Investitionen am Stammsitz und ins Filialnetz

Reifen Stiebling legt Umzugspläne für die Runderneuerung auf Eis

Reifen Stiebling Herne Runderneuerung Jochen Ott, Alexander Vogt, Chrsitian Stiebling SPDZu Besuch in der Stiebling-Runderneuerung in Herne: Jochen Ott (2.v.r.) und Alexander Vogt (2.v.l.) mit Seniorchef Christian Stiebling (r.).  Foto: Börge Brauer/Reifen Stiebling

Auf fünf Millionen Euro belief sich die Investitionssumme, die Reifen Stiebling für den Ausbau seiner Runderneuerungskapazitäten vorgesehen hatte. Geplant war der Umzug vom Stammsitz auf eine freie Fläche im Herner Stadtteil Horsthausen inklusive Modernisierung und Vergrößerung der Runderneuerung. Dass daraus nun nichts wird, begründet Christian Stiebling unter anderem mit den „großen Sorgen, die wir uns um die Runderneuerung machen“. Nach über zwei Jahren Planungszeit sei man vom Kauf des Geländes zurückgetreten, so der Seniorchef. Investieren will das Familienunternehmen aber dennoch – und zwar sowohl in die Runderneuerung am „alten“ Standort in der Jean-Vogel-Straße sowie in die Vergrößerung und Modernisierung seines Filialnetzes.

Nachhaltigkeit muss als Faktor relevanter werden

Dass sie die aktuelle Situation der Runderneuerung in Deutschland kritisch sehen und zur Verbesserung auch die Politik in der Pflicht sehen, machten die Stiebling-Geschäftsführer im Gespräch mit der SPD-Fraktionsspitze im NRW-Landtag deutlich. Der Fraktionsvorsitzende Jochen Ott und sein Vize Alexander Vogt besuchten den Herner Reifenfachhändler, um sich über die Thematik zu informieren. Gemeinsam mit Michael Schwämmlein, Geschäftsführer Technik im Bundesverband Reifenhandel und Vulkaniseur-Handwerk e. V. (BRV), erläuterten die Stiebling-Verantwortlichen den Politikern zunächst die gegenwärtige Problematik. 

„Zum einen wird die Runderneuerung in Deutschland durch Billigimporte aus Asien nicht nur gerupft, sondern platt gemacht. Zum anderen steigen bei unseren Kunden im Lkw-Segment, also in der Mehrzahl bei Spediteuren, durch die zum 1. Dezember drastisch erhöhte Maut die Kosten. Und wie wird diese Erhöhung kompensiert? Beim Reifenkauf, da die billig produzierte Importware aus Fernost, die nicht runderneuerbar ist, aufgrund niedrigerer Energiekosten und fehlender Zölle deutlich günstiger angeboten werden kann als Reifen aus Herne“, so Alexander Stiebling. 

Zugleich betonte der Juniorchef die Qualität hiesiger Runderneuerter: „Runderneuerte Reifen aus einer Produktion wie bei uns sind einem Neureifen ebenbürtig und einem billig produzierten Reifen nicht selten in allen relevanten Belangen überlegen – vor allem unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit.“ Letztere muss nach Meinung von Jochen Ott noch mehr an Relevanz gewinnen. “Wir müssen jetzt Anreize schaffen, dass diese Nachhaltigkeit dem Unternehmen, hier also dem Spediteur, wichtiger wird“, lautet der entsprechende Auftrag des Oppositionsführers an sich und seine Politikerkollegen.  

Ansatzpunkte für politische Unterstützung 

Weiteres Potenzial für derartige Produkte sieht Christian Stiebling zudem bei öffentlichen Ausschreibungen: „Warum kann nicht im ÖPNV, bei der Polizei, bei städtischen Entsorgungsbetrieben, um nur drei Beispiele zu nennen, zwingend vorgeschrieben werden, dass ein gewisser Mindestsatz der Reifen aus der Runderneuerung kommt, da sie nachhaltiger sind?“ Für Ott genau der richtige Ansatz, um als öffentliche Hand ”beim Thema Nachhaltigkeit glaubwürdig zu sein”: “Alle, ob Kommunen, Land oder Bund, sind auf dem Weg zur Klimaneutralität. Daher müssen diese Produkte unterstützt werden.“

Ein weiterer Vorschlag, den Reifen Stiebling und der BRV den SPD-Vertretern mitgaben, war die Berücksichtigung der Runderneuerung bei gesetzlichen Regelungen oder Vorgaben, zum Beispiel bei der Maut oder der DeMinimis-Förderung. Christian Stiebling brachte darüber hinaus ein „für uns als Mittelständler umsetzbares Reifenlabel, das den Nachhaltigkeitsaspekt fair berücksichtigt“, ins Spiel. Denn während runderneuerte Lkw-Reifen derzeit nicht in das Schema der Qualitätssiegel passen, dürften sich die Hersteller von Neureifen bei der Importware selbst ein Siegel vergeben.  

Schließlich nahm der SPD-Fraktionschef noch die Frage, warum einem Unternehmen, das auf Runderneuerte setzt, nicht beispielsweise ein CO2-Kredit gutgeschrieben werden könne, mit auf den Weg in den Landtag. Impulse für die politische Unterstützung der Runderneuerung haben die Politiker also durchaus einige erhalten. Ob und wie es gelingt, diese in die Praxis zu überführen, muss sich in den kommenden Monaten zeigen. (dw)

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