Umfassende Neustrukturierung

ZF konsolidiert deutsche Standorte und baut bis zu 14.000 Stellen ab

ZF FriedrichshafenDer Zulieferer ZF stellt sich in Deutschland neu auf. Ein Hauptgrund ist die langsame Entwicklung des E-Mobilitäts-Geschäfts.  Foto: ZF

Durch die großen Zukäufe der vergangenen Jahre – wie etwa TRW (2015) und Wabco (2020) – hat ZF nicht nur Schulden in Milliardenhöhe angehäuft, sondern auch seine Standortstruktur in Deutschland vergrößert. Letztere ist damit jedoch auch zunehmend kleinteiliger und weniger agil geworden. Genau an diesem Punkt will der Konzern mit einem neuen Maßnahmenpaket nun ansetzen. Prof. Dr. Peter Laier, der im ZF-Vorstand unter anderem das Ressort Produktion verantwortet, erläutert: „Wir wollen deshalb die deutschen Standorte konsolidieren und zu mehreren Standortverbünden zusammenführen. Ziel ist, ein leistungsfähiges Produktionsnetzwerk einerseits und eine effiziente Organisation der Forschungs- und Entwicklungsbereiche andererseits zu schaffen.“

Die geplante Standortkonsolidierung in Deutschland betrachten die Verantwortlichen dabei als Fortsetzung des Grundgedankens des im Jahr 2020 geschlossenen Tarifvertrags Transformation. Dieser sah unter anderem eine tiefgehende Anlayse der Standorte sowie die Erarbeitung von Zielbildern für eine gesicherte Zukunft vor. Eine solche Vereinbarung wurde erst kürzlich für Teile der zentralen Aktivitäten in Friedrichshafen getroffen. Zugleich ermöglicht der Tarifvertrag Transformation der Konzernspitze auch, bei einer fehlenden Perspektive einzelne Standorte zu restrukturieren oder gänzlich zu schließen. Dieses Schicksal droht bereits den Standorten Gelsenkirchen und Eitorf. Welche konkreten Auswirkungen die Pläne auf weitere Standorte haben, steht gegenwärtig noch nicht fest. 

Forcierte Automatisierung und Digitalisierung 

Klar ist bislang nur, dass ZF zusätzlich zu der Standortkonsolidierung auch seine Kapazitäten in den Bereichen Produktion, Verwaltung sowie F&E anpassen wird. Damit einher geht eine Reduzierung der Belegschaft in Deutschland um 11.000 bis 14.000 bis 2028. Aktuell beschäftigt der Zulieferer hierzulande rund 54.000 Personen. Die exakte Ausgestaltung des Stellenabbaus will ZF von der weiteren Entwicklung der Märkte und den Rahmenbedingungen am jeweiligen Standort abhängig machen. Für eine möglichst sozialverträgliche Umsetzung seien Angebote für Altersteilzeit sowie Abfindungsprogramme denkbar, heißt es seitens des Unternehmens. Parallel dazu soll die Wettbewerbsfähigkeit durch einen noch höheren Automatisierungsgrad und die konsequente Nutzung der Digitalisierung verbessert werden. 

„Unsere unternehmerische Verantwortung ist, ZF zukunftsfähig auszurichten und die Standorte in Deutschland so weiterzuentwickeln, dass sie nachhaltig wettbewerbsfähig und solide aufgestellt sind”, sagt der ZF-Vorstandsvorsitzende Dr. Holger Klein. „Uns ist bewusst, dass wir dazu auch schwierige, aber notwendige Entscheidungen treffen müssen. Dabei wollen wir bestmögliche Lösungen für alle Beteiligten finden.“

„Offenheit für Kooperationen und starke Partnerschaften”

Im Fokus der strategischen Neuausrichtung von ZF steht die Division Elektrifizierte Antriebstechnologien, deren Abläufe, Prozesse und Strukturen gezielt optimiert werden sollen. Aktuell gestalte sich das Geschäfts aufgrund “sehr hoher Wettbewerbs- und Kostendruck” sowie der “derzeit eklatanten Nachfrageschwäche nach rein elektrischen Fahrzeugen” extrem herausfordernd. Holger Klein unterstreicht jedoch: „Trotz der aktuellen Marktsituation ist klar: Der Elektromobilität gehört die Zukunft. Wir sind hier in Vorleistung gegangen und werden in diesen Bereich auch weiterhin stark investieren.” Zugleich ist seiner Meinung nach jedoch auch eine „Offenheit für Kooperationen und starke Partnerschaften” gefragt. „Zusätzlich zu unserem eigenen Engagement – weiter in der E-Mobilität vorankommen – gilt es auch diese Optionen zu prüfen“, so der ZF-Vorstandsvorsitzende. 

Darüber hinaus setzt der Konzern auf das Konzept „Stärken stärken”, weshalb auch weitere Anstrengungen in den Bereichen Nutzfahrzeugtechnik, Chassis Solutions, Industrietechnik und Aftermarket angedacht sind. Erste Details hierzu erläuterten die Verantwortlichen auf dem “Global Technology Day” Ende Juni. „Den robusten Kern von ZF wollen wir weiter stärken. Auch deshalb arbeiten wir an einer agileren Aufstellung des Unternehmens, um besser auf die schnellen Marktveränderungen reagieren zu können. Mit den nun beschlossenen Maßnahmen wollen wir unsere Wettbewerbsfähigkeit stärken und unsere Position als eines der weltweit führenden Zulieferunternehmen festigen“, fasst Klein zusammen. 

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