Andreas Temme von ZBR Hohl zur Marktsituation

“Die Kunden werden preisbewusster”

Andreas TemmeAndreas Temme repräsentiert die nachfolgende Generation bei Zweiradbereifung Hohl.   Foto: ZBR Hohl

Die Saison 2024 steht vor der Tür. Der Ersatzmarkt für Motorradreifen hat sich in den letzten Jahren trotz all der Krisen als stabil erwiesen. Wie sind die Erwartungen für dieses Jahr?

Andreas Temme: Wir sind auch für dieses Jahr optimistisch und schätzen das Jahr positiv für unsere Branche ein. Einzig im Vergleich zum letzten Jahr wünschen wir uns zum Saisonbeginn besseres Wetter, damit wir mehr Fahrleistung sehen.

Gewisse Lieferproblematiken tauchten in den zurückliegenden zwei Jahren bei Bereifungen für Harley-Davidson-Modelle und die 125-Klasse auf. Wie ist hier die aktuelle Situation? Gibt es in speziellen Segmenten Engpässe?

Andreas Temme: Lieferengpässe in Bezug auf die 125-Klasse können wir für die letzten Jahre nicht bestätigen. Hier waren wir auch schon in der Vergangenheit gut aufgestellt. Für Harley-Davidson sehen wir für dieses Jahr eine deutliche Entspannung. Lieferengpässe wird es allerdings weiter im Segment Weißwandreifen geben. Stand heute gehen wir davon aus, dass das auch auf Sicht so bleiben wird.

Das Thema Preiserhöhung war ebenso relevant. Die Hersteller hatten 2023 kräftig angehoben – Lieferketten, Rohstoffe, Inflation lautete die Argumentationskette. Wie schwierig ist es für Euch als Großhandel, diese Steigerungen mitzugehen? Und wie beurteilt Ihr die Preissituation aktuell?

Andreas Temme: Für uns ist es schwierig, auf Preiserhöhung umgehend zu reagieren. Da wäre zum einen das Bestandsgeschäft ab Lager. Diese Ware wurde noch zu anderen Konditionen beschafft. Zum anderen reagiert unser Markt sehr preisempfindlich und ist durch die zunehmende Digitalisierung auch transparent. Das ist auch gut so, letztlich ist für eine Geschäftsbeziehung nicht nur der Preis relevant, sondern in erster Linie Verfügbarkeit und Service. 

Der deutsche Markt ist Premium-getrieben. Im Zuge der Preissteigerungen – werden auch andere Marken in niedrigeren Preissektoren relevanter?

Andreas Temme: Ja, das ist auch unsere Wahrnehmung. Die Kunden werden preisbewusster. Dennoch genießen die teureren Markenprodukte weiter hohe Anerkennung.

Lagertechnisch habt Ihr Erweiterungen vorgenommen. Wie kommen diese Euch und Euren Kunden zugute?

Andreas Temme: In erster Linie konnten wir unsere Lieferfähigkeit weiter ausbauen. Mit dem neuen Lager sind wir in der Lage, auch innerhalb der Saison größere Lagerzugänge zu administrieren. Gleichzeitig konnten wir die Verfügbarkeit und Mengen von Reifenzubehör wie Schläuchen beispielsweise relevant steigern. Letzteres lässt sich auch in unseren Umsätzen deutlich ablesen.

Das Digitale gewinnt weiter an Bedeutung. Welche Chancen und auch Schwierigkeiten seht Ihr hierdurch für das Großhandelsgeschäft?

Andreas Temme: Grundsätzlich haben wir schon früh auf die Digitalisierung gesetzt und sehen uns trotz erheblicher Investitionen in den letzten Jahren hier noch nicht am Ende. Digitalisierung gehört zu unserer DNA, unser neuer Online-Shop und die dortige hohe Datenqualität sind ein gutes Beispiel dafür. Standardprodukte lassen sich leicht mit dem passenden Zubehör finden, so dass wir als Experten für spezielle Anfragen mehr Zeit für unsere Kunden aufwenden können. Die freien Kapazitäten helfen uns, unseren Service rund um die Kundenbetreuung sowie Logistik permanent zu optimieren.

Welche Qualitäten glaubst Du, braucht es im Handelsgeschäft mit Zweiradbereifungen, um auch künftig erfolgreich im Markt zu agieren? Welche Herausforderungen warten auf Euch?

Andreas Temme: Wir sind Spezialist für die Zweiradbereifung und das ist auch unser Fokus. Wir lernen und wachsen mit unseren Kunden und den Anforderungen. Unser Anspruch ist es, immer besser zu werden und wenn möglich - wie auch schon in der Vergangenheit - Technologieführer in unserem Segment zu sein. Um den Anspruch  zu erfüllen, auch in Zukunft weiter wachsen zu können, kommt dem Human-Ressource-Management eine immer wichtigere Rolle zuteil. Die Gewinnung von qualifiziertem Personal ist dabei eine Schlüsselaufgabe und gleichzeitig die Herausforderung Nr. 1.

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