reifenproduktion in Fürstenwalde einzustellen, stieß Goodyear auf heftige Kritik. Rund 1.800 Jobs stehen dadurch auf der Kippe. Für die Betroffenen ist aktuell vieles noch unklar – zumindest 2024 dürften die Arbeitsplätze aber wohl noch bestehen bleiben.
Gegenüber der Fuldaer Zeitung sagte ein Goodyear-Sprecher lediglich, dass die Produktionseinstellung „graduell“ erfolgen soll. Damit werde nach Informationen der Zeitung aber offenbar noch nicht im kommenden Jahr begonnen. Wirkliche Klarheit für die Beschäftigten hat auch eine Betriebsversammlung in Fulda am 6. Dezember nicht gebracht. Fest steht nur, dass weitere Verhandlungsrunden zwischen dem Reifenhersteller und den Sozialpartnern bezüglich der Rahmenbedingungen der Entlassungen anstehen. In diesem Zuge ist – wie bereits beim Stellenabbau im Jahr 2019 – auch eine Transfergesellschaft eine mögliche Option.
Ähnlich stellt sich die Situation auch in Fürstenwalde dar, wo Gooodyear die Reifenproduktion bis Ende 2027 einstellen will. Seitens des Konzerns gibt es laut dem Brandenburger Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) diesbezüglich die Zusage, frühestens ab 2025 Arbeitsplätze abzubauen. Ein Arbeitsgruppe soll die verbleibende Zeit nutzen, um eine mögliche Weiternutzung von Teilen des Werkes zu erörtern. Ein Verkauf des Werkes ist aktuell nicht geplant. Wie Goodyear gegenüber der dpa verlauten ließ, sind vertiefende Gespräche mit Vertretern des Ministeriums zu den Hintergründen der getroffenen Entscheidung geplant. Diese sollen parallel zu den Verhandlungen mit der Arbeitnehmerseite erfolgen.
Mitverantwortlich für die beabsichtigte Werksschließung sind laut Jörg Steinbach offenbar auch die jüngsten Wirtschaftssanktionen gegen Russland. Der für die Reifenherstellung elementare Rohstoff Ruß konnte wegen des Embargos nicht wie gewohnt bezogen werden, was die Fertigungskosten weiter in die Höhe getrieben hat. Inwiefern der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine die Nachfrage nach Rohstoff-Alternativen wie etwa wiedergewonnenem Ruß (recovered Carbon Black, rCB) befördert, haben wir in an anderer Stelle beschrieben.
Beschäftigungsalternativen
Inwiefern sich für die Goodyear-Mitarbeitenden Lösungen in Form eines Jobwechsels eröffnen, müssen die kommenden Wochen und Monate zeigen. Die übrigen Goodyear-Standorte kompensieren die wegfallenden Stellen aktuell auf jeden Fall nicht durch zusätzliche Arbeitsplätze, wie das Unternehmen der Fuldaer Zeitung mitteilte. Dafür bringen sich einige umliegende Unternehmen bereits als potenzielle neue Arbeitgeber ins Gespräch. Ein solcher könnte für die Beschäftigten am Standort Fürstenwalde der E-Autohersteller Tesla sein. Die fehlende Zusammenarbeit zwischen den Reifenhersteller und der Tesla-Gigafactory im benachbarten Grünheide hatte die IG BCE beim Bekanntwerden der Schließungspläne scharf kritisiert. Auch wenn Tesla wohl nicht ganz so viele Arbeitsplätze wie ursprünglich geplant schaffen wird, ist das Unternehmen doch weiter auf der Suche nach Personal. (dw)