Allerdings scheint die Entwicklung des Gebrauchtwagenmarkts zur Schlüsselgröße für die Verbreitung von E-Mobilität in Deutschland zu werden. Dies und anderes geht aus dem aktuellen Huk-E-Barometer hervor. Die Untersuchung basiert auf Daten aus den Versicherungsbeständen der Huk-Coburg und analysiert vierteljährlich, wie oft private Halter in Deutschland von Verbrennern auf Elektrofahrzeuge umsteigen. Ergänzend werden repräsentative Umfragen durchgeführt, die Einstellungen und Verhaltensweisen zur Elektromobilität beleuchten.
Wie bereits 2024 wechseln zwar derzeit nur rund vier von hundert Privatpersonen beim Fahrzeugtausch vom Verbrenner auf ein Elektroauto. Doch lag der Neuwagenanteil vor dem Wegfall der Kaufprämie Ende 2023 noch bei 74 Prozent, entschieden sich im ersten Quartal 2025 mit 61 Prozent fast zwei von drei privaten Käufern für ein gebrauchtes Elektroauto, nur 39 Prozent setzten auf ein Neufahrzeug. Beim Blick auf den Langzeitverlauf wird dieser Trend bestätigt: Von 2020 bis Ende 2023 lag der Anteil gebrauchter E-Autos bei Fahrzeugwechseln bei höchstens 28 Prozent, seither im Durchschnitt bei 52 Prozent. Dabei entfallen rund 90 Prozent des Fahrzeugbestands in Deutschland auf Privatpersonen. Bei Neuzulassungen dominieren jedoch gewerblich genutzte Fahrzeuge wie Flotten- und Dienstwagen. Trotz eines allgemeinen Zuwachses bei neu zugelassenen Elektroautos stagniert der private Neuwagen-Markt.
„Der starke Anstieg privater Käufe gebrauchter E-Autos beim Wechsel weg vom Verbrennungsmotor hat sicher mit dem wachsenden Angebot an E-Gebrauchtwagen zu tun“, analysiert Dr. Jörg Rheinländer, Vorstandsmitglied der Huk-Coburg. „Aber: Dass sich diese Quote verdoppelt hat, exakt nach Ende der Kaufprämie für Neufahrzeuge Ende 2023, lässt aufhorchen. Denn Gebraucht- und nicht Neuwagen dominieren den deutschen Kfz-Markt. Sie werden bei der Verbreitung von Elektromobilität daher die zentrale Rolle spielen. Dagegen wird heute viel zu sehr nur auf den Neuwagenmarkt geachtet – auch im politischen Raum.“
Insgesamt bleibt der Anteil privater E-Autos bundesweit bei 3,0 Prozent. Die Verbreitung privater Elektroautos unterscheidet sich dabei regional deutlich. In Bayern liegt der Anteil mit 3,6 Prozent in Niedersachsen und Baden-Württemberg mit jeweils 3,4 Prozent etwas über dem Durchschnitt. In Sachsen und Sachsen-Anhalt hingegen liegt der Wert bei lediglich 1,6 Prozent. Auch beim Umstieg vom Verbrenner auf den E-Antrieb liegt Bayern vorn: 4,7 Prozent der Wechsel im ersten Quartal 2025 entfielen hier auf rein elektrische Fahrzeuge. In Sachsen lag dieser Wert bei lediglich 2,3 Prozent.
Wachsende Skepsis gegenüber E-Autos
Die repräsentative Bevölkerungsbefragung im Rahmen des Barometers zeigt: Immer mehr Menschen stehen Elektroautos kritisch gegenüber. Derzeit bewerten 51 Prozent E-Autos eher negativ oder gar nicht gut – nur 42 Prozent äußern sich positiv. Drei Monate zuvor war das Meinungsbild noch nahezu ausgeglichen (47 Prozent negativ zu 45 Prozent positiv). Entsprechend sinkt auch die Kaufabsicht: Nur noch 15 Prozent der Befragten geben an, künftig ausschließlich reine Elektroautos anschaffen zu wollen – im Vorquartal waren es noch 19 Prozent.
Auf die Frage, ob sie beim Kauf eines gebrauchten Elektroautos mehr Bedenken hätten als bei einem gebrauchten Verbrenner, antworten 60 Prozent der über 16-Jährigen mit „Ja“. Dazu Dr. Jörg Rheinländer: „Letztlich zählt das Bauchgefühl. Alle Maßnahmen, die bestehende Vorurteile abbauen, können dem E-Gebrauchtwagenmarkt entscheidend helfen – und damit der E-Mobilität insgesamt.“