Vereinbartes Zielbild schafft mehr Flexibilität

ZF schließt betriebsbedingte Kündigungen in Friedrichshafen bis 2028 aus

ZF FriedrichshafenZF liefert ein erneutes Bekenntnis zum Standort Friedrichshafen und sichert die Arbeitsplätze von rund 4.900 Beschäftigten.  Foto: ZF

Mit einem umfassenden Sparprogramm sowie einem – in weiten Teilen transformationsbedingten – Arbeitsplatzabbau will das ZF-Management den Konzern mittelfristig fit für die Zukunft machen. Über die exakte Höhe der Stellenstreichungen existieren unterschiedliche Angaben, die Zahl dürfte jedoch mindestens im vierstelligen Bereich liegen. Erst kürzlich berichtete etwa die Augsburger Allgemeine, dass am ZF-Standort in Schweinfurt bis Ende des Jahres 380 Arbeitsplätze abgebaut werden sollen. 

Deutlich positiver sind nun die Nachrichten, die der Konzern rund der Hälfte seiner am Hauptstandort Friedrichshafen Beschäftigten verkünden konnte. Nach langwierigen Verhandlungen mit Arbeitnehmervertretern wurde ein Zielbild vereinbart, das rund 4.900 Arbeitsplätze vor Ort durch den Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen bis 30. Juni 2028 sichert. Die Übereinkunft gilt für die die Konzernzentrale mit den Zentralfunktionen, die Forschungs- und Entwicklungsbereiche (Betrieb Z) sowie ZF Mobility Solutions (Betrieb XAZ). Zum Ende des vergangenen Jahres waren am ZF-Standort Friedrichshafen rund 10.300 Mitarbeitende tätig. Die übrigen Beschäftigten gehören zum Betrieb N, der die Divisionen Commercial Vehicle Solutions, Industrietechnik und Aftermarket umfasst. 

“Personaldrehscheibe” sorgt für Flexibilität

„Der tiefgreifende Wandel unserer Branche erfordert die Bereitschaft und den Mut zur Veränderung. Mit der neuen Vereinbarung haben wir gemeinsam Voraussetzungen geschaffen, um mehr Wirtschaftlichkeit und Flexibilität zu erhalten, den Standort weiterzuentwickeln und ihn an aktuelle Entwicklungen anzupassen“, kommentiert Dr. Lea Corzilius, ZF-Personalvorständin und Arbeitsdirektorin, die Einigung. Die angesprochene Flexibilität soll durch die Einrichtung einer sogenannten “Personaldrehscheibe” erreicht werden. Diese greift laut Unternehmensangaben, wenn aktuelle Beschäftigungspositionen aufgrund von Effizienzsteigerung entfallen oder sich Verschiebungen im Bedarf bestimmter Qualifikationen abzeichnen. “Begleitend wird neuer Qualifizierungsbedarf mit den existierenden Qualifizierungsangeboten abgeglichen, um bei Bedarf neue Angebote zu erarbeiten und den Mitarbeitern durch Weiterqualifizierung den Umstieg zu erleichtern”, heißt es in einer Mitteilung weiter. 

Darüber hinaus sind im Zielbild auch Weiterentwicklungen für die Ausgestaltung der Zeitkonten der Mitarbeiter sowie der Betriebsnutzungszeit der Erprobungs- und Prüfbereiche vorgesehen. Entsprechende Details sollen in den kommenden Monaten gemeinsam erarbeitet und teils in Pilotprojekten erprobt werden. Parallel dazu plant der Konzern auch eine bauliche Anpassung der Infrastruktur seines Friedrichshafener Standorts. So sollen die aktuell über das Stadtgebiet verteilten F&E-Abteilungen “räumlich bestmöglich in funktionalen Nachbarschaften zusammengeführt werden.” Auch die Umsetzung des „ZF-Work“-Konzeptes, das unter anderem – je nach Arbeitsaufgabe und Anwesenheit – geteilte Arbeitsplätze für Mitarbeitende vorsieht, soll vorangetrieben werden.

Zielbilder statt Strukturmaßnahmen 

Die jüngsten Zielbildverhandlungen erfolgten im Rahmen des Tarifvertrags Transformation, den ZF im Juli 2020 mit dem Gesamtbetriebsrat und der IG Metall geschlossen hatte. Grundidee des Vertrags ist es, anstatt kurzfristiger Strukturmaßnahmen Zielbilder auf Standortebene zu erarbeiten, um sie wettbewerbsfähiger zu machen und sie auf die Herausforderungen in Folge der Transformation der Automobilindustrie und des beschleunigten Wandels zur Elektromobilität auszurichten. 

Bezüglich der aktuellen Vereinbarung bilanziert Franz-Josef Müller, Vorsitzender des Z-Betriebsrats: „Nachdem wir Anfang Dezember 2023 die Verhandlungen zum Zielbild für gescheitert erklärt hatten und mit den Beschäftigten Mitte Januar 2024 zu einer gemeinsamen Kundgebung vor die Konzernzentrale zogen, kam im Februar 2024 wieder Bewegung in die Sache. Die Verhandlungen haben lange gedauert, aber wir haben nicht lockergelassen. Die Beschäftigungssicherung bis Mitte 2028 gibt den Kolleginnen und Kollegen Sicherheit – das war uns immens wichtig. Die Beschäftigten können sich nun trotz schwieriger Rahmenbedingungen ganz ihren eigentlichen Aufgaben widmen. Gerade jetzt brauchen wir die Innovationskraft, die Friedrichshafen schon immer stark gemacht hat.“

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