ZKF-Branchenkongress in Koblenz

“Herausforderungen sind für uns Handwerker stets ein Ansporn”

Thomas Aukamm Arnd Hürter ZKFEngagierte Vertreter ihrer Branche: ZKF-Hauptgeschäftsführer Thomas Aukamm (l.) und der neue ZKF-Präsident Arnd Hürter.  Foto: Daniel Willrich

Wegen einer längeren Schlange am Eingang startete der ZKF-Branchentreff 2024 mit leichter Verzögerung. Mag der Grund für die Verspätung im Einzelnen durchaus banal sein, lässt sich die Situation doch auch als Zeichen des regen Interesses an der Veranstaltung sehen. Über 350 Besucherinnen und Besucher konnte der Zentralverband Karosserie- und Fahrzeugtechnik (ZKF) Mitte Juni in der Koblenzer Rhein-Mosel-Halle begrüßen. Dies stellte nach Aussage der Verantwortlichen für die Post-Corona-Zeit einen neuen Höchststand dar, was auch der neue ZKF-Präsident Arnd Hürter in seiner Grundsatzrede erfreut zur Kenntnis nahm: “Im Namen des gesamten Vorstands, danke ich euch für euer zahlreiches Erscheinen zu unserem Branchentreff! Das Interesse an eurem Verband ist groß, trotz zahlreicher paralleler Veranstaltungen. Das bestärkt uns alle für unsere zukünftige Arbeit!”

Und davon gibt es für den Verband genug, wie nicht nur Hürter in seiner Rede in Koblenz deutlich machte. Zu Beginn des Pkw-Symposiums referierten Svenja Kley, Technische Leitung SERMA GmbH, und Matthias Kenter, stellv. Geschäftsführer ZDK, zu den hochaktuellen Themenfeldern SERMA und Pkw-Cyber-Security. Mit dem bisherigen Sachstand und den Anmeldungen für das Verfahren zeigte sich Matthias Kenter – insbesondere mit Blick auf die Situation in anderen Ländern – durchaus zufrieden. Gleichwohl gebe es aber noch viel zu tun. Ähnlich äußerte sich auch Svenja Kley, die zudem auf eine besondere Schwierigkeit hinwies: “Jeder Hersteller entscheidet selbst, was bei ihm unter SERMI fällt.” 

Weitere Vortragsthemen waren etwa der Umgang mit Fahrerassistenzsystemen in der Unfallinstandsetzung am Beispiel der Marke Nio sowie die Schadendiagnose und Quarantäne von verunfallten HV-Fahrzeugen. Dabei ging es Rainer Kühl vom Kraftfahrzeugtechnischen Institut (KTI) vor allem darum, mit “Mythen aufzuräumen”. Er verwies auf eine Studie der schwedischen Zivilschutzbehörde MSB, wonach die Brandhäufigkeit von E-Autos deutlich geringer als die von Verbrennern sei. Rechtsanwalt Matthias Nickel wiederum klärte zur Vorschadenfalle auf und gab den ZKF-Mitgliedern einen klaren Rat: “Führt erst eine Schadenreparatur durch, wenn die Versicherung sich rechtsverbindlich gemeldet oder gar schon einen Vorschuss gezahlt hat!” 

Rahmenprogramm und Nfz-Symposium

Zwischen den einzelnen Vorträgen hatten Besucherinnen und Besucher die Möglichkeit, sich auf der Fachausstellung über die Produkte und Leistungen von 47 Unternehmen zu informieren. Ein neues ZKF-Scheckheft bot dabei die Möglichkeit, exklusive Sonderangebote und Messerabatte in Anspruch zu nehmen. Im Rahmen der Fachausstellung war der ZKF ferner in eigener Sache für die neue Ausbildungsfachrichtung Caravan- und Reisemobiltechnik. Als ein Baustein der Agenda 2030 griff Arnd Hürter dieses Anliegen auch in seiner Rede auf: “Eine der wichtigsten Aufgaben des ZKF ist die Stärkung von Fahrzeugbau, Caravan und Reisemobil.” 

Entsprechend waren diese Bereiche auch Bestandteil des Vortragsprogramms beim parallel zu den Pkw-Workshops stattfindenden Nutzfahrzeug-Symposium unter der Leitung von ZKF-Vizepräsident Claus Evels. Nach der Keynote “Der individuelle Fahrzeugbau und seine Zukunft” gingen Experten von MAN oder auch vom TÜV Rheinland in ihren Ausführungen unter anderem auf die Umsetzung der GSR II und die Auswirkungen der ECE-R 155 (Cyber Security) auf die Aufbauhersteller ein. Weitere Themenkomplexe waren der CO2-Nachweis für Anhänger, mögliche Erstattungen der Stromsteuer für das produzierende Gewerbe und die Handlungsmöglichkeit bei der Lieferung fehlerhafter Bauteile. Auch hierbei stand der gemeinsame Austausch klar im Fokus. 

“Annäherung statt Aufbau von Fronten” 

Ebendieser “angeregte und intensive Austausch”, den auch Arnd Hürter in seiner Rede einforderte, zeigte sich innerhalb des Pkw-Symposiums bei der Podiumsdiskussion zum “Kooperativen Schadenmanagement”. Nachdem die Schadenchefs der HUK, der Innovation Group und SPN ihr jeweiliges Konzept präsentiert hatten, sahen sie sich mit durchaus emotionalen und kritischen Rückmeldungen konfrontiert. Arndt Hürter, der die Diskussion gemeinsam mit ZKF-Hauptgeschäftsführer Thomas Aukamm moderierte, konnte die Kritik der Mitglieder aus eigener Erfahrung nachvollziehen. “Unsere Betriebe leiden extrem unter der langsamen Regulierung der Versicherer. Die Kosten der Vorfinanzierung von Ersatzteilen, Löhnen und Gemeinkosten bis zum finalen Zahlungseingang sind existenzgefährdend”, so Hürter. In seinem Betrieb beliefen sich die Ausstände “bei klaren Sachlagen” aktuell auf mehr als 65.000 Euro. Sein klarer Appell: “Die kooperative und faire Zusammenarbeit zwischen den beteiligten Akteuren, im Sinne der gemeinsamen Kunden, zu auskömmlichen Bedingungen sollte endlich wieder im Vordergrund stehen.”

Um genau das zu erreichen, hält Thomas Aukamm solche lebhaften und intensiven Austausch-Formate für essenziell. “Die Diskussion mit den Schadensteuerern hat gezeigt, wie sinnvoll es ist, dass im Rahmen einer solchen Veranstaltung beide Seiten zusammenkommen und miteinander reden. Über den Austausch von Gedanken und Konzepten nähert man sich an, anstatt Fronten aufzubauen. Und genau dafür bieten sich solche Veranstaltungen hervorragend an”, bilanziert der ZKF-Hauptgeschäftsführer. 

Modifizierter und verjüngter ZKF

Die drängendsten Herausforderungen für den ZKF und seine Vertreter wurden somit im Rahmen des Branchentreffs deutlich. Wie er diese anzugehen gedenkt und wo er Chancen sieht, machte der neue Präsident Arnd Hürter in seiner Grundsatzrede am letzten Veranstaltungstag deutlich. So soll etwa die gezielte Einbeziehung jüngerer Kolleginnen und Kollegen auf Vorstandsebene sowie die bessere Verteilung von Kompetenzen das Profil des ZKF stärken. Auch das in Friedberg ansässige Hauptamt soll noch mehr in die Arbeit eingebunden werden. 

Die Bereiche Digitalisierung und Künstliche Intelligenz (KI) eröffnen neue Möglichkeiten, sorgen jedoch auch für weiteren Anpassungsbedarf in den Betrieben. Genau das machte Dr. Neofitos Arathymos zum Inhalt seines Vortrags über die fortschreitende Digitalisierung des Fahrzeuges und der Werkstatt der Zukunft. Der ZKF selbst will die eigene Social-Media-Präsenz ausbauen und auch die Mitgliederansprache über diese Kanäle intensivieren. Zudem sei der Bereich für die Gewinnung von Fach- und Nachwuchskräften essenziell. “Unser Beruf muss bekannter und in allen Belangen attraktiver werden”, betonte Arnd Hürter. “Der Karosserie- und Fahrzeugbaumechaniker, sei es in der Fachrichtung Instandhaltung, dem Fahrzeugbau oder bei Caravan und Reisemobil, ist ein spannender und vielseitiger Beruf.” Dass zugleich Social Media alleine nicht ausreicht, um den Nachwuchs für das Handwerk zu begeistern, erläuterte im Anschluss an Hürters Rede Nicole M. Pfeffer von der Agentur MMP Marketing mit Pfeffer. Vielmehr sei entscheidend, zu wissen, wie die Next Generation nachhaltig und langfristig für die Branche und das Unternehmen begeistert werden kann. 

Mit den genannten Maßnahmen soll es dem ZKF gelingen, etwa bei Reparaturkapazitäten in den Betrieben – und deren Verkauf an Versicherer und Schadensteuerer zum jeweiligen durchschnittlichen Dekra-Verrechnungssatz – Verbandsarbeit im Sinne der Mitglieder zu leisten. Diese rief Hürter zur weiterhin aktiven Teilhabe und Einbringung auf: “Der Verband kann nur mit und durch alle Betriebe funktionieren und leistungsfähig sein.” Gleichfalls von hoher Bedeutung sei die Kooperation mit anderen Verbänden und Institutionen, etwa mit dem ZDK oder auch dem VDA. “Die intensive, verbandsübergreifende Zusammenarbeit werden wir zur Stärkung der eigenen Stimme, der Stimme des ZKF, weiter ausbauen”, so Hürter. Mit Blick auf die Vielfalt der vorliegenden Aufgaben betonte der ZKF-Präsident: “Herausforderungen sind und waren für uns Handwerker stets ein Ansporn und kein Grund zum Zaudern.”

Ehrungen für Jung und Alt

Zum Abschluss des ZKF-Branchenkongresses standen noch diverse Auszeichnungen an. Geehrt wurden etwa die bestplatzierten Nachwuchskräfte bei der diesjährigen „Deutschen Meisterschaft im Handwerk – German Craft Skills“. Bereits unmittelbar nach dem Finale im hessischen Alsfeld im vergangenen Jahr hatten die Gewinner eine Einladung nach Koblenz erhalten, wo sie von verschiedenen ZKF-Fördermitgliedern mit Preisen bedacht wurden. 

Darüber hinaus verlieh Arnd Hürter seinem Amtsvorgänger Peter Börner die goldene ZKF-Ehrennadel mit zwei Brillanten für seine besonderen Verdienste rund um den ZKF. Börner wurde ferner zum ZKF-Ehrenpräsidenten sowie durch Schatzmeister Georg Schwadorf zum Ehrenmitglied im BVSK e.V. ernannt. Ebenfalls mit einer goldenen Ehrennadel des ZKF ausgezeichnet wurde Markus Ehmann aus Mörlenbach. Der ZKF-Vorstand würdigte damit sein jahrzehntelanges Engagement für das Karosserie- und Fahrzeugbauerhandwerk in zahlreichen Positionen – etwa als Obermeister der Karosserie- und Fahrzeugbau-Innung Südhessen – und Ausschüssen. Die so Geehrten haben mit ihrer Tätigkeit die Basis geschaffen, auf der der ZKF um Arnd Hürter in den kommenden Monaten aufbauen will. Als verjüngter und agiler Verband, der für die Branche und seine Mitglieder Lösungen für die vielfältigen Herausforderungen aufzeigt. 

Thomas Aukamm Arnd Hürter ZKF
ZKF-Branchenkongress
Dimitra Theocharidou-Sohns (SPN) Michael Schnapp (HUK-Coburg) Markus Unterberger (Innovation Group, ).
Thomas Aukamm ZKF
Rhein-Mosel-Halle Koblenz ZKF

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