Virtuelle Realität strafft OE-Entwicklungsarbeit

Nexen setzt auf VR und KI zur Vorhersage von Leistungsparametern

Fahrsimulator(v.l.n.r.) Ki Deug Sung (Chief of Virtual Research bei Nexen Tire), Dal Yong Mun (Head of R&D Center Nexen Tire), Dan Clark (Geschäftsführer Ansible Motion) und Salman Safdar (Business Development Director bei Ansible Motion).  Foto: Nexen Tire

Anfang Juli präsentierte Nexen Tire einen virtuellen Fahrsimulator, der die Zusammenarbeit mit Automobilherstellern erleichtern und Entwicklungszeiten für Erstausrüstungsspezifikationen verkürzen soll. Laut den Verantwortlichen strafft die virtuelle Reifenentwicklung die Kosten und spart Ressourcen. Der Fahrsimulator stammt vom britischen Ausrüstungslieferanten „Ansible Motion“. 

In der virtuellen Reifenentwicklung wird das Fahrverhalten von Reifen mithilfe eines Produkt-spezifischen Datensatzes abgebildet und mathematisch dessen simulierte Leistung evaluiert. Dadurch entfällt die Notwendigkeit anfänglicher physischer Prototypenentwicklung und -herstellung. Der Fahrsimulator schafft eine Umgebung, die reale Bedingungen ohne den Einsatz echter Fahrzeuge simuliert, wodurch Fahrer die Leistung virtueller Reifen bewerten können. Echtzeitsimulationen bieten laut Hersteller die Möglichkeit einer präzisierten Vorhersage der Reifenleistung. Reifenmodellierungstechniken können in die reale Produktentwicklung und Leistungsbewertung einbezogen werden. Die virtuelle Entwicklung senkt die Kosten für Rohstoffe, Testfahrzeuge und -einrichtungen und verkürzt gleichzeitig die Entwicklungs- und Erprobungszeit vom Prototyp bis zum fertigen Produkt. 

Nexen nutzt seit längerer Zeit schon sowohl VR- als auch KI-Technologien in Entwicklungsprozessen. Im Jahr 2022 richtete das Unternehmen ein „AI Performance Prediction System“ ein, das laut den Konzernverantwortlichen mithilfe von maschinellem Lernen wichtige Leistungskennzahlen von Reifen bereits in der Konzeptphase vorhersagt. Dieses System ermögliche Entwicklungsingenieuren eine exakte Vorhersage wesentlicher Leistungsmerkmale wie Geräuschentwicklung, Fahrverhalten sowie Haftung, indem es umfangreiche gesammelte Testdaten nutze. Nexen Tire plant seine Anwendung der KI-Technologie weiter auszubauen. Der koreanische Reifenhersteller entwickelt aktuell ein System, das die XAI-Technologie (eXplainable AI) nutzt, die nicht nur Antworten auf vorgegebene Testwerte generieren, sondern auch Testergebnisse sowie Prozesse erklären und interpretieren soll. „Wir sind bestrebt, unsere Forschungsbemühungen der zeitnahen Entwicklung von Reifen für neue Konzeptfahrzeuge zu widmen“, heißt es aus dem Unternehmen. 

Auch andere Reifenhersteller haben in jüngster Zeit an ihren Entwicklungsstandorten Fahrsimulatoren installiert: Pirelli in Breuberg, und auch Continental sowie Sumitomo Rubber Industries verfügen über entsprechende Simulationskapazitäten . 

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