Promobil testet Ganzjahresreifen für T6 & Co

Nur einer ist so richtig “empfehlenswert”

Acht Reifen für Fahrzeuge wie den VW T6.1 hat das Medium promobil aufs Profil geschaut.  Foto: Auto-Medienportal.net/VW

Allwetterreifen haben Hochkonjunktur: Nicht nur in der Gunst der Autofahrer, sondern auch bei den Testinstanzen, die – und das ist richtig so – diesen Trend aufnehmen und entsprechende Vergleiche durchführen. Das Special-Interest-Magazin Promobil Campingbusse aus dem Hause der Stuttgarter Motorpresse hat nun das Potenzial von Ganzjahresreifen für das Camper-Segment überprüft. Cheftester Thiemo Fleck hat sich mit einem VW T6.1 auf die Suche nach Antworten auf die eingangs gestellte Frage gemacht. Im Test angetreten sind acht Modelle aktueller Allwetterreifen in der Dimension 235/55 R17 103 V/Y XL. Zwar bietet der Markt in dieser Dimension und insbesondere mit den genannten Speed-Indizes ein deutlich geringeres Angebot als bei populären Größen, doch ist das kein wirklicher Mangel. Zumal die Premiummarken hier ohnehin keine Lücke lassen und auch diese Spezifikation im Angebot haben. 

Die Mitte August ermittelte Preisspanne der ausgewählten Reifenmodelle reicht von 174 Euro für den Michelin CrossClimate 2 als teuersten Kandidaten bis 132 Euro für den fernöstlichen GitiAllSeason AS1 SUV am unteren Ende der Skala. Dazu gesellen sich die Premiummarken Goodyear mit dem Vector 4 Season Gen-3 und Pirelli mit dem Cinturato All Season SF2 für jeweils 161 Euro sowie die Quality-Marke Vredestein mit dem Quatrac Pro für 150 Euro. Bridgestone ist mit seiner Zweitmarke Firestone und deren Multiseason Gen02 für 147 Euro vertreten und Continental mit dem Uniroyal AllSeasonExpert für 139 Euro. Für den dem Sumitomo-Konzern entstammenden Falken EuroAll Season AS220 Pro konnten die Tester zum fraglichen Zeitpunkt noch gar keinen Preis ermitteln, da das Produkt noch nicht marktfertig war. Trotz einiger Tests mit einer Vorserienversion fiele das Gummi schlussendlich aus der Wertung, da das Serienmodell auch nach dem Test noch nicht lieferbar war und die Ergebnisse nicht überprüft und bestätigt werden konnten.

Nach insgesamt 19 Disziplinen, deren Beurteilung die Testmannschaft auf Strecken im Norden Finnlands ebenso wie auf heimische Versuchsgelände wie das Contidrom führten, ragt ein Profil als klarer Testsieger heraus: der Goodyear Vector 4 Sesons Gen-3. Mit seiner “überragenden Haftung und sehr sicherem Fahrverhalten auf nasser Straße” sowie seiner “sicheren Kurvenhaftung mit breiten Reserven auf Schnee” können die übrigen Kandidaten nicht mithalten. Kritisiert werden allerdings die “etwas längeren Bremswege” auf trockener Fahrbahn, weshalb unter dem Strich das – für einen Testsieger vergleichsweise bescheidene – Urteil ”empfehlenswert” steht. 

Kandidaten vielfach mit (kleineren) Mängeln

Der zweitplatzierte Michelin CrossClimate 2 glänzt auf verschneiter Piste mit “überragender Traktion”, “bester Bremsleistung” und “stabilem Kurvenverhalten”. “Längere Bremswege und schwacher Kurvengrip auf nasser Strecke” sorgen jedoch für Abzüge und die Einstufung als “noch empfehlenswert”. Dass ein Kandidat mit dieser Wertung auf das Podium fährt, zeugt von den durchwachsenen Leistungen im Testfeld ebenso wie vom strengen Maßstab, den Promobil Campingbusse anlegt. Denn auch den nächsten vier Kandidaten ergeht es nicht besser.Die Budgetmarke Giti erhält mit ihrem GitiAllSeason AS1 SUV Bestwerte im Nassbremsen und im Trockenhandling und auch “Kurvengrip, Traktions- und Bremsperformance auf Schnee sind gut.” Schwächen zeigen sich im Aquaplaning, beim Trockenbremsen und beim Rollwiderstand. In Verbindung mit den ermittelten Stärken sowie dem niedrigen Preis sichert sich der Giti-Vertreter jedoch den Titel “Preis-Leistungs-Sieger”. In der Endabrechnung steht auch für ihn ein “noch empfehlenswert”. Wiederum dahinter folgt der Pirelli Cinturato All Season SF2, der “es trocken mag”, aber auch sonst “ohne gravierende Mängel” bleibt. “Etwas längere Bremswege auf Schnee” und ein “etwas eingeschränkter Aquaplaning-Schutz” fallen allerdings negativ auf. 

Auf dem geteilten fünften Rang landen der Vredestein Quatrac Pro sowie der Firestone Multiseason Gen02. “Verlässliches Fahrverhalten auf Nässe wie auch auf trockener Straße, schwache Bremsleistung und Kurvengrip auf Schnee” steht im Zeugnis des Vredestein-Vertreters. Gerade bei winterlichen Bedingungen kann im Gegensatz dazu der Firestone-Reifen punkten: “Tadellose, verlässliche und ausgewogene Eigenschaften auf Schnee”. Hinzu kommt ein “gutmütiges” Nass- und Trockenhandling. Da aber zugleich auch “längere Bremswege im Trockenen”, ein “träges Anlenken” und ein “instabiler Spurwechsel” festgestellt werden, reicht es auch für die zweite Generation des Mulitseason nur zu einem “noch empfehlenswert”. 

Siebter und damit letzter im Klassement der offiziell gewerteten Reifen wird der AllSeasonExpert 2 der Conti-Zweitmarke Uniroyal. “Ordentlich im Schnee – fällt trocken aber durch”, lautet das prägnante Fazit von Thiemo Fleck. Vor allem die Bremswege des Gummis sind schlicht “zu lang”. Da nützt auch die “überragende” Aquaplaning-Sicherheit wenig. “Bedingt empfehlenswert” ist die entsprechende Einstufung im Gesamttableau. Der aufgrund der erwähnten Konstellation aus der Wertung genommene Falken EuroAll Season AS220 Pro hinterlässt einen durchaus passablen Eindruck. Mit den erzielten Ergebnissen könnte der Pneu notentechnisch mit dem Pirelli mithalten. Bei ausgemachten Stärken auf nassem und trockenem Asphalt identifizieren die Tester Verbesserungspotential im Schnee.

Allseasons mit bedingtem Camper-Potenzial

Eignen sich Ganzjahresreifen nun also für Camper? “Inzwischen erreichen sie ganz respektable Leistungen”, resümiert Thiemo Fleck, um dann ausführlich auf die Vor- und Nachteile von Ganzjahresreifen einzugehen. Für den Einsatz auf Campingbussen spielen diverse Faktoren eine Rolle – der Fahrstil, die Jahreszeit, oder auch die Straßen- respektive die Geländebeschaffenheit. Bei viel Schnee sind Winterreifen besser, bei viel Hitze die reinen Sommerreifen. Ein konkretes Einsatzszenario für Ganzjahresreifen nennt Thiemo Fleck, dann nämlich, wenn “es für gelegentliche Ausflüge abseits befestigter Straßen mal etwas mehr Traktion sein darf. Dann – und bei gelegentlichem Schneerisiko – ergibt es Sinn, den Kompromiss von Allwetterreifen mitzugehen.” (ps/dw)

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