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"Autopromotec Talks"-Reihe gestartet

Renzo Servadei"Über den Tellerrand hinauszublicken", fordert Renzo Servadei, CEO der Autopromotec.  Foto: Autopromotec

Wie verändert die echte Konzentration auf Nachhaltigkeit die Branche? Ressourceneinsparung, Regeneration, Kreislaufwirtschaft, Optimierung von Produktionszyklen - „Null Emissionen und unendliche Lösungen. Ist es möglich, gleichzeitig wettbewerbsfähig und nachhaltig zu sein?”. So betitelt, brachte der Auftakt der "Autopromotec Talks”-Reihe einige der namhaftesten Vertreter des Aftermarkets zusammen, die ihre Betrachtungen und Erfahrungen einer nachhaltigeren Orientierung teilten. Rechtsanwalt Pietro Meda, stellvertretender Vizepräsident des Automobilclubs Mailand, eröffnete die Veranstaltung mit der Feststellung: „Über Mobilität zu sprechen bedeutet, über Kreislaufwirtschaft zu sprechen. Heute steht nur ein Segment des gesamten Produktions- und Nachproduktionszyklus im Rampenlicht der Mobilität, aber hinter diesem Segment steht eine ganze Familie: die Lieferkette. Wenn man die Mobilität verstehen will, darf man daher die Kreislaufwirtschaft nicht außer Acht lassen, die sie repräsentiert und die sich aus allen Teilnehmern der Produktion und der Nachproduktion zusammensetzt.“

Die Automobilindustrie unternimmt bereits grundlegende Schritte in Richtung Nachhaltigkeit – von der Komponentenproduktion bis zum After-Sales-Management. Für Verbraucher sind diese Anstrengungen jedoch oft nicht sichtbar. Gianmarco Giorda, Generaldirektor von ANFIA, präsentierte unter Verweis auf die ACEA Zahlen: Die Automobilhersteller in der EU haben im Jahr 2023 im Vergleich zu 2005 den Energieverbrauch pro produzierte Einheit um 15 Prozent, die CO2-Emissionen pro produzierte Einheit um mehr als die Hälfte, den Wasserverbrauch pro produzierte Einheit um etwa die Hälfte und flüchtige organische Verbindungen (VOC) pro produzierte Einheit um mehr als die Hälfte reduziert. Giorda führte auch an, dass 90 Prozent der Produktionskosten – und damit des Wertes – eines Elektrofahrzeugs auf seine Komponenten entfallen. Die Recyclingquote von Stahl liegt laut Gianmarco Giorda im Automobilsektor bei über 80 Prozent. Für das Recycling von Stahl werde deutlich weniger Energie benötigt als für die Herstellung von neuem Stahl, der Energieverbrauch hierfür sinke um bis zu 75 Prozent. 

Reifen sind ein prägnantes Segment zur Verdeutlichung, wie sich die Kreislaufwirtschaft ökologisch vertretbarer ausgestalten lässt. Hierzu berichtete bei “Autopromotec Talks” Matteo De Tomasi, Präsident und CEO von Michelin Italiana. Die Technologie im Bereich der Altreifenaufbereitung schreite rasch voran und ermögliche die Herstellung neuer Materialien, die für verschiedene Zwecke verwendet werden könnten. Als konkretes Beispiel verwies De Tomasi auf die Verwendung von recyceltem Carbon Black anstelle von herkömmlichem Carbon Black fossilen Ursprungs in der Reifenproduktion. Der Reifenhersteller Michelin zeigt sich zuversichtlich, dass in naher Zukunft der Anteil an recycelten oder aus erneuerbaren Quellen stammenden Produkten auf 100 Prozent ansteigen wird.

Einen besseren Umgang mit Ressourcen streben auch die Akteure im Autowaschanlagen-Bereich an. Am Weltwassertag im vergangenen März veröffentlichte die Global Commission on the Water Economy einen neuen Bericht: Bis zum Ende des Jahrzehnts wird demzufolge die weltweite Nachfrage nach Süßwasser die Verfügbarkeit um 40 Prozent übersteigen. Wie Gianluca Meschi, Geschäftsführer von Washtec, berichtete, kann durch den Einsatz von Recyclingsystemen der Wasserverbrauch in automatischen Autowaschanlagen um bis zu 85 Prozent gesenkt werden. Das Recycling von Wasser in automatischen Autowaschanlagen ist laut Meschi in vielerlei Hinsicht eine erfolgreiche Strategie: Es reduziere den Verbrauch einer wertvollen Ressource, verringere die Umweltverschmutzung und senke Betriebskosten. Investitionen in das Recycling von Wasser seien also ein ethisches und wirtschaftliches Muss gleichermaßen. 

Autopromotec-CEO Renzo Servadei forderte im Rahmen der Auftakt-Veranstaltung, „über den Tellerrand hinauszublicken und eine neue Perspektive zu wählen, bei der die versteckten Auswirkungen der Produktion nicht unterschätzt werden und gleichzeitig der Reparatur ein höherer Wert beigemessen wird.” Durch die Instandhaltung und Reparatur unseres aktuellen Fahrzeugs könne eine Form der Nachhaltigkeit praktiziert werden, die oft außer Acht gelassen werde. “Die Verwendung wiederaufbereiteter Materialien und Reparaturtechniken zur Reduzierung des Abfalls verringert die Umweltbelastung. Dies gilt insbesondere, wenn man den gesamten Lebenszyklus eines Fahrzeugs betrachtet. Der Weg zu echter Nachhaltigkeit führt nicht nur über den Kauf neuer Technologien, sondern über die optimale Nutzung dessen, was wir bereits haben“, so Servadei. Der Veranstaltungszyklus „Autopromotec Talks“ wird in den kommenden Monaten mit den Themen “Künstliche Intelligenz”, “Datengesetz”, “Made in Italy” sowie “Rennsport und Sicherheit” fortgesetzt. Vom 21.-25. Mai treffen sich Unternehmen des Automotive Aftermarkets zur 30. Ausgabe der Messe in Bologna

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