AutoBild-Winterreifentest in 225/45 R18

Premium siegt, aber günstiger ist machbar

Auf verschneiter Strecke können die meisten Test-Kandidaten überzeugen.  Foto: Маргарита Вайс - stock.adobe.com

Als echte Spezialisten für Mammut-Tests folgt das AutoBild-Team dem Motto “Nicht kleckern, sondern klotzen”. Keine Testinstanz bietet ein breiteres Spektrum und nimmt mehr Produkte unter die Lupe als die Kollegen aus dem Springer-Konzern. Beim großen Winterreifen-Test schälen sich in diesem Jahr aus nicht weniger als 54 Profilen insgesamt 20 Finalisten heraus, die sich in ausführlichen Tests in 16 Disziplinen an einem 3er BMW bewähren müssen. So entsteht ein umfangreiches Bild von der Leistungsfähigkeit der Produkte im Reifenmarkt. 

Michelin liegt erneut vorne

Die Marke Michelin sammelt in dieser Testsaison reihenweise Spitzenplatzierungen und steht im Winterreifentest wie schon bei den Ganzjahresreifen ganz oben auf dem Treppchen. “Spitzenleistungen auf Eis und Schnee, präzises Fahrverhalten auf nasser und trockener Fahrbahn und eine gute Kilometerleistung”, zeichnen den Michelin Pilot Alpin 5 (Note 1,4) aus. Wenn er mit rund 750 Euro pro Satz doch nur nicht so teuer wäre, denn hier liegt die einzige Schwäche. 

Zweiter im “vorbildlichen” Siegertrio ist der Goodyear UltraGrip Performance 3 (Note 1,5), der zwar immer noch hochpreisig, aber schon für 45 Euro weniger zu haben ist. Er glänzt nicht ganz so brillant im Schnee, ist aber dennoch ein “ausgewogenes Premiumprofil mit überzeugenden Wintereigenschaften” und “sehr” hoher Kilometerlaufleistung”. Mit minimalem Abstand (Note 1,6) platziert sich der Continental WinterContact TS870 P knapp dahinter. Als “Wintertalent mit ausgewogenen Leistungen bei jeder Witterung”, bietet er “dynamisches Nass- und Trockenhandling” und “kurze Bremswege”. Mit 680 Euro pro Satz liegt allerdings auch er noch auf einem erhöhten Preisniveau.

Für deutlich günstigere 585 Euro ist der BF Goodrich G-Force Winter 2 (Note 2,0) aus dem Michelin-Konzern zu haben. Dabei zeigt das Gummi  ähnliche Schnee-Leistungen wie der Testsieger und wird als “Wintergröße mit sicheren Fahreigenschaften auf nasser und trockener Piste” beurteilt. Als “Premiumprofil mit überzeugenden Wintereigenschaften und dynamischer Leistung auf nasser Piste” rangiert der Pirelli Cinturato Winter 2 (Note 2,1) dicht dahinter. Etwas getrübt wird sein positiver Eindruck durch “leichtes Untersteuern auf trockener Piste”. Wiederum nur geringfügig dahinter folgen der Hankook Winter I*cept evo3 (Note 2,2) als “Markenreifen mit guten Winterqualitäten” und der Dunlop Winter Sport 5 (Note 2,3) mit “ausgewogenen Leistungen auf verschneiter und nasser Piste” und zudem hoher Laufleistung. Der Vredestein Wintrac Pro komplettiert das Quintett der mit “gut” beurteilten Reifen: “Überzeugende Leistungen auch Schnee und Eis” lautet der Testbericht, der auch das Verhalten auf nasser und trockener Piste lobt. Negativ fällt nur die “geringe Laufleistung” ins Gewicht.

“Befriedigende” Gummis mit Stärken und Schwächen

Es folgt das breite Feld der acht mit “befriedigend” beurteilten Kandidaten, welches der Barum Polaris 5 (Note 3,0) anführt. Die “preisgünstige (Conti-)Drittmarke” (ca. 445 Euro pro Satz) punktet mit “guter Schneeperformance” und einer “hohen Laufleistung”. Letztere bietet der über 200 Euro teurere Bridgestone Blizzak LM005 nicht, der mit der Note 3,1 erstaunlich und unerwartet weit nach hinten auf den zehnten Platz gerutscht ist. Zwar punktet das Profil als Nässespezialist mit “sehr guten Aquaplaning-Eigenschaften”, die nur “mäßige Seitenführung auf Schnee” sowie die “geringe Laufleistung” drücken jedoch die Note. Gleichfalls auf Platz 10 landet die Michelin-Marke Kleber mit dem Krisalp HP3, die wie bereits die beiden anderen Konzernprodukte auch mit hervorragenden Schneeeigenschaften glänzen kann. Auch die Sicherheitsreserven bei Aquaplaning stimmen, lediglich die “Tendenz zum Untersteuern auf nasser und trockener Piste” wird bemängelt.

Es folgt mit Uniroyal eine weitere Conti-Marke, deren Fabrikat Winter Expert (Note 3,2) “ausgewogenes Fahrverhalten auf verschneiter und nasser Strecke”, allerdings auch “verlängerte Bremswege auf trockener Piste” zeigt. Minimal dahinter (Note 3,3) kommt die Hankook-Zweitmarke Laufenn mit dem i Fit+ und dem Urteil “überzeugende Fahreigenschaften auf Eis und Schnee” ins Ziel. Seine Schwäche: “Mäßige Seitenführung auf nasser und trockener Piste”. 

Den geteilten 14. Platz belegen die gleichstarken Profile Paxaro Inverno (“kurze Schneebremswege”, “sicheres Trockenhandling”) und der Toyo Observe S944 (“hohe Zugkraft und kurze Bremswege auf Schnee”) jeweils mit Note 3,4. Die Schwächen des günstigsten Finalteilnehmer Paxaro (390 Euro pro Satz) liegen im untersteuernden Schnee- und Nasshandling, dem Toyo wiederum mangelt es offenbar an “Seitenführung auf Schnee und nasser Fahrbahn”. Den 16. Rang nimmt der Semperit Speed-Grip 5 ein, der als letzter noch die Note “befriedigend” einfährt. Die Stärken dieser mittlerweile dritten Marke aus dem Conti-Konzern ist die “überzeugende Wintertauglichkeit” ihres Modells sowie sein “gutes Trockenhandling” und die “sehr gute Kilometerleistung”. Dafür bringt der Semperit nur “wenig Seitenführung bei Nässe” auf die Piste und weist ferner “verlängerte Trockenbremswege” auf. 

Vier Ausreißer und Fazit

Für die verbleibenden vier Finalisten wird es kritisch, wobei es für drei immerhin zu einem “bedingt empfehlenswert” reicht. Der Falken Eurowinter HS02 Pro (Note 3,7) kommt in zwei Testkapiteln gut zurecht (“stabiles Fahrverhalten auf nasser und trockener Piste”), erhält jedoch Abzüge für seine nur “mäßige Seitenführung auf Schnee” und eine “eingeschränkte Laufleistung”. Mit dem Urteil “überzeugende Winterqualitäten” macht der Debica Frigo HP2 aus dem Goodyear-Konzern seine Sache als Winterreifen zwar besser, doch hat er seine Defizite auf nasser und trockener Piste: “Verlängerte Bremswege” und “untersteuerndes Trockenhandling” stehen in seinem Zeugnis. 

Ähnlich geht es auch dem Viking WinTech, der vierten Conti-Marke im Finalfeld: “Günstiges Winterprofil mit guter Schneeperformance”, heißt es seitens der Tester, die jedoch auch einen “eingeschränkter Nassgrip”, “geringe Sicherheitsreserven bei Aquaplaning” sowie “verlängerte Trockenbremswege” bemängeln. Im Schnee gut, sonst mäßig, könnte man also festhalten. Mit einem Preis von rund 435 Euro ist der Viking-Vertreter allerdings immer noch günstiger zu haben als das Schusslicht Firestone Firehawk 4 für 550 Euro. Die Bridgestone-Zweitmarke zeigt ausgewogene Qualitäten auf Schnee und Nässe, auf trockener Piste gibt es aber deutliche Kritik: Das “stark untersteuernde Trockenhandling” quittieren die Tester mit der schlechtesten Handlingnote im Test (4+). In Verbindung mit “verlängerten Trockenbremswegen” und einem “erhöhten Rollwiderstand” setzt es für den Firehawk 4 ein “nicht empfehlenswert”. 

Mit Blick auf die Resultate ihres Winterreifentest bilanzieren die AutoBild-Tester Dierk Möller und Henning Klipp: “Bei Eis und Schnee bieten die meisten unserer Kandidaten eine wirklich gute Leistung.” Damit werden die Winterreifen ihrer Bestimmung also durchaus gerecht. Allerdings hapert es verschiedentlich in den Kategorien Nässe und Trocken. Diese bewältigen nur die drei Spitzenreiter “vorbildlich”. Angesichts zunehmend milderer Winter werden aber gerade diese Kategorien wichtiger. Insofern gibt es bei einigen Fabrikaten noch Luft nach oben – insbesondere bei jenen, die bereits vor dem Finale die Segel streichen mussten. Wer nicht auf die absolute Spitzenleistung fokussiert ist, findet aber dennoch auch günstige Alternativen im oberen Bereich der Tabelle. Es lohnt sich also, genauer hinzusehen. (ps/dw)

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