Enviro, Michelin und Antin
Recycling-Joint-Venture schließt Lieferverträge mit einem Volumen von rund 180 Millionen Euro
Die Finanzierung für den Bau und den Betrieb einer Reifenrecyclinganlage im schwedischen Uddevalla steht. Ein zentraler Baustein sind dabei Lieferverträge für die zurückgewonnenen Materialien. Die beteiligten Partner Enviro, Michelin und Antin streben weiterhin eine jährliche Altreifen-Verwertungskapazität von einer Million metrischen Tonnen bis zum Jahr 2030 an.
Das Werk in Uddevalla bildet den Auftakt für eine Reihe ähnlicher Projekte, die das Joint Venture bis 2030 in ganz Europa realisieren will. Zum Einsatz kommt dabei jeweils die patentierte Pyrolyse-Technologie von Enviro, mit der aus den Altreifen unter anderem Öl und Ruß (recovered Carbon Black, rCB) zurückgewonnen werden. Michelin, Enviro und Antin Infrastructure Partners hatten sich im März 2023 zusammengeschlossen, um eine europaweite Verwertungskette für Altreifen aufzubauen.
Rund 3,5 Millionen Tonnen ausrangierter Profile fallen jedes Jahr in Europa an. Die angestrebte Verarbeitung von einer Millionen Tonnen Altreifen pro Jahr erscheint zwar durchaus ambitioniert, ist angesichts der Abfallmenge aber durchaus realistisch und ebenso notwendig. Enviro und der NextGen-Fonds von Antin Infrastructure Partners haben sich bereits auf einen Finanzierungsplan für den Bau weiterer Werke verständigt.
Betriebsstart 2025
Für die Pilotanlage in Schweden liegen nun nach Aussage der Partner alle erforderlichen Umwelt- und Baugenehmigungen vor. Das Joint Venture startet deshalb bereits in Kürze mit der Bestellung benötigter Materialien und Bauteile, um die teilweise längeren Vorlaufzeiten zu berücksichtigen. Auf diese Lieferproblematik hatte auch bereits die Pyrum Innovations AG im Rahmen ihrer Expansionsprojekte hingewiesen. Enviro, Michelin und Antin wollen noch im ersten Quartal 2024 mit dem Bau beginnen, um die Anlage wie geplant im Jahr 2025 vollständig in Betrieb nehmen zu können.
Wie die Partner weiter mitteilen, wurden ferner bereits wichtige Lieferverträge vereinbart. Diese stellen neben der kontinuierlichen Versorgung mit Altreifen – unter anderem durch das Unternehmen Svensk Däckåtervinning AB – auch die Abnahme der wiedergewonnenen Produkte sicher. “Zu den Abnehmern des zurückgewonnenen Öls und Rußes gehören mehrere führende Hersteller in der Reifen-, Gummi- und Ölindustrie sowie in der chemischen Industrie”, heißt es seitens des Joint Ventures. Bei Laufzeiten zwischen fünf und zehn Jahren hätten die unterzeichneten Verträge ein Gesamtvolumen von rund 180 Millionen Euro.
Mehr Nachhaltigkeit in der Reifenindustrie
Zu den Abnehmern der wiedergewonnenen Materialien zählt unter anderem Schwedens größte Ölgesellschaft Preem sowie der Spezialchemiekonzern H&R Group. Das rCB geht auch an Akteure der Reifenindustrie, die damit ihre eigenen Nachhaltigkeitsbemühungen vorantreiben. Namentlich genannt wird neben dem Projektpartner Michelin der finnische Reifenhersteller Nokian Tyres. Ab 2026 soll das Unternehmen rCB aus Uddevalla erhalten.
Zu der Vereinbarung äußert sich Juha Hietalahti, Vice President Procurement bei Nokian Tyres, wie folgt: "Die Verwendung von wiedergewonnenem Ruß hat mehrere Vorteile in Bezug auf die Nachhaltigkeit. Er reduziert den Einsatz von neuen Rohstoffen und erhöht den Anteil von recycelten Rohstoffen. Die Emissionen bei der Herstellung von rückgewonnenem Ruß sind um mehr als 90 Prozent niedriger als die von neuem Ruß. In größerem Umfang erhöht die Verwendung von rückgewonnenem Ruß auch die Kreislauffähigkeit und Nachhaltigkeit in der Reifenindustrie."