Ausbildungswettbewerb “German Craft Skills“

“Es ist wichtig, den Nachwuchs für gute Leistungen zu würdigen”

Max-Eyth-Schule Alsfeld ZKFAustragungsort des Finales war die Max-Eyth-Schule im hessischen Alsfeld.  Foto: Daniel Willrich

Es klopft, klingt, kracht und scheppert an diesem herbstlichen Samstagmittag in der Max-Eyth-Schule im hessischen Alsfeld. 15 junge Auszubildende sind mit Werkzeug unterschiedlichster Art zugange, um ihre finalen Prüfungen um den Bundessieg in ihrer jeweiligen Fachrichtung abzulegen. Die Nachwuchskräfte sind als jeweils beste Vertreter respektive Vertreterinnen ihres Bundeslandes angereist, um den oder die deutschlandweit beste Auszubildende(n) zu ermitteln. Qualifikationsvoraussetzung für das Finale ist neben der landesweiten Bestnote in der Regel mindestens die Gesamtnote 2,5 in der Ausbildung. Eine Teilnahme ist auch mit einer schlechteren Note möglich, doch für den Titel des Bundessiegers ist eine 2,5 oder besser Pflicht. 

Die diesjährige Finalaufgabe besteht für die Teilnehmer aus der Fachrichtung Karosserieinstandhaltungstechnik in der Durchführung von Instandsetzungsarbeiten an einem Fahrzeugfrontblech. Von den Karosserie- und Fahrzeugbaumechanikern in der Fachrichtung Karosserie- und Fahrzeugbautechnik wiederum wird die Anfertigung eines Stoßfängerhalters mit Lampenträger gefordert. Dafür müssen die Teilnehmer und Teilnehmerinnen ihr Fachwissen in verschiedensten Umform- und Fügetechniken unter Beweis stellen.

Erschwerte Nachwuchsfindung

Mit Blick auf die zwei Fachrichtungen Karosserie- und Fahrzeugbautechnik sowie Karosserieinstandhaltungstechnik stehen jedes Jahr theoretisch 32 Finalplätze zur Verfügung – eine Zahl, die nach Aussage der Verantwortlichen aber längst nicht erreicht wird. Warum nicht jedes Bundesland einen Vertreter oder eine Vertreterin entsendet, darüber kann Steffen Fuchs, Referatsleiter Berufsbildung beim Zentralverband Karosserie- und Fahrzeugtechnik (ZKF), dem zuständigen Berufsverband, nur spekulieren. Grundsätzlich ist Fuchs jedoch mit der Resonanz zufrieden. Von größerer Bedeutung ist für ihn ohnehin, dass durch einen Wettbewerb wie diesen die positiven Aspekte einer handwerklichen Ausbildung in den Fokus gerückt werden: “Einen Bundessieger zu ermitteln und damit auch den Nachwuchs für seine guten Leistungen zu würdigen ist besonders wichtig, wenn man die leidigen, aber notwendigen Gespräche bezüglich des Facharbeitermangels im Hinterkopf hat.” 

In seiner Funktion als Referatsleiter Berufsbildung ist das Thema für Fuchs ein nahezu alltägliches, das er jedoch gemeinsam mit seinen Kollegen im ZKF mit großem Engagement angeht. Modern gestaltete Ausbildungskampagnen, Infomaterial für Innungen und Handwerkskammern sowie Präsenzen in den sozialen Medien sind Ansatzpunkte, die der Verband verfolgt. Und zumindest nach Steffen Fuchs’ Einschätzung tragen die – nicht nur seitens des ZKF – forcierten Bemühungen um eine gesteigerte Attraktivität einer entsprechenden Ausbildung Früchte: “Ich bin guter Dinge für die Zukunft, da das Handwerk meinem Empfinden nach in einem Aufschwung ist. Nach einer Ausbildung im Handwerk stehen jungen Menschen inzwischen viele Türen offen.” Das hat auch mit der Anerkennung von bestimmten Ausbildungen als Berufs-Bachelor und der damit verbundenen Hochschulzugangsberechtigung zu tun. 

Dritte Ausbildungs-Fachrichtung etabliert

Darüber hinaus wurde beim ZKF erst in diesem Jahr eine neue Fachrichtung ins Leben gerufen: Mit dem neuen Standbein Caravan- und Reisemobiltechnik trägt man gemeinsam mit dem Caravaning Industrie Verband (CVID) dem anhaltenden Zulassungsboom derartiger Fahrzeuge Rechnung. Die Ausbildungsinhalte ähneln denen der beiden bereits bestehenden Fachrichtungen, eine Spezialisierung erfolgt dann ab dem dritten Lehrjahr. “Mit Blick auf den gegenwärtigen Caravaning-Trend sollte uns das recht hohe Azubizahlen bringen”, blickt Fuchs optimistisch voraus. 

Ab 2026 dürften dann auch die ersten Karosserie- und Fahrzeugbaumechaniker in der Fachrichtung- und Reisemobiltechnik an der „Deutschen Meisterschaft im Handwerk” teilnehmen. Die 2023er-Ausgabe des Wettbewerbs wurde im Übrigen erstmals unter dem Namen “Deutsche Meisterschaft im Handwerk – German Craft Skills” ausgetragen. Die Podiumsplätze bei dieser Premiere sichern sich in der Fachrichtung Karosserie- und Fahrzeugbautechnik Justin Balcer (Hessen, Platz eins), Florian Schmidt (NRW, Platz zwei) und Elias Reiter (Bayern, Platz drei). Die besten Instandhaltungstechniker 2023 sind Phil Wieduwit (Schleswig-Holstein, Platz eins), Yanou Kopitzke (Hessen, Platz zwei) und Christian Henning (Niedersachsen, Platz drei). Offizielle Bundessieger – also mit der Ausbildungsnote 2,5 oder besser – dürfen sich Justin Balcer (1.) und Florian Schmidt (2.) nennen. Belohnt wurden die Besten drei der beiden Fachrichtungen unter anderem mit einem Gutschein für einen ZKF-Lehrgang nach freier Wahl sowie einer Einladung für den kommenden ZKF-Branchentreff vom 13. bis 15. Juni 2024 in Koblenz. Zudem stifteten diverse ZKF-Fördermitglieder weitere Preise für die Gewinner. (dw)

Ausbildung ZKF
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Leonard Jurisch Carbon, Steffen Fuchs ZKF
Justin Balcer Ausbildung ZKF

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