20 Prozent mehr Razzien im Jahr 2023
Intensivierter Anti-Plagiats-Kampf von Mercedes-Benz
Nach Angaben von Mercedes-Benz wurden im vergangenen Jahr mehr als 1,6 Millionen Fälschungen von Produkten der Marke mit dem Stern aus dem Verkehr gezogen. Das Problem: Die Nachahmungen sind nicht immer ganz einfach als solche zu erkennen, bergen jedoch mitunter erhebliche Sicherheitsrisiken.
Luftfilter aus Papier, gefälschte Bremskomponenten und Räder oder auch PLagiate von Karosserie- und Lenkungsteile – die Vielfalt gefälschter Mercedes-Benz-Produkte, die Gewerbeaufsichts- und Strafverfolgungsbehörden 2023 beschlagnahmt haben, ist groß. Wie der Automobilhersteller mitteilt, wurden bei 740 Razzien im vergangenen Jahr mehr als 1,6 Millionen Produktplagiate sichergestellt und anschließend vernichtet. Die Zahl der Razzien lag damit um knapp ein Fünftel über dem Vorjahresniveau.
Bevor es zu einem solchen Zugriff kommt, prüfen die Markenschützerinnen und Markenschützer von Mercedes-Benz Angebote auf Internetseiten, gehen Hinweisen auf Fälschungen nach und recherchieren, um die Fabriken der Fälscher auszumachen. Die Ergebnisse stellt das Team anschließend den Behörden zur Verfügung, die für die Durchführung von Razzien zuständig sind. Dabei fußt der Ansatz des Konzerns nach eigener Aussage auf den drei Säulen Aufspüren, Angreifen und Vorbeugen. Aus diesem Grund stellt Mercedes-Benz Zollbehörden und Dienstleistern auch Informationsmaterial zur vorbeugenden Sensibilisierung zur Verfügung und führt ergänzende Trainingsveranstaltungen durch.
Sicherheit und Markenschutz
Das Markenschutz-Team von Mercedes-Benz konzentriert sich nach eigener Aussage vorrangig auf sicherheitsrelevante Fälschungen und hat dabei vor allem auch den Onlinehandel im Blick. Dieser sei aufgrund der weitgehenden Anonymität sowie der dezentralen Natur vieler digitaler Marktplätze für Fälscher besonders attraktiv. Gemeinsam mit den zuständigen Behörden hat der Automobilhersteller im vergangenen Jahr über 142.000 entsprechende Angebote auf Social Media- und Online-Plattformen gelöscht.
„Die Fälscherindustrie erzielt enorme Margen und weist die Strukturen von organisiertem Verbrechen auf. Sie gefährdet die Sicherheit im Straßenverkehr, nimmt keine Rücksicht auf die Umwelt und steht weder für fairen Lohn noch für Arbeitssicherheit. Qualitätskontrollen gibt es nicht”, beschreibt Renata Jungo Brüngger, Vorstandsmitglied der Mercedes-Benz Group AG für Integrität, Governance & Nachhaltigkeit, das Problem. „Indem wir konsequent und mit allen rechtlichen Mitteln gegen diese hochkriminellen Strukturen vorgehen, schützen wir nicht nur den Ruf unserer Marke, sondern auch unsere Kundinnen und Kunden, weitere Verkehrsteilnehmende und letztlich alle Geschädigten der Fälscherindustrie. Im Schulterschluss mit den Behörden konnten wir viele Fälscherfabriken vor Ort aufspüren.“
Um etwaige Fälschungen und Betrüger zu erkennen, gibt es typische Alarmsignale, die generell zu beachten sind. Dazu gehören etwa ein deutlich niedrigerer Preis, Auffälligkeiten in der Produktqualität oder der Verkauf über zweifelhafte Quellen. Im Falle von Mercedes-Benz werden zudem teilweise Produkte angeboten, die das Unternehmen gar nicht selbst herstellt. Allerdings konstatiert der Konzern auch: „Um Produktfälschungen sicher zu erkennen, sind ein geschultes Auge und langjährige Erfahrung notwendig, weil sich eine Fälschung optisch oft kaum von einem Originalteil unterscheidet.” Stehen Behörden vor einem solchen Fall, werden die Experten des Intellectual Property Enforcements von Mercedes-Benz für die Identifizierung hinzugezogen.