Zweite Ausgabe der IAA Mobility

Akzeptanz für neues Format wächst

Die Fachbesucher – die vornehmlich mit dem Programm in den Messehallen adressiert wurden – bewerteten das Erlebnis und die Atmosphäre vor Ort mehrheitlich als ausgezeichnet bis gut.  Foto: VDA/IAA Mobility

Weite Wege galt es für Besucherinnen und Besucher zurückzulegen, um sowohl die auf dem Münchner Messegelände ausgestellten Fahrzeugneuheiten zu begutachten als auch die Panel- und Workshop-Angebote des Open Space zu nutzen. Dieser Problematik waren sich die Veranstalter durchaus bewusst, weshalb eine differenzierte Ausrichtung der beiden Messebestandteile zumindest in der Theorie Bestand hatte: Während die Messehallen eher das Fachpublikum ansprechen sollten, waren die in weiten Teilen kostenlosen Angebote im Stadtgebiet für alle gedacht. 

Speziell letztere wurden nach der Premieren-Ausgabe der um den Zusatz "Mobility" ergänzten IAA 2021 noch einmal nachgeschärft und ebenso wie das gesamte Format weiter modifiziert. Diese Schritte betrachten die CEOs der Messe München GmbH, Stefan Rummel und Reinhard Pfeiffer, als absolut gelungen: „Wir freuen uns, dass die zweite IAA Mobility 2023 in München so gut und sicher verlaufen ist, und sich das veränderte Konzept in München weiter etabliert hat. Sowohl der IAA Summit für die Fachbesucherinnen und Fachbesucher als auch der Open Space in der Innenstadt haben viel Anklang gefunden und begeistert.”

Ähnlich positiv ist auch die Sicht des VDA und dessen Präsidentin Hildegard Müller: „Die diesjährige IAA Mobility 2023 war ein großer Erfolg und wegweisend für die Mobilität der Zukunft. Die IAA Mobility ist ein Aufbruchsignal, die Automobilindustrie zeigt die Willensstärke und die Innovationsfähigkeit, die es braucht, um die Transformation zu einer gemeinsamen Erfolgsgeschichte zu machen. Das ist der Spirit, der von München in die Welt geht!” Diesen Spirit gilt es in den kommenden Jahren immer wieder unter Beweis zu stellen, wobei die angesprochene Innovationsfähigkeit womöglich auch aufseiten der Messe-Verantwortlichen gefragt ist, wenn es um das künftige Format der IAA Mobility geht.

Reifenakteure halten sich sehr zurück

Gleichwohl konstatiert die VDA-Präsidentin im Nachgang der Messe auch: „Die Menschen wollen Mobilitätsinnovationen sehen und erleben.” Das ist angesichts von mehr als 500.000 Besuchern an insgesamt sechs Messetagen nicht von der Hand zu weisen. Allerdings ist die Bereitschaft, derartige Projekte vorzustellen zumindest unter den Automobilherstellern tendenziell rückläufig. Marken wie General Motors, Toyota, Mazda, Jaguar oder Land Rover waren nicht als Aussteller in München vertreten. Aus der Stellantis-Gruppe wiederum zeigte lediglich Opel Präsenz, während auch Marken wie Bentley oder Lamborghini mit Abwesenheit glänzten. 

Dies wiederum nutzten insbesondere chinesische E-Auto-Hersteller – darunter etwa BYD, Dongfeng und MG Motor –, um ihre unbestrittene Kompetenz in diesem Zukunftsfeld zu demonstrieren. Als anerkannter Player in diesem Feld war auch Tesla vor Ort. Unter den Reifenherstellern, die mit ihren Produkten auch die Fahrzeugkonzepte der Zukunft ins Rollen bringen werden, war das Interesse an einem eigenen Messestand nur gering ausgeprägt. Continental präsentierte immerhin neben seinen Cloud- und Software-Lösungen den neuen nachhaltigen Conti NXT sowie den Konzeptreifen Conti CityPlus. Zudem hatte das türkische Unternehmen Petlas zwei neue Winterreifen-Optionen im Gepäck. 

Unterm Strich waren es insgesamt beinahe 750 Aussteller, die den Messebesuchern mehr als 300 Weltpremieren und Neuheiten verschiedenster Art präsentieren. Bei insgesamt 38 unter den Ausstellern vertretenen Nationalitäten war etwa jeder zweite Aussteller aus dem Ausland. Die zunehmende Internationalität der IAA Mobility – die sich nach Aussage der Veranstalter auch unter den Rednern, Besuchern und Journalisten widerspiegelte – wurde in der Abschlussmitteilung der Messe ebenfalls hervorgehoben. 

Zudem kamen die Besucher in München ganz offensichtlich auf ihre Kosten. Das zumindest legt eine Besucherumfrage der Gelszus Messe-Marktforschung GmbH nahe. Demnach bewerten 92 Prozent der Besucherinnen und Besucher die IAA Mobility als ausgezeichnet bis gut und sogar 94 Prozent der Befragten würden die IAA Mobility weiterempfehlen. Auch die Fachbesucher zeigten sich mit der Messe zufrieden und bewerteten das Erlebnis und die Atmosphäre vor Ort mit großer Mehrheit als ausgezeichnet bis gut (89 Prozent). Auch wenn das Interesse an Autos nach wie vor dominant gewesen sein dürfte, gaben immerhin mehr als ein Viertel der Befragten an, wegen der ausgestellten Fahrrad- und Mikromobilität nach München gekommen zu sein. Das Publikum hat sich offenbar mit der geänderten Form der IAA arrangiert. Interessant ist in diesem Zusammenhang allerdings die Frage, inwiefern sich die Besucherkreise, die die IAA in ihrer neuen Form anspricht, grundlegend von denen vergangener Tage unterscheiden. Ein Indiz dafür könnte die ermittelte Altersstruktur des Publikums sein – 64 Prozent der Besucherinnen und Besucher waren nach Angaben der Verantwortlichen unter 40 Jahre alt.

Für die überzeugte Hildegard Müller steht auf jeden Fall fest: „Die IAA Mobility hat die größten Unternehmen aus der Mobilitäts- und Technologiebranche weltweit sowie viele Startups nach München gebracht. Die vergangenen Tage, die Zahlen und die persönlichen Gespräche belegen: Die IAA Mobility ist die branchenübergreifende internationale Plattform für die Zukunft der Mobilität.” Wie es mit dieser Plattform in Zukunft weitergeht, ist allerdings noch nicht final geklärt. Zwar verweist die VDA-Präsidentin auf “gute und konstruktive Gespräche mit der Messe München GmbH für die IAA Mobility 2025”, doch wirklich langfristig klingt das nicht. Gut möglich ist auf jeden Fall, dass für die kommende Ausgabe erneut die ein oder andere konzeptionelle Anpassung vorgenommen wird. Mögliche Ansatzpunkte haben die Veranstalter sicherlich ausgemacht, auch wenn die IAA Mobility 2023 wohl als durchaus gelungen bezeichnet werden darf. (dw)

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