ADAC-Winterreifentest Teil 2

17-Zöller sind mehrheitlich "befriedigend"

Mit Bestnoten auf winterlicher und nasser Fahrbahn verdienter Testsieger: der Continental WinterContact TS 870.  Foto: Continental

Nach 205/60 R16 stellt der ADAC im zweiten Teil seines Winterreifentests mit 225/45 R17 erneut eine populäre Dimension auf den Prüfstand. 16 Reifenmodelle mit der Geschwindigkeitskategorie H (bis 210 km/H) traten montiert an einem VW Golf gegeneinander an. Das gewählte Reifenformat in 17 Zoll war zu früheren Zeiten ein lupenreines Breitreifenformat, das aber heute an zahlreichen Kompaktfahrzeugen Anwendung findet. Neben dem VW Golf etwa auch am Opel Astra, der Mercedes A-Klasse oder dem BMW 1er. Und auch hier kann sich das Angebot qualitativ sehen lassen und ist bis auf manche Ausnahmen sicher. Aber um die zu finden gibt es Tests. 

Testschema bleibt gleich, Wechsel im Testfeld

Wie schon bei der im Teil 1 verwendeten Größe verfolgt der ADAC auch bei den 17-Zöllern den Anspruch, einen Querschnitt des Marktes wiederzugeben. So verwundert es nicht, dass der ein oder anderen Reifen erneut mit von der Partie ist. Bei den Premiumreifen sehen wir den Michelin Alpin 6 wieder, den Bridgestone Blizzak LM005 und auch den Dunlop Winter Sport 5. Der Continental heißt WinterContact TS870 (nicht mehr “P”), der Vredestein dafür Wintrac Pro. Der Goodyear wird zum UltraGrip Performance +, während für Hankook erneut der Winter i*cept RS3 ins Rennen geht. Und dann kommt doch etwas Variation auf. Diesmal ist der Pirelli Cinturato Winter 2 dabei. Als Zweitmarke für Conti kommt nun der Semperit Speed Grip 5 zum Zuge, womit wir bei den Qualitätsmarken wären. Der Nokian WR Snowproof wird aufgerufen ebenso wieder der Yokohama BluEarth Winter V906 und der Kumho Wintercraft WP52. Die indische Marke Apollo ist mit dem Aspire XP Winter dabei (zum Konzern gehört auch die Marke Vredestein), Goodyear wird noch mit der Zweitmarke Sava und deren Modell Eskimo HP2 vertreten. Zwar sind die Übergänge in den Preissegmenten fließend, aber eindeutig der Budget-Schiene zuzuordnen sind der Giti Winter W2 (Produktion in China, Konzernzentrale in Singapur) und auch der Kormoran Snow aus dem Michelin-Konzern. Auch hier zeigt sich ein zahlenmäßiges Übergewicht der Premiummarken, während die Billigschiene doch etwas unterrepräsentiert ist.

Auch die Testkriterien und damit insbesondere das veränderte Bewertungsschema, das der ADAC seit seinerm Sommerreifentest 2023 anwendet, bleiben gleich und damit wie in Teil 1 beschrieben. Ganz allgemein bleibt zum Bewertunsschlüssel zu sagen, dass die Fahrsicherheit mit 70 Prozent nach wie vor eine entscheidende Rolle spielt. Die stärkere Berücksichtung der “Umweltbilanz” (30 Prozent), in der auch Lieferwege eine Rolle spielen, wirkt sich zum Nachteil einer Produktion in Fernost aus, was viele Budgetmarken betrifft. 

Ein breites Mittelfeld

Leider gibt es unter den 17-Zöllern keine Überraschungen. So sind es wieder vier Premiumreifen, die sich an die Spitze setzen und mit “gut” bewertet werden. Dabei fällt erneut auf, dass sich der ADAC in seiner Bewertung im Gegensatz zu anderen Testinstanzen sehr zurückhält und streng urteilt. Während Kandidaten in anderen Vergleichen schon mal über ein “hervorragend” jubeln können, vergeben die ADAC-Tester nicht einmal ein “sehr gut”. Der Club lässt sich ganz offenbar noch Platz nach oben für künftige, weiter verbesserte Produkte.

Alle vier Spitzenreifen zeigen sich laut ADAC am Golf “besonders ausgewogen”. Angeführt wird das Feld vom Continental WinterContact TS 870, der “hervorragende Fahrleistungen” mit einer “klar guten Umweltbilanz” verbindet und Bestnoten auf winterlicher und nasser Fahrbahn erhält. Der Bridgestone Blizzak LM005 ist zwar mit der Note 1,7 auf Nässe absolute Spitze, patzt aber in dieser Test-Dimension auf winterlicher Fahrbahn mit der Note 3,2 und landet daher mit dem Gesamturteil “befriedigend” nur auf dem vorletzten Platz. In der Umweltbilanz verhageln zudem die Disziplinen Nachhaltigkeit (3,3) und Geräusch (3,4) eine bessere Bewertung.

Mit ähnlichen fahrdynamischen Leistungen wie der Conti-Vertreter schneiden auch der Michelin Alpin 6 und der Goodyear Ultra Grip Performance+ ab, wobei der Michelin in der Umweltbilanz zudem mit einer errechneten Laufleistung von 61.000 Kilometern punkten kann (Note 0,9). Der Goodyear-Reifen bleibt mit 54.400 Kilometern klar darunter, überzeugt aber dennoch (Note 1,5). Das Quartett der “guten” Reifen komplettiert der Dunlop Winter Sport 5, der leichte Schwächen auf Nässe durch eine hohe Laufleistung (Note 0,9) ausbügeln kann.

Es folgt ein breites Mittelfeld, das aus elf Reifen mit der Bewertung “befriedigend” besteht. Die Kandidaten in dieser Gruppe sind weniger ausgewogen in ihren Fahreigenschaften und entwickeln Stärken und Schwächen in den einzelnen Kategorien. Schwächen auf trockener Fahrbahn zeigen der Nokian WR Snowproof, der Pirelli Conturato Winter 2 und auch der Sava Eskimo HP2. Der Pirelli kann zumindest auf Schnee und nasser Fahrbahn wieder punkten. Auch der Vredestein Wintrac Pro "bietet dem Fahrer auf trockener Fahrbahn eine nur befriedigende Rückmeldung am Lenkrad", bilanziert der ADAC. Neben dem Bridgestone punktet auch der Hankook Winter i*cept RS3 auf Nässe, kommt aber auf winterlicher Fahrbahn nicht so gut zurecht. So geht es auch dem Yokohama BlueEarth-Winter V906, dem Apollo Aspire XP Winter und dem Semperit Speed Grip 5. Den Maßstab in Sachen Umweltbilanz/Laufleistung setzt der Kumho Wintercraft WP52 mit 64.000 Kilometern (Note 0,7). Mit relativ ausgeglichenen Fahrleistungen rollt der Giti Winter W2 immerhin auf einen Mittelplatz, kassiert aber die schlechteste Note in Sachen Nachaltigkeit (4,1), was einer besseren Platzierung im Wege steht.

Nur einer fällt durch: Der Kormoran Snow, der preisgünstigste im Feld, erhält ein “mangelhaft”, weil er nicht nur die schlechtesten Nasseigenschaften abliefert (“inakzeptabel”), sondern auch die schlechteste Trockenperformance. Die Bestnoten auf Schnee und die recht hohe Laufleistung retten den Kormoran nicht vor dem Platz am Tabellenende.

Fazit

Wer nicht die Spitzenreiter kaufen will, die in allen Belangen ob ihrer Ausgewogenheit eine gute Leistung bieten, kann auch in der zweiten Reihe, bei den “befriedigend” beurteilten Produkten, gut bedient werden, wenn der Reifen nach dem persönlichen Fahrprofil ausgewählt wird. Käufer, die aufgrund der individuellen Fahrsituation mit dem jeweiligen Defizit leben können, finden vielleicht sogar ein Schnäppchen, erklärt der ADAC. (ps/dw)

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