Folgen der Umstrukturierung des US-Mutterkonzerns 

Insolvenzverfahren für Accuride-Standorte Solingen und Ronneburg im Gange 

AdobeStock_InsolvenzDie deutschen Accuride-Gesellschaften in Solingen und Ronneburg befinden sich in Insolvenz.  Foto: LysonGrafik - stock.adobe.com

Mit einem Sanierungsverfahren nach Chapter 11 des US-amerikanischen Insolvenzrechts hatte sich die Accuride Wheels Corporation seit Oktober 2024 bemüht, ihre finanzielle Position zu verbessern. Ein wesentliches Ziel war insbesondere die Reduzierung der eigenen Verbindlichkeiten. Anfang Februar hatten die Verantwortlichen dann mitgeteilt, ihre Geschäftstätigkeit in Zukunft ohne die Accuride Wheels Europe & Asia GmbH fortsetzen zu wollen. Infolgedessen gestaltete sich die finanzielle Situation der beiden Accuride-Standorte Ronneburg und Solingen – die zuvor bereits mit zunehmend schwierigeren Marktbedingungen zu kämpfen hatten – so schlecht, dass beide Betriebe am 5. Februar Insolvenz beantragten. 

Zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellte das Amtsgericht Wuppertal den Sanierungsexperten Dr. Jan Markus Plathner von der Kanzlei Brinkmann & Partner. Während damit die Löhne und Gehälter der rund 600 Beschäftigten an den beiden Standorten zunächst durch Insolvenzgeld gesichert wurden, bemühte sich der vorläufige Insolvenzverwalter um eine „Stabilisierung der Situation”, wie es in einer damaligen Mitteilung zum Fall hieß. „Das primäre Ziel ist, die Gläubiger zu befriedigen und die Arbeitsplätze langfristig zu sichern. Wir werden einen klaren Fokus auf die Fortführung des regulären Geschäftsbetriebs legen, um die Lieferverpflichtungen zu erfüllen und gleichzeitig einen strukturierten M&A-Prozess vorantreiben, um die Unternehmen zu sanieren und die Geschäfte fortzuführen“, fasste Dr. Jan Markus Plathner sein Vorgehen zusammen.

Vorsichtiger Optimismus in Solingen, keine Zukunft in Ronneburg

Wenige Wochen später hat sich die Situation der verschiedenen Unternehmensteile gänzlich unterschiedlich entwickelt. In den USA hat die Accuride Corporation ihr Chapter-11-Verfahren nach eigenen Angaben erfolgreich abgeschlossen. Mit einem klaren Fokus auf den nordamerikanischen Markt will der Konzern nun wieder auf den Wachstumspfad zurückkehren. Als Interim-CEO agiert dabei Geoff Bruce, während sein Vorgänger Robin Kendrick in den neu konstituierten Verwaltungsrat gewechselt ist. Hierzulande wurden derweil Anfang Mai die Insolvenzverfahren über die Vermögen der Accuride Wheels Solingen GmbH und der Accuride Wheels Ronneburg GmbH offiziell eröffnet. Für beide Gesellschaften wurden neue vorläufige Gläubigerausschüsse eingesetzt, denen unter anderem Vertreter der IG-Metall, der Kreditversicherung Atradius sowie der Bank of America angehören. Dr. Jan Markus Plathner ist weiter mit den Verfahren betraut. 

Accuride_
Als Spezialist für Nfz-Räder hatte sich Accuride im vergangenen Jahr noch auf der IAA Transportation präsentiert. Foto: Daniel Lorenz

Für den Betrieb in Solingen kann der Insolvenzverwalter einen positiven Zwischenstand vermelden. „Der Geschäftsbetrieb wird auch nach der Verfahrenseröffnung in vollem Umfang fortgeführt. Parallel setzen wir gezielte Sanierungsmaßnahmen um und treiben den Investorenprozess aktiv voran“, so Dr. Plathner. Seinen Angaben zufolge liegen „ernsthafte Interessenbekundungen” von strategischen Industriepartner wie auch von Finanzinvestoren aus dem In- und Ausland vor. „Auch wenn es in dieser Phase noch zu früh ist, um finale Aussagen zu treffen, stimmen uns die laufenden Verhandlungen zuversichtlich. Wir setzen alles daran, zeitnah eine tragfähige und nachhaltige Lösung für den Standort Solingen zu erreichen“, führt der Sanierungsexperte aus. Mit Beginn des Insolvenzverfahrens werden die Löhne und Gehälter der Solinger Mitarbeitenden wieder regulär vom Unternehmen gezahlt.

Keine Zukunftsperspektive hat hingegen offenbar der Standort Ronneburg. Der vom Amtsgericht eingesetzte Gläubigerausschuss hat nach dem erfolglosen Verkaufsprozess die Schließung des Standortes beschlossen. Wie einer Unternehmensmitteilung zu entnehmen ist, wurde ein Großteil der rund 120 Beschäftigten zum 1. Mai 2025 unter Fortzahlung der Bezüge widerruflich freigestellt. Ein kleines Team ist indes noch mit Abwicklungsarbeiten beschäftigt. Insolvenzverwalter Dr. Plathner führt aus: „Die betrieblichen Kennzahlen des Standorts Ronneburg lassen eine tragfähige Fortführungslösung im Insolvenzverfahren nicht zu. Daher musste die Entscheidung getroffen werden, den Geschäftsbetrieb einzustellen und die Produktion geordnet abzuwickeln. Wir haben die Belegschaft, den Betriebsrat und die Gewerkschaft frühzeitig offen und transparent informiert.“

Noch im Mai soll ein Interessenausgleich zur Betriebsstilllegung abgeschlossen und umgesetzt werden. Entsprechende Verhandlungen zwischen Insolvenzverwalter und Betriebsrat laufen. Als erste Unterstützungsmaßnahmen wurden nach Aussage der Verantwortlichen bereits eine Job-Messe mit lokalen Arbeitgebern organisiert und für rentennahe Jahrgänge eine Rentenberatung koordiniert. Darüber hinaus wurden den insgesamt sechs Auszubildenden neue Ausbildungsverhältnisse in ihren Ausbildungsberufen vermittelt.

Ähnliche Artikel

Ronal Forst
01.04.2025, 15:14 1 Min.
Ronal stellt Aftermarket-Geschäft von Speedline Truck neu auf
Ronlog GmbH wird zur Ronal Performance GmbH
Volker_Perk_Krone
04.12.2024, 13:24 1 Min.
Krone Nutzfahrzeug Gruppe: Volker Perk übernimmt Geschäftsführung für Produktion
Krone formuliert Automatisierungsanspruch
Philipp Sander (Krone-Nachhaltigkeitsmanager), Christina Guth von AZuR, Thorsten Schuckenböhmer (ECR Solutions) und Krone-Geschäftsführer Ralf Faust auf der IAA Transportation 2024.
23.09.2024, 11:13 2 Min.
AZuR-Beitritt als "logischer nächster Schritt” für Krone
Verkündung auf der IAA Transportation
Pascal Klein Pyrum
10.09.2024, 09:30 8 Min.
Mehr Kreislaufwirtschaft wagen
Abfallrecycling à la Pyrum