Erfolgreiche Verschmelzung

Vitesco nun offiziell Teil der Schaeffler AG 

Klaus Rosenfeld SchaefflerKlaus Rosenfeld steht künftig an der Spitze eines Konzerns mit einem Jahresumsatz von rund 25 Milliarden Euro.  Foto: Schaeffler

Vor rund einem Jahr war Schaeffler mit seinen Übernahmeplänen für Vitesco an die Öffentlichkeit getreten. Vor allem Potenziale im Bereich der Elektromobilität waren es, die die Schaeffler-Verantwortlichen um den Vorstandsvorsitzenden Klaus Rosenfeld zu dem Schritt bewogen. Es folgten diverse Gespräche, Angebote und Verhandlungsrunden, ehe die Hauptversammlungen beider Unternehmen Ende April beiderseits grünes Licht für die Fusionspläne gaben. Nachdem zuvor bereits ein Verschmelzungsvertrag samt Aktienumtauschverhältnis vereinbart worden war, stand der geplanten Verschmelzung nichts mehr im Wege. Wie die Schaeffler AG nun dieser Tage mitteilt, ist dieser Schritt nun erfolgt und mit der finalen Eintragung der Transaktion in das Handelsregister von Schaeffler ganz offiziell wirksam geworden. 

„Mit der heute vollzogenen Verschmelzung mit Vitesco startet Schaeffler ein neues Kapitel seiner Unternehmensgeschichte. Trotz des herausfordernden Umfelds ist es gelungen, die komplexe Transaktion plangemäß in weniger als einem Jahr umzusetzen. Das belegt, dass beide Unternehmen nicht nur technologisch, sondern auch kulturell gut zueinanderpassen. Wir freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit“, ist Klaus Rosenfeld überzeugt. Georg F. W. Schaeffler, Familiengesellschafter und Aufsichtsratsvorsitzender der Schaeffler AG, ergänzt: „Schaeffler und Vitesco sind gemeinsam stärker. Mit der Verschmelzung schaffen wir eine wichtige Voraussetzung, um den erfolgreichen Wachstumskurs der Schaeffler AG auch in Zukunft fortzusetzen.“ Zum Monatsanfang erfolgte ebenfalls die Umwandlung der stimmrechtslosen Vorzugsaktien von Schaeffler in stimmberechtigte Stammaktien. Deren Notierung und Handel an der Frankfurter Wertpapierbörse ist am heutigen Mittwoch (2. Oktober) gestartet. 

Stellenabbau aufgrund von Doppelstrukturen

Wie bereits angekündigt, wird die Schaeffler AG ihre um das Vitesco-Portfolio bereicherten Geschäftsaktivitäten künftig in vier Sparten aufteilen: E-Mobility, Powertrain & Chassis, Vehicle Lifetime Solutions und Bearings & Industrial Solutions. Seine geografische Differenzierung in vier Regionen – Europa, Americas, Greater China und Asien/Pazifik – will der Konzern hingegen beibehalten. Mit einem kumulierten Jahresumsatz von rund 25 Milliarden Euro und etwa 120.000 Mitarbeitenden an mehr als 250 Standorten weltweit entsteht ein weiterer Mega-Automobilzulieferer. Gleichwohl kommt es im Zuge des Zusammenschlusses auch zu Stellenstreichungen. Das bestätigte Klaus Rosenfeld gegenüber der Wirtschaftswoche. „Wir brauchen keine zwei Hauptquartiere. Auch bei bestimmten Funktionen sind wir doppelt besetzt. Wir werden also auch ausgewählte Stellen streichen müssen”, so der Schaeffler-CEO in einem Interview mit der Zeitung. Zwar sollen die geplanten Einsparungen von bis zu 600 Millionen Euro überwiegend nicht beim Personal erzielt werden, doch schließt Rosenfeld auch eine über den Vitesco-Deal hinausgehende Reduzierung von Arbeitsplätzen nicht aus. „Das hat auch damit zu tun, dass wir noch prüfen, was sich – unabhängig vom eigentlichen Zusammenschluss – aus dem aktuellen Marktumfeld ergibt”, sagte er der Wirtschaftswoche. Die Synergien mit Vitesco will Schaeffler nach eigenen Angaben schrittweise umsetzen und im Jahr 2029 erstmals das gesamte Sparpotenzial erreichen. 

Dafür läuft ab sofort ein Integrationsprozess, der unter anderem die Zusammenführung von Prozessen und von IT-Applikationen sowie die Etablierung eines neuen Vertriebs- und Kundenbetreuungsmodells für Großkunden, für die Produkte und Services aus mehreren Sparten entwickelt und geliefert werden, vorsieht. Darüber hinaus werden sämtliche bestehenden rechtlichen Strukturen in Ländern, in denen Schaeffler und Vitesco bisher mit getrennten Gesellschaften tätig waren, konsolidiert. Dies betrifft neben Europa auch China, Mexiko, Korea und Indien. Nach der Veröffentlichung der Neunmonatszahlen am 5. November 2024 wird Schaeffler erstmals als kombiniertes Unternehmen am Kapitalmarkt berichten. Im Rahmen eines Capital Markets Days in der zweiten Jahreshälfte 2025 will der Konzern zudem Details zu seiner künftigen strategischen Ausrichtung vorlegen. 

Personalwechsel auf Führungsebene

Mit der Integration von Vitesco wächst der Schaeffler-Vorstand von bislang acht auf neun Mitglieder. Dazu zählen neben Klaus Rosenfeld und den vier Funktionsvorständen Claus Bauer (CFO), Dr. Astrid Fontaine (CHRO), Uwe Wagner (CTO) und Andreas Schick (COO) auch die CEOs der vier neuen Geschäftssparten. Für die Sparte E-Mobility zeichnet ab sofort Thomas Stierle (54) verantwortlich. Er war bislang im Vitesco-Vorstand für die Division Electrification Solutions zuständig und wurde nun zum ordentlichen Mitglied des Vorstands der Schaeffler AG bestellt. Zum Executive Board von Schaeffler gehören neben den neun Vorstandsmitgliedern ferner die vier regionalen CEOs. Auch hier gab es jüngst eine Veränderung: Dr. Jochen Schröder (53), zuvor Leiter des Unternehmensbereichs E-Mobilität in der Sparte Automotive Technologies bei Schaeffler, hat ebenfalls zum 1. Oktober 2024 die Rolle des CEO der Region Europa übernommen. Darüber hinaus wurde Christophe Hannequin (48) zum Vorstand Finanzen und IT und zum ordentlichen Vorstandsmitglied der Schaeffler AG ernannt. Er wird seine Tätigkeit spätestens am 1. Oktober 2025 aufnehmen und damit Claus Bauer ersetzen, der wiederum seinen Vertrag bis zum Laufzeitende am 31. August 2025 erfüllen wird. 

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