Michelin zeigt “Sample”

Analysesystem für Reifenabrieb

Michelin_Reifenabrieb_grafikMichelin hat eigenen Angaben zufolge die Menge des Abriebs seiner Reifen zwischen 2015 und 2020 um fünf Prozent gesenkt.  Foto: Michelin

Das Thema Reifenabrieb wird in den kommenden Jahren weiter an Relevanz gewinnen, die Industrie ist aufgefordert, an der Entwicklung standardisierter und präziser Messverfahren mitzuwirken. Aktuelle Studien beziffern den Reifenabrieb, der in der EU jährlich anfällt, auf rund 500.000 Tonnen. Laut ADAC liegt der Abrieb eines Fahrzeuges für alle vier Reifen im Durchschnitt bei etwa 120 Gramm pro 1.000 Kilometer. Auch die Reifenindustrie unterstützt immer stärker bei der Evaluierung von Reifenabrieb. Michelin ist einer der Akteure, der sich an vorderster Front engagiert. Der Reifenhersteller aus Frankreich präsentiert nun ein System, das bei der Bestimmung der Umweltauswirkungen der Abriebpartikel unterstützen soll, um darauf aufbauend neue Lösungen entwickeln zu können. Reifenabriebpartikel sind im Durchschnitt so klein wie ein menschliches Haar (100 µm) und sind eine komplexe Mischung aus Reifengummi (50 Prozent) sowie Mineralien und anderen Straßenbestandteilen (50 Prozent).  

Michelin konnte eigenen Angaben zufolge in einer Studie die Anzahl der Partikel genauer quantifizieren, die zur Luftverschmutzung beitragen – PM10 und PM2,5, auch bekannt als Feinstaub. Bisher habe es keine vergleichbaren Messungen mit ähnlich hoher Genauigkeit gegeben. Laut den Verantwortlichen bei Michelin zeigen die ersten Ergebnisse, dass es sich bei den von Reifen emittierten Partikeln in der Luft im Durchschnitt um 1,3 Prozent PM10-Partikel und 0,16 Prozent PM2,5-Partikel handelt. Diese genaue Quantifizierung sei sowohl für Michelin wichtig, um die Zusammenhänge zwischen Reifen, Straße und Fahrstil besser zu verstehen, als auch für die Behörden in den Städten. Diese sind für die Messung der Luftverschmutzung zuständig. Die nun von Michelin erhobenen Daten sollen bei der Entwicklung von Simulationsmodellen zur Messung der Luftqualität unterstützen. 

Der Reifenhersteller hat sein System der Reifenindustrie und der ETRMA (European Tyre & Rubber Manufacturers‘ Association) für weitere Analysen der Reifenpartikel zur Verfügung gestellt. Die ETRMA plant in Zusammenarbeit mit einer unabhängigen Organisation nun weitere Messungen, die im Laufe des Jahres 2024 starten und über einen Zeitraum von 18 Monaten vorgenommen werden. Für die von der Europäischen Kommission verabschiedete Euro 7-Norm werden in Kürze die Grenzwerte für den Reifenabrieb festgelegt, um die Menge der in Europa freigesetzten Partikel weiter zu senken. Die Europäische Kommission stützt sich dabei auf eine eigene Testmethode, mit der alle Abriebpartikel, die von den Reifen und der Straße stammen, quantifiziert werden können, in Gramm pro Kilometer und beförderter Tonne. Die Methode soll die Messung der Gesamtemissionen in einem sehr großen Maßstab für alle Reifen auf dem Markt ermöglichen. Reifen, die diese Norm nicht erfüllen, dürfen dann nicht mehr vermarktet werden. 

Ende 2023 kündigte die Michelin Gruppe die Einrichtung eines gemeinsamen Labors mit der staatlichen französischen Forschungsorganisation CNRS (Centre National de la Recherche Scientifique) und der Universität Clermont Auvergne an. Im „BioDLab“ erforschen die Partner den biologischen Abbau von Verschleißpartikeln. Es sollen Lösungen identifiziert werden, um die Partikel biologisch abbaubar zu machen. Michelin will laut Management auch in den kommenden Jahren intensiv daran mitwirken, Wissen aufzubauen und den Abbauprozess der Partikel besser zu verstehen.

Die Reifenhersteller allgemein sind in der Pflicht, den Reifenabrieb bei ihren Produkten zu optimieren. Mit der neuen Euro-7-Abgasnorm – wirksam ab Ende 2026 – werden neben dem Bremsenabrieb auch nichtabgasbezogene Partikel aus Reifenabrieb begrenzt. Der ADAC hat 2022 die Reifenhersteller benannt, die noch erheblichen Verbesserungsbedarf haben. Der Mittelwert des durchschnittlichen Reifenabriebs sei bei den geprüften Produkten von Maxxis, Bridgestone, Nokian und Pirelli besonders hoch. Michelin- und Goodyear-Reifen schneiden im Vergleich laut ADAC hingegen besonders gut ab. 

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