Mediale Aufmerksamkeit generierte der Apollo-Tyres-Konzern im letzten Jahr vielfach eher in aus eigener Sicht unschöner Art und Weise. Nachdem der Vredestein Ultrac in der vergangenen Sommerreifen-Testsaison wiederholt mit Laufleistungs-Defiziten aufgefallen war, musste der Hersteller im Sommer 2024 Tausende Reifen wegen einer verunreinigten Materialmischung zurückrufen. Nicht weniger negativ dürften die Schlagzeilen sein, die die jüngste Presseaussendung aus dem Hause Apollo Tyres generiert: Die Geschäftsführung von Apollo Tyres NL BV (ATNL) will die Reifenproduktion am Standort Enschede einstellen. Im Rahmen einer Informationsveranstaltung wurde der Belegschaft die traurige Kunde bereits überbracht.
Die seitens des Management geäußerten Gründe für die drastische Maßnahme klingen nur allzu bekannt: „Makroökonomische Störungen”, „stark gestiegene Energie- und Arbeitskosten” sowie „Preisdruck durch Billigkonkurrenten” wurden auch von anderen Akteuren der Branche bei der Verkündung ähnlicher Vorhaben angeführt. Die Apollo-Verantworltichen sprechen ferner von einem „Nachfragerückgang bei Spacemaster- und Agri-Reifen”, der sich negativ bemerkbar macht. In Kombination mit trüben Zukunftsaussichten sorgen all diese Faktoren laut Benoit Rivallant, Vorstandsvorsitzender von ATNL, dafür, „dass eine langfristig rentable Produktion in Enschede in keiner Weise möglich ist”. „In den letzten Jahren haben wir mehrere Initiativen zur Kostensenkung durchgeführt. Diese Initiativen haben zwar zu einigen Einsparungen geführt, aber die meisten dieser Einsparungen wurden durch die ständig steigende Inflation wieder zunichte gemacht. Nach Prüfung verschiedener Alternativen sahen wir als Management von Apollo Tyres NL BV keine andere Möglichkeit, die Beratungsanfrage zur Einstellung der Produktion in Enschede einzureichen“, führt der Manager aus. Ende 2023 hatte der Reifenhersteller noch in den Standort investiert und den Umbau des örtlichen Lagers angestoßen. Die Fertigstellung der Baumaßnahmen war für dieses Frühjahr geplant.
Weitere Investitionen oder gar eine Zukunft scheint es nun vor Ort nicht mehr zu geben, auch wenn der Konzern einschränkt: „Die Umsetzung der vorgeschlagenen Entscheidung steht unter dem Vorbehalt des Abschlusses des Konsultationsverfahrens mit dem Betriebsrat und der Zustimmung des Aufsichtsrats.” Das Management scheint jedoch entschlossen, dass das Aus für den Standort der richtige Weg ist. „Wir werden die Produktion fortsetzen und unsere Kunden, Lieferanten und andere externe Parteien entsprechend informieren. Wir werden unsere Lieferverpflichtungen so erfüllen, wie sie es von uns erwarten", heißt es in dem Statement weiter. Zudem seien weitere Gespräche mit dem Betriebsrat und den Mitarbeitenden während des Prozesses geplant.