Mehr Flexibilität als Ziel

ZF investiert 500 Millionen Dollar in Getriebewerk Gray Court

ZF_Gray_Court_webIn Gray Court/South Carolina schafft ZF rund 400 neue Arbeitsplätze.  Foto: ZF

Erklärtes Ziel von ZF ist es, in Gray Court/South Carolina ab 2025 auch die elektrifizierte vierte Generation seines 8-Gang-Automatgetriebes fertigen zu können. Dafür investiert der Konzern 500 Millionen US-Dollar (rund 460 Millionen Euro). Gegenwärtig stellen rund 1.900 Mitarbeiter:innen in dem Werk die dritte Generation des 8-Gang-Automatgetriebes, das 9-Gang-Automatgetriebe (beide für Pkw) sowie PowerLine, das hybridfähige 8-Gang-Automatgetriebe für mittelschwere Lkw, Busse und Pick-ups, her. 

Speziell letzteres ist für ZF von strategischer Bedeutung. Deshalb fährt der Zulieferer die Produktion im Rahmen einer 2021 angekündigten 200-Millionen-Dollar-Investition bis 2025 auf 200.000 Getriebe pro Jahr hoch. „Die Lokalisierung von PowerLine festigt die Position von Gray Court als erster nordamerikanischer Flex-Fertigungsstandort von ZF“, betont Prof. Dr. Peter Laier, der im ZF-Vorstand für die Division Commercial Vehicle Solutions verantwortlich ist. 

Local-for-Local-Ansatz

Die zusätzlichen Kapazitäten sind in Verbindung mit dem Ausbau der Fertigungspalette für die Geschäftstätigkeiten des Friedrichshafener Konzerns in ganz Nordamerika essenziell. Hybridantriebe werden nach ZF-Angaben auf dem nordamerikanischen wieder verstärkt nachgefragt. Auf diese Bedürfnisse will der Konzern – je nachdem, welche Elektrifizierungsstrategie seine Kunden verfolgen – möglichst flexibel eingehen können.

“Gray Court ist unser wichtigstes nordamerikanisches Werk für die flexible Produktion von Antriebssystemen für Pkw und Nutzfahrzeuge. Die Erweiterung um elektrifizierte Antriebe spiegelt den Wandel wider, den unsere Branche derzeit durchläuft“, erläutert ZF-Vorstandsmitglied Stephan von Schuckmann, verantwortlich für die Division Electrified Powertrain Technology. Er führt weiter aus: „Die Plug-in-Getriebe werden derzeit in Deutschland produziert, für unsere nordamerikanischen Kunden stellen wir sie von 2025 an in Gray Court her. Das ist Teil unserer Strategie, mit unseren Werken möglichst nah vor Ort bei unseren Kunden zu sein.”

Auswirkungen der Transformation

Die Ankündigung der Millionen-Investition fällt in eine turbulente Zeit bei ZF. Die hohen Schulden belasten den Konzern massiv und der drohende Stellenabbau – über dessen exakte Höhe nach wie vor Unklarheit herrscht – sorgt für zusätzliche Unruhe. im Interview mit der Schwäbischen Zeitung bekräftigt ZF-Gesamtbetriebsrat Achim Dietrich die Zahl von 12.000 Jobs, die bis 2023 entfallen sollen. Angesichts der Sparnotwendigkeit sei die Arbeitnehmervertretung durchaus zu Zugeständnissen bereit, betont Dietrich in dem Interview. Allerdings übt er auch deutliche Kritik an einigen Entscheidungen der Konzernführung aus der jüngeren Vergangenheit: “Die Schließungspläne für Schalke und Eitorf werden den Konzern nicht retten. Die Manager machen es sich zu einfach, wenn ihnen nichts anders als die Schließung von Standorten einfällt.”

Neben den beiden Werken, die geschlossen werden sollen, war in den vergangenen Monaten auch der ZF-Standort Saarbrücken wiederholt Gegenstand von Medienberichten. Dass dort mittelfristig weniger Menschen beschäftigt sein werden, steht bereits seit längerem fest. In den USA wiederum entstehen durch die Investition nach ZF-Angaben rund 400 neue Arbeitsplätze. Die Plug-in-Getriebe, die künftig in Gray Court gefertigt werden sollen, werden bislang auch in Saarbrücken hergestellt. 

Im saarländischen Ensdorf plant ZF gemeinsam mit Wolfspeed den Bau einer Chipfabrik. Wie die Tagesschau berichtet, setzt der ZF-Betriebsrat darauf, dass sich dort für mindestens 600 Mitarbeitende aus Saarbrücken eine neue Beschäftigung ergeben könnte. Allerdings verzögert sich der Start des Projekts nun bis 2025. Grund dafür ist offenbar eine ausstehende Förderzusage der EU. Bund und Länder haben bereits Mittel zugesagt. Zudem muss laut dem Bericht auch das Bundeskartellamt noch seine Freigabe erteilen. 

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