Hohe Reparaturkosten

GDV warnt vor “sinkender Akzeptanz der Elektromobilität”

Elektroautos sind bei Unfällen weniger schadensanfällig als vergleichbare Verbrenner. Im Falle einer Reparatur geht diese dann allerdings laut der GDV-Studie mehr ins Geld.  Foto: saskia - adobe.stock.com

Der GDV hat die Preise für Reparaturen bei Elektroautos und vergleichbaren konventionell angetriebenen Fahrzeugen untersucht und dabei deutliche Unterschiede festgestellt. „Die Reparaturkosten von Elektroautos sind viel höher. Sie liegen im Schnitt um 30 bis 35 Prozent über denen vergleichbarer Autos mit Verbrennungsmotor“, bilanziert GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen mit Blick auf die Studienergebnisse. Dies könnte nach Meinung des Verbands die Transformation der Mobilität sowie die notwendige Abkehr von fossilen Rohstoffen gefährden.

Für Christoph Lauterwasser, Geschäftsführer des Allianz Zentrums für Technik, sind es mehrere Gründe, die im Zusammenspiel die höheren Reparaturkosten von Elektroautos verursachen. Einer davon seien etwa die hohen Kosten durch beschädigte Antriebsbatterien bei zugleich verbesserungswürdigen Tauschkriterien, Diagnose- und Reparaturmöglichkeiten. 

Hinzu kämen ferner fehlende Erfahrung und Unsicherheit in Bezug auf den Umgang mit beschädigten Elektroautos. Sehr lange Quarantänezeiten oder auch Vorsichtsmaßnahmen, bei denen die Batterien durch Tauchbäder in Löschcontainern zu Totalschäden werden, trieben die Kosten nach oben. “Wir haben mehr als 125 Jahre Erfahrungen mit Verbrennern, aber nur ca. 10 Jahre mit modernen Elektrofahrzeugen. Mit Blick auf Werkstätten, Abschleppunternehmen, Feuerwehren und Gutachtern fehlen deshalb noch Erfahrung und bewährte Verfahren im Umgang mit schwer beschädigten Elektroautos”, so Lauterwasser. Als weiteren Faktor führt der Experte schließlich lange Standzeiten sowie hohe Stundenverrechnungssätze in Werkstätten für Arbeiten an E-Autos an. Seine eindringliche Bilanz: „Angesichts des zu erwartenden Wachstums besteht deutlicher Handlungsbedarf!“

Appelle an Hersteller, Werkstätten und Gutachter

Das sieht man auch beim GDV so und hat daher einige Ansatzpunkte identifiziert, die sich insbesondere an die Adresse der Automobilhersteller richten. Eine Forderung ist etwa, dass Batterien schon beim Design der Fahrzeuge so gut wie möglich vor Schäden durch Unfälle geschützt werden sollten. Heinz Gressel, der Vorsitzender des GDV-Ausschusses Kraftfahrt, plädiert ferner dafür, dass Werkstätten und Gutachtern aussagekräftige Diagnosedaten zum Zustand der Batterie nach einem Unfall zur Verfügung gestellt werden. Die Verfügbarkeit von “wirtschaftlich und ökologisch nachhaltige Anleitungen für die Reparatur und/oder den teilweisen Austausch beschädigter Batterien” ist laut Gressel ein weiterer Punkt, der Abhilfe schaffen könnte. 

In Verbindung damit setzt sich der GDV außerdem dafür ein, dass präzise Kriterien für den Umgang mit verunfallten Elektroautos entwickelt und Werkstätten, Abschleppunternehmer und Feuerwehren umfassend qualifiziert werden. Von Werkstätten und Gutachtern fordern die Versicherer, dass Batterien bei beschädigten Elektroautos schnell geprüft, Brandgefahren früh ausgeschlossen und Quarantänelagerungen möglichst kurz gehalten werden. Dafür würden auch mehr Fachkräfte benötigt, weshalb die Aus- und Weiterbildung im Bereich der Elektromobilität forciert werden müsse. Heinz Gressel verdeutlicht die Notwendigkeit der angemahnten Maßnahmen: "Wenn die Kosten für Elektromobilität aus dem Ruder laufen, sinkt auch deren Akzeptanz. Und das dürfen wir nicht riskieren!”

Geringere Schadensanfälligkeit fällt auf 

Jenseits der höheren Reparaturkosten offenbart die GDV-Studie noch ein zweites – mit Blick auf das Image von E-Fahrzeugen durchaus positives – Ergebnis: “In der Kfz-Haftpflichtversicherung – also bei Unfällen, in denen mit einem Auto andere geschädigt werden – verursachen Elektroautos im Durchschnitt fünf bis zehn Prozent weniger Unfälle als vergleichbare Verbrenner“, so Jörg Asmussen. Noch deutlicher sei der Vorteil der Elektroautos in der Vollkasko-Versicherung, also den Schäden am eigenen Auto: Hier entstünden bei den Stromern im Schnitt sogar rund 20 Prozent weniger Schäden.

Vor dem Hintergrund der Studienergebnisse unterstreicht Asmussen die Unterstützung der Versicherer für die Mobilitätswende. „Dass wir als Gesellschaft unsere Fahrzeuge künftig nicht mehr mit fossilen Rohstoffen antreiben, ist und bleibt angesichts der ökologischen Herausforderung des Klimawandels der einzig richtige Weg“, betont der GDV-Hauptgeschäftsführer und ergänzt mit Blick auf die hohen Reparaturkosten: „Wir Versicherer wollen diesen Wandel begleiten und positiv mitgestalten, daher warnen wir frühzeitig vor dieser Entwicklung.“ 

Studienhintergrund

Für die vorliegende Untersuchung bildete der GDV 37 Modellpaare aus Elektroautos und Verbrennern, die sich möglichst ähnlich sind. Recht einfach war dies bei baugleichen Modellen wie etwa dem Smart und dem Elektro-Smart oder beim Golf VII und dem Elektro-Golf VII. Gab es bei einzelnen Fahrzeugen kein direktes Pendant, haben Experten des GDV passende Vergleichsfahrzeuge ermittelt. Anschließend wurde ausgewertet, wie sich die Häufigkeit und die Höhe der Schäden sowohl in der Kfz-Haftpflicht- als auch in der Vollkaskoversicherung über drei Jahre entwickelt haben. (dw)

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