Automobilzulieferer präsentiert Bilanz

ZF steigert Umsatz um 6,5 Prozent

zf_zentraleZF arbeitet weiter an strategischen Verbesserungen der Ertragsstärke.  Foto: ZF

Das Geschäftsergebnis der ZF Friedrichshafen AG für das Jahr 2023 sendet positive Signale. Der Schuldenabbau wird vom Management unverändert stark fokussiert. ZF zahlte Verbindlichkeiten in Höhe von insgesamt rund zwei Milliarden Euro zurück. Die Nettoverschuldung wurde um 400 Millionen Euro auf unter zehn Milliarden Euro reduziert. „Wir gehen den Schuldenabbau und die Refinanzierung systematisch und prioritär an“, betonte Finanzvorstand Michael Frick. Auf Basis des ZF Green Finance Framework erfolgten drei Anleiheemissionen: Im Februar 2023 hat ZF eine festverzinsliche grüne Euro-Anleihe in Höhe von 650 Millionen Euro unter dem Daueremissionsprogramm „Debt Issuance Program (DIP)“ ausgegeben. Im April 2023 gelang der Wiedereinstieg in den US-Anleihemarkt mit einem Volumen von 1,2 Milliarden US-Dollar. Eine weitere grüne Euro-Anleihe wurde im September 2023 mit einer festverzinslichen Einzeltranche von 650 Millionen Euro am Markt platziert. „Diese Emissionen waren allesamt sehr gefragt. Die Märkte glauben weiter an ZF und unsere Kraft, die Transformation zu bewältigen. An diese erfolgreichen Emissionen haben wir in diesem Jahr bereits angeknüpft, um unser Fälligkeitenprofil auch unter veränderten Rahmenbedingungen am Finanzmarkt stabil und mit langfristiger Orientierung auszurichten“, so Frick. 

Wird Division Passive Sicherheitstechnik verkauft?

„2023 war für ZF ein Jahr weitreichender Entscheidungen: Wir haben den Transformationskurs des Unternehmens neu justiert und dabei die Themen Wettbewerbsfähigkeit und Ertragskraft in den Fokus genommen. Das Jahr 2024 wird ein Jahr der Umsetzung und weiterer Weichenstellungen für mehr Fokus, Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit“, sagte der ZF-Vorstandsvorsitzende Dr. Holger Klein bei der Bilanzvorlage in Friedrichshafen. Als wichtige Entscheidungen des Vorjahres nannte Klein das Vorbereiten der Zusammenführung der beiden Divisionen Pkw-Fahrwerktechnik und Aktive Sicherheitssysteme zur neuen Division Chassis Solutions, die am 1. Januar dieses Jahres erfolgt ist, und die begonnene Ausgliederung der Division Passive Sicherheitstechnik. „Die Ausgliederung der Division Passive Sicherheitstechnik schreitet gut voran. Wir prüfen weiterhin Optionen, wie wir sie in Zukunft weiterentwickeln können – das kann einen vollständigen oder teilweisen Verkauf oder einen Börsengang beinhalten.“ Als wichtigen Schritt bezeichnete Dr. Holger Klein auch die Gründung eines Joint Ventures mit Foxconn für Pkw-Fahrwerksysteme, der ZF Chassis Modules GmbH. Auch sei die langfristige Ausrichtung des Konzerns richtungsweisend gewesen, auf den Bau autonom fahrender Shuttles zu verzichten und sich stattdessen auf die Positionierung als Anbieter für autonome Fahrtechnologien und auf Engineering-Dienstleistungen zu konzentrieren. Die Breite des Portfolios erlaube es, gezielt in ertragsstarke Wachstumsbereiche zu investieren und bei der Elektromobilität sowohl Produkte für rein elektrische als auch für Hybrid- und konventionelle Antriebe zu liefern.

Nun strebt der Automobilzulieferer eine weitere Verbesserung der Kostensituation an. Bis Ende 2025 soll so die Kostenbasis um konzernweit sechs Milliarden Euro reduziert werden, heißt es seitens des Managements. Maßnahmen in fünf Kernbereichen nennen die Verantwortlichen: das Generieren von Preiseffekten beim Materialeinkauf, die Steigerung der Produktivität, eine Verbesserung der Forschungs- und Entwicklungskosten sowie der Kostenstruktur in Zentralbereichen und eine genaue Prüfung der Investitionen für ihre gezielte Verwendung. „Mit dieser schlankeren Kostenbasis schaffen wir uns eine Position der Stärke, um die weitere Transformation zur Elektromobilität in der zweiten Hälfte dieser Dekade und darüber hinaus anzugehen“, versichert Klein.

Die Geschäftszahlen für das Jahr 2023 im Detail: ZF erreichte einen Konzernumsatz von 46,6 (2022: 43,8) Milliarden Euro, ein Plus von 6,5 Prozent im Vergleich zum Wert des Vorjahres. Organisch betrug das Wachstum neun Prozent, die Differenz ist laut Konzern im Wesentlichen auf Währungseffekte zurückzuführen. Mit einem organischen Umsatzwachstum von rund 20 Prozent auf 8,7 Milliarden Euro (2022: 7,5 Milliarden Euro) entwickelte sich dabei die Division Commercial Vehicle Solutions besser als der Nutzfahrzeug-Gesamtmarkt, der im Vorjahr um 15 Prozent zulegte. Regional betrachtet, blieb Europa mit einem Anteil von 44 Prozent die umsatzstärkste Region, gefolgt von Nordamerika mit 28 Prozent und der Region Asien-Pazifik mit 24 Prozent. Das bereinigte EBIT des ZF-Konzerns lag bei 2,37 (2022: 2,04) Milliarden Euro, was einer bereinigten EBIT-Marge von 5,1 (2022: 4,7) Prozent entspricht. Die Netto-Verbindlichkeiten beliefen sich Ende vergangenen Jahres auf 9,98 (2022: 10,38) Milliarden Euro; die Eigenkapitalquote hat sich vor allem aufgrund negativer Währungs- und Bewertungseffekte gegenüber dem Vorjahr von 22,1 auf 19,7 Prozent verringert.

Der Ausblick auf das Geschäftsjahr 2024 berücksichtigt das "schwache wirtschaftliche Umfeld mit Inflation und geopolitischen Konflikten". Bei stabilen Wechselkursen und unter Berücksichtigung geplanter Unternehmenstransaktionen erwartet ZF für das Jahr 2024 einen Konzernumsatz größer 45 Milliarden Euro. Dies entspräche einem organischen Wachstum von fünf Prozent. Der Konzern verkündet auch Milliardeninvestitionen – bis Ende 2026 sollen weltweite Zukunftsinvestitionen in Höhe von fast 18 Milliarden Euro getätigt werden. Davon sollen rund 10,6 Milliarden Euro für Forschung und Entwicklung aufgewandt werden sowie mehr als sieben Milliarden Euro in Sachanlagen fließen. Bei einer gesteigerten Wettbewerbsfähigkeit sollen von diesen Investitionen bis zu 30 Prozent in die deutschen ZF-Standorte investiert werden. „Wir sehen die vielen Vorteile des Standorts Deutschland, wissen aber um seine Nachteile im internationalen Wettbewerb. An diesen wollen wir mit unseren Performance-Programmen gezielt arbeiten. Wir sind bereit, kräftig in Deutschland zu investieren, wenn die Rahmenbedingungen stimmen und wir hier unsere Kostenbasis verbessern“, so Klein. 

Automotive Insights berichtet bereits mehrfach über den Transformationsprozess von ZF und die Auswirkungen für Belegschaft und die Produktionsstandorte in Deutschland. Der Schuldenstand des Konzern hat die Handlungsspielräume eingeschränkt

 

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