Continental präsentiert Pläne
Strategie zur Steigerung der Wertschaffung
Erst kürzlich hatte Conti Maßnahmen zur Straffung der Kostenstruktur kommuniziert. Die Kostenseite solle um jährlich 400 Millionen Euro entlastet werden. Anlässlich des Kapitalmarkttages wurde das Management konkret.
In Hannover gab die Conti-Führung ihre Strategie zur "Steigerung der Wertschaffung des Unternehmens" bekannt. Das Gebot der Stunde beim Automobilzulieferer Continental lautet Kostenreduzierungen. Der Konzern strebt an, in den nächsten zwei bis drei Jahren den Korridor der mittelfristig erwarteten bereinigten EBIT-Marge von rund 8 bis 11 Prozent auf Konzernebene zu erreichen und sich innerhalb dieser Spanne anschließend zu verbessern. Das Management konkretisierte auch die Erwartungen an die Umsatzentwicklung: Kurzfristig (2 bis 3 Jahre) rechne Continental mit einem Gesamtumsatz von rund 44 bis 48 Milliarden Euro und mittelfristig (3 bis 5 Jahre) von rund 51 bis 56 Milliarden Euro. Der Ausblick 2023 wird auf 41 bis 43 Milliarden Euro taxiert. Im Rahmen des Kapitalmarkttages kündigte das Management auch an, die Verselbstständigung von Geschäftsteilen sowie weitere Überprüfungen des Portfolios durchzuführen.
Im Unternehmensbereich Automotive will sich Continental noch stärker auf wachstumsstarke und wertschaffende Geschäftsfelder konzentrieren. Der Bereich bereitet dabei die organisatorische Unabhängigkeit des Geschäftsfelds User Experience vor. Dieser Schritt soll neue strategische Optionen für das Geschäft mit Anzeige- und Bediengeräten eröffnen. Continental überprüft darüber hinaus auch Maßnahmen für weitere Geschäftsaktivitäten innerhalb von Automotive, die in diesem Geschäftsjahr voraussichtlich rund 1,4 Milliarden Euro zum Unternehmensumsatz beitragen sollen.
Im Reifenbereich setzt Continental nach Angaben der Konzern-Führung auf weiterhin "stabile Erträge und operative Exzellenz". Nachhaltigkeit, Elektromobilität und digitale Reifenservices schaffen nach Ansicht der Verantwortlichen vielfältige Chancen für weiteres profitables Wachstum. In ihrer Industriesparte ContiTech fokussiert Continental auf zuverlässige Rentabilität durch Materiallösungen aus Gummi und Kunststoff. Gleichzeitig will das Unternehmen die strategische Ausrichtung in diesem Unternehmensbereich auf das Industriegeschäft verstärken. Dessen Anteil am Umsatz von ContiTech soll von aktuell rund 55 auf 80 Prozent steigen. „Unsere Strategie zielt auf die Steigerung unserer Wertschaffung. Dafür treiben wir unsere Weiterentwicklung zum Technologieunternehmen für sichere, intelligente und nachhaltige Mobilitäts- und Material-Lösungen voran. Es gibt gute Gründe, in Continental zu investieren. Wir verfügen über eine klare Strategie zur Erreichung unserer Mittelfristziele. Wir investieren gezielt in die Bereiche, die zukünftig überproportional zur Wertentwicklung beitragen. Unsere Technologieposition bauen wir dort aus, wo es uns im Wettbewerb nach vorn bringt. Unsere drei Unternehmensbereiche bilden ein ausgewogenes und resilientes Portfolio, das wir flexibel, vorausschauend und proaktiv mit unserem umsetzungs- und leistungsstarken Team steuern“, teilt der Conti-Vorstandsvorsitzende Nikolai Setzer mit.
Der Auftrag von Setzer ist deutlich formuliert: Der Unternehmensbereich Automotive soll seine Profitabilität und Wettbewerbsfähigkeit dauerhaft erhöhen. Die Strategie fokussiere darauf, eine führende Marktposition in allen Geschäftsfeldern zu erreichen, Prozesse und Strukturen zu verbessern und Kosten zu reduzieren sowie die Konzentration auf wachstumsstarke und wertschaffende Geschäftsfelder zu erhöhen. Wie bereits berichtet, wird das Geschäftsfeld User Experience organisatorisch unabhängig aufgestellt. Die Division Automotive wird eine deutliche Kostenreduktion von jährlich 400 Millionen Euro ab 2025 erleben. Dazu werden unter anderem Verwaltungsstrukturen, Schnittstellen, Hierarchielevel und Komplexität reduziert sowie Entscheidungsstrukturen und Prozesse vereinfacht, wie es seitens des Unternehmens heißt. Auch plane Automotive, seine Quote für Forschung und Entwicklung zu reduzieren. So strebt der Unternehmensbereich kurzfristig an, die Forschungs- und Entwicklungskosten (netto) auf rund 11 Prozent vom Umsatz zu senken. Mittelfristig soll die Quote weniger als 10 Prozent betragen. Dazu beitragen soll unter anderem eine verstärkte Bündelung der weltweit 82 Entwicklungsstandorte.
Geschäftsfeld "Tires" mit überdurchschnittlicher Wertschöpfung
Der Unternehmensbereich "Tires" ist die Cashcow des Konzerns und steht für profitables Wachstum und überdurchschnittliche Wertschöpfung. Der Reifenbereich hat seinen Umsatz in den vergangenen fünf Jahren jährlich um durchschnittlich 4,3 Prozent gesteigert. Basis für den wirtschaftlichen Erfolg ist laut Führung die operative Leistungsfähigkeit des Bereichs. Kapazitäten und modernste Produktionstechnologien würden konsequent und stetig an den sich verändernden Marktanforderungen ausgerichtet. Dabei profitiere "Tires" von großen Skaleneffekten und Verbundvorteilen, da mehr als 80 Prozent der globalen Fertigungskapazitäten in sogenannten Megafabriken gebündelt seien. Der Unternehmensbereich strebt mittelfristig einen Umsatz von rund 17 bis 18 Milliarden Euro sowie eine bereinigte EBIT-Marge von rund 13 bis 16 Prozent an. Starkes Wachstumspotenzial sieht der Reifenbereich vor allem in den Regionen Asien-Pazifik sowie Nord- und Südamerika. (kle)