Fokus auf E-Mobilitäts-Geschäft

Vitesco-Übernahme durch Schaeffler kommt zustande

Schaeffler_logo_webSchaeffler akquiriert Vitesco Technologies und sichert sich damit zusätzliche Kompetenzen im Bereich E-Mobility.  Foto: Daniel Willrich

Anfang Oktober hatte die Schaeffler AG ihre Absicht zur Vitesco-Übernahme öffentlich gemacht. Etwa 50 Prozent der Anteile befinden sich bereits in Schaeffler-Besitz, weshalb die Verantwortlichen ungeachtet der anfänglichen Zurückhaltung seitens Vitesco zuversichtlich an der Umsetzung des Deals gearbeitet haben. Erst vor wenigen Tagen wurde ein entsprechendes Finanzierungspaket in Milliardenhöhe geschnürt, welches das laufende Erwerbsangebot, transaktionsbezogene Kosten sowie einen möglichen Refinanzierungsbedarf von Vitesco abdecken soll. Noch bis zum 15. Dezember 2023 haben Vitesco-Aktionäre die Möglichkeit, ihre Aktien zum finalen Preis von 94 Euro an Schaeffler zu veräußern. 

Ursprünglich hatte der Angebotspreis noch bei 91 Euro je Aktie gelegen, was von einigen Vitesco-Aktionären als zu niedrig kritisiert worden war. Unter anderem aufgrund solcher Stimmen, hatte der Vitesco-Aufsichtsrat einen unabhängigen Sonderausschuss zur Prüfung der Offerte gebildet. Dabei ging es neben dem Preis insbesondere auch um das Wachstumspotenzial von Vitesco Technologies als eigenständiges Unternehmen sowie um die Perspektiven als Teil eines möglichen Zusammenschlusses. Letztere waren nun offenbar so überzeugend, dass die Vitesco-Verantwortlichen mit Schaeffler ein Business Combination Agreement (BCA) vereinbart haben. Als positiv hierbei wird erachtet, “dass die von Schaeffler anvisierten Synergien vorrangig durch Wachstum und langfristige Wertschöpfung erreicht werden sollen, und nicht durch Standortschließungen oder den Abbau von Arbeitsplätzen”. 

Im Zuge des BCA wird Vitesco die Transaktion einschließlich des laufenden öffentlichen Erwerbsangebots von Schaeffler und der anschließenden Verschmelzung von Vitesco mit Schaeffler konstruktiv begleiten. Gleichwohl halten Vorstand und Aufsichtsrat von Vitesco Technologies den von Schaeffler ausdrücklich “unabhängig von den BCA-Verhandlungen” erhöhten Angebotspreis “aus finanzieller Sicht für nicht angemessen”. Die Entscheidung für oder gegen das Erwerbsangebot, müssten aber letztlich alle Aktionäre unter Berücksichtigung ihrer individuellen Verhältnisse eigenständig treffen.

Abschluss der Transaktion voraussichtlich Ende 2024

„Wir sind bei Schaeffler fest davon überzeugt, dass sich beide Unternehmen auf ideale Weise ergänzen und so gemeinsam stärker sein werden”, betonte der Schaeffler-Vorstandsvorsitzende Klaus Rosenfeld anlässlich der Vereinbarung einmal mehr. “Wir freuen uns, dass wir nach intensiven und für beide Seiten in Teilen herausfordernden Gesprächen zum Abschluss eines Business Combination Agreements gekommen sind, das nun die Grundlage für eine zügige und effektive Integration schafft.“ Mit Blick auf diesen Punkt haben die beiden Unternehmen die Einrichtung eines paritätisch besetzten Integrationskomitees beschlossen, das aus den jeweiligen CEOs, CFOs und CHROs besteht. Unter Führung des sechsköpfigen Gremiums, dessen erste Sitzung noch in diesem Jahr anberaumt ist, soll bis spätestens Mitte 2024 ein Geschäftsplan für das kombinierte Unternehmen erarbeitet werden.

In diesem Zuge ist auch ein zügiger Abschluss der Gesamttransaktion geplant. Nach Ablauf der Annahmefrist für das Erwerbsangebot wird Schaeffler eine außerordentliche Hauptversammlung einberufen. Dort werden Schaeffler-Aktionäre die Gelegenheit haben, über die geplante Umwandlung der nicht-stimmberechtigten Vorzugsaktien in stimmberechtigte Stammaktien abzustimmen. Für die im Anschluss vorgesehene Verschmelzung der Vitesco Technologies Group AG auf die Schaeffler AG ist die Zustimmung der jeweiligen Hauptversammlungen beider Unternehmen nötig. Das Umtauschverhältnis von Vitesco-Aktien in Schaeffler-Aktien für die Vitesco-Aktionäre wird durch den Bewertungsgutachter PVT Financial Advisors SE (ValueTrust) erstellt und soll anschließend von einem gerichtlich bestellten Verschmelzungsprüfer bestätigt werden. Entsprechend wird erst im vierten Quartal 2024 mit einem Abschluss der Transaktion gerechnet. 

Unternehmenssitz Herzogenaurach

Wie es seitens der Verantwortlichen weiter heißt, wird das kombinierte Unternehmen den Namen Schaeffler AG tragen und in Herzogenaurach ansässig sein. Die Aufteilung der Divisional Headquarters werde zwischen den Parteien noch näher besprochen. Dabei ist sich Schaeffler nach eigenen Angaben “der Bedeutung der Standorte von Vitesco für das kombinierte Unternehmen, insbesondere des Standorts Regensburg für das E-Mobility-Geschäft, bewusst”. Dies spiegele sich in der Tatsache wider, dass die Zukunftsvereinbarung, die Schaeffler 2018 mit der IG Metall abgeschlossen hat, auch im kombinierten Unternehmen gelten soll. Dieses wird mehr als 120.000 Mitarbeitende beschäftigen und einen Pro-Forma-Jahresumsatz von rund 25 Milliarden Euro aufweisen. 

An der Spitze der “neuen” Schaeffler AG wird ein neunköpfiger Vorstand stehen, der von Klaus Rosenfeld geleitet wird. Weitere Mitglieder sind die vier Funktionsvorstände Claus Bauer (CFO), Dr. Astrid Fontaine (CHRO), Uwe Wagner (CTO) und Andreas Schick (COO) sowie die vier CEOs der neu gebildeten Sparten. Vorgesehen sind dafür Thomas Stierle (CEO E-Mobility), Matthias Zink (CEO Powertrain & Chassis), Jens Schüler (CEO Vehicle Lifetime Solutions) und Sascha Zaps (CEO Bearings & Industrial Solutions). Abschließend ist beabsichtigt, die Zusammensetzung des Aufsichtsrats von Schaeffler unter Berücksichtigung der Anforderungen des kombinierten Unternehmens anzupassen. (dw)

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