Fazit der Sommerreifentest-Saison 2024

Hannoveraner Seriensieger und Potenziale im Quality-Segment

Reifentest SicherheitstrainingAuf nasser Piste trennt sich häufig die Spreu vom Weizen – vor allem besonders günstige Reifen fallen häufig deutlich ab.  Foto: Horst Schmidt - stock.adobe.com

“Unser Ziel war es, den sichersten Reifen am Markt zu entwickeln“ – mit diesem hohen Anspruch schickte Continental vor knapp zwei Jahren seinen PremiumContact 7 in den Handel. Sein Leistungsvermögen hat der Pneu seitdem in verschiedenen Produktvergleichen nachgewiesen, doch vor allem in diesem Jahr setzt der Reifen Maßstäbe. Bei den Medien AutoZeitung, sportauto und auto motor und sport fährt der PremiumContact 7 jeweils auf Platz eins. Siege bei den Prüfungen derartiger Titel zahlen auf die Reputation eines Profils ein, vor allem dann, wenn ein Profil sie in Serie zustande bringt. 

Noch wichtiger, weil mit einer ungleich höheren Relevanz in der Branche und auch am PoS versehen, sind die Resultate in den beiden großen Reifentests von ADAC und AutoBild. Und auch in diesen zeigt sich die Klasse des PremiumContact 7 mit einem Testsieg (ADAC) und einem zweiten Platz (AutoBild). Auf Augenhöhe mit dem Conti-Profil fährt in beiden Versuchsreihen der Michelin Primacy 4+ – einmal muss sich der Franzose knapp geschlagen geben, einmal hat er knapp die Nase vorn. Anders als der PremiumContact7 wird der Primacy 4+ allerdings auch von den Testmannschaften der AutoZeitung sowie von auto motor und sport weniger gelobt.

“Produktbewertungsprogramm” für den Vredestein Ultrac

Doch zurück zu den beiden großen Tests von ADAC und AutoBild, die in diesem Jahr auch den Auftakt der Sommerreifen-Testsaison markiert haben. Neben den bereits erwähnten Parallelen an der Spitze zeigen sich auch an weiteren Stellen offensichtliche Überschneidungen. Die wohl markanteste betrifft den Vredestein Ultrac: Sowohl seitens des ADAC als auch der AutoBild wird der Reifen wegen seiner vergleichsweise geringen Laufleistung abgestraft. Dierk Möller und Henning Klipp ermitteln eine Distanz von 15.400 Kilometern, beim ADAC sind es immerhin kalkulierte 27.200 Kilometer. In beiden Fällen landet der Vredestein-Vertreter damit in dieser Kategorie jeweils klar auf dem letzten Rang. 

Beim Hersteller zeigt man sich “enttäuscht von den Resultaten” und kündigt Maßnahmen an, die Abhilfe schaffen sollen. “Im Rahmen unserer fortlaufenden Produktentwicklungsaktivitäten evaluieren und optimieren wir weiterhin die in allen unseren Reifen verwendeten Mischungen, um kontinuierliche Verbesserungen zu erzielen und sicherzustellen, dass unsere Reifen wettbewerbsfähig bleiben und den Kunden den besten Wert bieten. Wir nehmen die Testergebnisse des ADAC sehr ernst und haben ein neues Produktbewertungsprogramm für den Ultrac gestartet, um die Verschleißleistung weiter zu verbessern”, so Tobias Morbitzer Director Cluster Central (DE, CH & DK) bei Apollo Vredestein, gegenüber unserer Redaktion. 

Mit Blick auf die Anpassungen will der Konzern den Worten Morbitzers zufolge zugleich sicherstellen, dass “die hervorragenden Sicherheits- und Handlingeigenschaften des Reifens auf nasser und trockener Fahrbahn beibehalten” werden. Denn auch das sei an dieser Stelle festgehalten: Jenseits seiner Patzer bei der Laufleistung gehört der Vredestein Ultrac bei ADAC und AutoBild klar zu den besten Kandidaten. So bescheinigt ihm die AutoBild-Testcrew etwa eine “exzellente Fahrdynamik” sowie “sehr gute Aquaplaning-Eigenschaften”. Dieses Performance-Level kann der Ultrac im gemeinsamen Test von ACE, GTÜ und ARBÖ erneut abrufen und erreicht so – da die Laufleistung kein Bewertungskriterium ist – eine Podiumsplatzierung. 

Preis-Leistungs-Verhältnis im Fokus

Darüber hinaus kann die Marke Kumho mit ihrem Modell Ecsta HS52 positiv auf sich aufmerksam machen. Beim ADAC wie auch bei der AutoBild gelingt dem Reifen der Sprung in die Top 5. Der seit knapp zwei Jahren verfügbare Reifen knüpft damit an die Erfolge seines Vorgängers HS51 an, der ebenfalls in relevanten Reifentests überzeugen konnte. Derartige Ergebnisse gilt es für das Kumho-Gummi nun weiter zu bestätigen, um die mit Blick auf seine Positionierung unzweifelhaft vorhandenen Potenziale zu nutzen. Der von uns im Gespräch mit zahlreichen Industrie- und Handelsvertretern identifizierte Trend zu mehr Preissensibilität bei Verbraucherinnen und Verbrauchern könnte insbesondere dem Quality-Segment Zuwächse bescheren. Ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis ist dabei der Schlüssel, um eine kostenbewusste Kundschaft zu erreichen. 

Faktoren wie diese sind für die eingangs angesprochene Reputation einer Marke von zentraler Bedeutung. Neben wiederkehrenden Testerfolgen braucht es freilich noch eine Reihe weiterer Hebel, um den Marktanteil einer Marke zu erhöhen. Unterstützend wirkt dabei sicherlich, wenn ein Hersteller mit mehr als einem Modell in einschlägigen Reifentests punkten kann. Den bislang genannten auffälligen Marken dieser Saison gelingt das durchaus. So sichert sich Continental etwa mit seinem SportContact 7 den Sieg im Produktvergleich von AutoBild sportcars, wobei Michelin mit dem Pilot Sport 4S auf Platz zwei fährt. Bei AutoBild Allrad wiederum finden sich sowohl der Michelin Pilot Sport 4 SUV als auch Kumhos Ecsta PS71 SUV unter den besten Kandidaten. 

Billigprofile als potenzielles Sicherheitsrisiko

Bei aller Notwendigkeit, private Ausgaben zu prüfen und günstigere Optionen zumindest in Betracht zu ziehen, bestätigen die vorliegenden Testresultate doch auch eine in der Branche mithin bekannte Tatsache: Allzu billige Reifen sind keine Empfehlung wert, da die Ersparnis in vielen Fällen zulasten der Sicherheit geht. Für ihren großen Test hat etwa die AutoBild derartige Reifen wegen zu langer Bremswege bereits im Qualifying aussortiert. In den Prüfungen für das Reisemobil-Magazin sowie die Allrad-Ausgabe findet sich jedoch jeweils ein besonders günstiger Reifen im Testfeld. Überzeugen kann jedoch weder der Winrun R330 (“nicht empfehlenswert”) noch der Goodride Z-107 ZuperEco (“bedingt empfehlenswert”). 

Ein ähnliches Fazit fällt auch Henning Renner, der für ACE, GTÜ und ARBÖ gleich drei Billigprofile unter die Lupe genommen hat. Sein Urteil zum Trio bestehend aus dem Austone Athena SP-701, dem Milestone Green Sport GS-05 und dem Summer HP 1 von Berlin Tires: „Sie fahren sich unsicher, führen teils zu viel Übersteuern, sind vom Lenkverhalten unpräzise, mit deutlich weniger Grip, und man hat während des Beschleunigungsvorgangs mit erhöhtem Untersteuern zu kämpfen. Diese Reifen können in einer Notsituation ein Sicherheitsrisiko darstellen.“ 

Ganz abgesehen von sicherheitsrelevanten Aspekten, kann ein in der Anschaffung teurer (Premium-)Reifen sich aufgrund seiner langen Haltbarkeit respektive seiner hohen Laufleistung durchaus rechnen. Dies bekräftigt etwa die AutoBild am Beispiel des Goodyear EfficientGrip Perfofmance 2. Das individuelle Fahrprofil bleibt somit nach wie vor ein entscheidendes Kriterium bei der Reifenwahl. Der Reifenfachhandel und Kfz-Servicebetriebe stehen dabei als kompetente Ansprechpartner beratend zur Seite, um unter der Vielzahl an Angeboten die passende Option zu finden.

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