Studie zu Batteriefabriken

“Historische Wachstumschance” für Maschinen- und Anlagenbauer

Batteriefabrik - AutoIn Europa sind aktuell über 50 Batteriefabriken in Planung.   Foto: Keitma - adobestock

Die Analyse von Porsche Consulting und dem VDMA entwirft Lösungsansätze, wie sich eine technologische Abhängigkeit im Zukunftsfeld der Batterieproduktion verhindern lässt. Die aktuell in Bau oder Planung befindlichen rund 200 Batteriefabriken – ein großer Anteil dieser entsteht in Europa – benötigen Produktionstechnik im Milliardenwert. Großteils kommt diese aktuell von chinesischen Maschinenbaufirmen. Die Studie beziffert den Anteil europäischer Firmen aktuell auf gerade einmal acht Prozent. Genau hier sei anzusetzen, die Wachstumschancen für deutsche und europäische Maschinen- und Anlagenbau-Unternehmen seien gewaltig. Nach Ansicht der Analysten ist der Anteil zu gering, um einen prägenden Einfluss auf die technische Entwicklung zu haben und in Europa ein zweites Cluster für Batterietechnik entstehen zu lassen. Hierfür sei dauerhaft ein Marktanteil von etwa 20 Prozent notwendig.

Chinesische Unternehmen bieten Batteriefabriken schlüsselfertig an

Die aus der Studie „Battery Manufacturing 2030: Collaborating at Warp Speed“ resultierende Lösungsansätze zielen auf Kooperationen. „Nur wenn es europäischen Maschinenbauern gelingt, gemeinsam integrierte Fabriklösungen anzubieten, werden sie sich gegen die Konkurrenz aus Asien behaupten können. Technologisch ist die europäische Industrie auf Augenhöhe, aber Unternehmen aus China bieten bereits ganze Batteriefabriken schlüsselfertig an“, erläutert Gregor Grandl, Senior Partner bei Porsche Consulting und Co-Autor der Studie. Chinesische Akteure setzen als Komplettanbieter den Standard, reduzieren Schnittstellen und damit das zeitliche und finanzielle Risiko bei der Errichtung, so die Bestandsaufnahme. Mit Blick auf die Chancen für Maschinenbaufirmen formulieren die Verantwortlichen der Studie: ”Bereits um den Marktanteil von nur acht Prozent im Batteriemarkt während des rasanten Hochlaufs zu halten, wären Wachstumsraten von 33 Prozent jährlich notwendig. Um auf 20 Prozent Marktanteil zu kommen, müssten die Unternehmen schneller wachsen als der Markt. Etwa 50 Prozent Umsatzsteigerung pro Jahr wären nötig – und möglich. Das Marktvolumen bis 2030 beträgt für Maschinen- und Anlagenbauer allein im Batteriebereich 300 Milliarden Euro. Ein Erfolg in diesem Wettbewerb würde Europa Zugriff auf die wichtige Zukunftstechnologie Batterie dauerhaft sichern und dabei viele Arbeitsplätze schaffen.”

Die Bedeutung von Kooperationen betont Hartmut Rauen, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des VDMA: „In Partnerschaften entstehen nicht nur Wissen, sondern auch Innovation." Für die Studie wurden Analysen von Technologie und Anbietern angefertigt, Prognosen aus eigenen Marktmodellen abgeleitet und eine Serie von Interviews geführt. Diese zeigen, dass viele Unternehmen hierzulande den kooperativen Weg bereits intensiv beschreiten – hochspezialisierte Unternehmen, wie die Manz AG aus Reutlingen. Deren Vorstandsvorsitzender Martin Drasch sagt: „Als europäischer Maschinenbauer haben wir gezielt in die Batterieproduktion investiert, um für den in der Studie aufgezeigten rasanten Markthochlauf gerüstet zu sein. Durch das Joint Venture mit den Konzernen Dürr und Grob stärken wir unsere Position am Markt und können effizient auf die wachsende Nachfrage nach innovativen Batterieproduktionslösungen für Gigaprojekte reagieren." Stephan Eirich, geschäftsführender Gesellschafter der Maschinenfabrik Gustav Eirich GmbH, teilt mit: „Die hohen Anforderungen der Kunden an Turn-Key-Lieferanten erfordern ein Umdenken in den Hochlaufphasen für diese Industrie. Das stellt selbst für erfahrene Maschinen- und Anlagenbauer eine neue Herausforderung dar, der wir uns stellen."

In Europa über 50 Batteriefabriken geplant

In welchem Maße deutsche und europäische Maschinen- und Anlagenbau-Firmen an dieser "historischen Wachstumschance” partizipieren, wird durch aktuelle Weichenstellungen entschieden. Mit Unterstützung und Initiative der politischen Handlungsträger:innen wurden bereits ermutigende Prozesse und Investitionen aufgesetzt – wie erwähnt entstehen zahlreiche Zellfertigungen in Europa. Das Medium auto motor sport fasste Ende 2023 zusammen, dass mit 42 Batteriefabriken in Europa das Potenzial gemessen an der Gesamtzahl an Automobilwerken auf diesem Kontinent (322) nicht annähernd ausgeschöpft ist. Eine Vielzahl an weiteren Produktionseinheiten ist allerdings in Planung, europaweit sollen es über 50 Batteriefabriken sein. Vor allem Deutschland profitiere von dieser Entwicklung, verdeutlicht eine aktuelle Statistik des Industrieverbandes European Automobile Manufacturers’ Association (ACEA). Eine der modernsten Fabriken der Welt will Northvolt beispielsweise in Dithmarschen errichten. Es gilt mit Investitionen die Dynamik im Feld der Batterieproduktion weiter zu entfachen, sodass die europäische Automobil- und Zuliefererindustrie und die hiesigen Unternehmen aus dem Maschinen- und Anlagenbau ihre Wachstumspotenziale entdecken und dann ausschöpfen.  

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