Reifenindustrie
Industrieakteure melden weitere OE-Freigaben
Das Erstausrüstungsgeschäft ist für Reifenhersteller kostspielig, aber durchaus lukrativ. OE-Partnerschaften sichern eine gewisse Werksauslastung, je nach Modell und Renommee der Automarke geht es jedoch auch um Prestige sowie den Nachweis von Entwicklungskompetenz. An einer Reihe von OE-Vereinbarungen der jüngeren Vergangenheit lassen sich diese Punkte erkennen.
Premiumakteure wie Michelin, Goodyear und Pirelli aber auch Hersteller wie Nexen und Yokohama haben in den vergangenen Wochen über neue Erstausrüstungsvereinbarungen für eines oder mehrere ihrer Produkte informiert. Dass die Unternehmen dies so eifrig kommunizieren, hat vor allem mit Marketing und der Reputation der eigenen Marke zu tun. Bei der Recherche zum Artikel über das Prestige-Segment der UHP- und UUHP-Reifen berichtete uns Philipp Mendelski, Technical Customer Interface Manager bei Continental: “Erstausrüstungsfreigaben sind der beste Beweis für die Qualität eines Produkts.” Entsprechend nachvollziehbar ist es für die Reifenhersteller, über diese Belege der eigenen Kompetenz zu informieren.
Einflüsse der E-Mobilität auch in der Erstausrüstung
So bestückt etwa Michelin die neuen Peugeot-Modelle 3008 und E-3008 als exklusiver Reifenlieferant für den europäischen Markt. Freigegeben wurde das Duo CrossClimate 2 SUV und e.Primacy jeweils in 235/55 R19 105V und 225/55 R19 103V, der e.Primacy zusätzlich in 235/50 R20 104V. Produziert werden die Reifen für Peugeot in den europäischen Werken von Michelin. „Wir haben viel in diesen Auftrag investiert, um den kommerziellen Erfolg des neuen SUV von Peugeot zu unterstützen. Unser Produktionsverbund mit den Werken in Bad Kreuznach, Vitoria und Valladolid in Spanien sowie Cuneo in Italien ist ein Beleg für unsere Strategie einer möglichst marktnahen Herstellung“, erläutert Florentin Odenwald, Executive Vice President Global Sales Automotive OE bei Michelin.
Nach eigenen Angaben hat der französische Reifenriese drei Jahre an der finalen Spezifikation der OE-Gummis gearbeitet. Neben den im Lastenheft vorgegebenen hohen Anforderungen in Bezug auf Fahrstabilität und -sicherheit hat insbesondere die Elektrovariante des Peugeot-Modells die Michelin-Ingenieure beschäftigt. Vor allem das höhere Gewicht und das unmittelbar einsetzende Drehmoment sind kritische Faktoren. „Wir haben diese Einflüsse in unserem Entwicklungsprozess berücksichtigt. So können wir unserem Partner auf Fahrzeug und Antrieb abgestimmte Reifen liefern“, sagt Philippe Jacquin, Vice President für die Entwicklung von Reifen für Pkw und leichte Nutzfahrzeuge bei Michelin. Auf außereuropäischen Märkten sind der Peugeot 3008 und der E-3008 zudem mit Michelin Pilot Sport 4 SUV in 235/50 R20 104V verfügbar.
Auch Goodyear baut seine Zusammenarbeit mit einem französischen Automobilhersteller aus und liefert für den neuen Citroën ë-C3 Reifen ans Band. Der vollelektrische Kleinwagen wird mit dem EfficientGrip Performance 2 ausgerüstet. Goodyear folgt dabei bereits seiner kürzlich eingeführten Strategie „Ready for EV“, die eine Kennzeichnung aller EV- und PHEV-Erstausrüstungsreifen vorsieht. Auch auf den für den Citroën ë-C3 homologierten Profilen sind bereits die Logos EDT (Electric Drive Technology) sowie EDR (Electric Drive Ready) zu sehen. Der Reifenhersteller will damit auf die besondere Eignung seiner Produkte für elektrifizierte Fahrzeugeinheiten hinweisen. (Details dazu, wie die E-Mobilität Entwicklungsparameter bei Sommerreifen verschiebt, lest ihr hier.)
Hans Vrijsen, Managing Director Consumer OE, Goodyear EMEA, kommentiert: „Goodyear freut sich, dass Citroën den neuen ë-C3 mit Goodyear-Reifen ausstattet. Unser EfficientGrip Performance 2 ist ein Sommerreifen, der die modernen elektrischen Möglichkeiten des ë-C3 perfekt ergänzt und unser Engagement für die Bereitstellung innovativer Lösungen für Elektrofahrzeuge und die Zukunft der Elektromobilität unterstreicht.“
OE-Partnerschaften von Nexen und Yokohama
Gleich zwei neue OE-Kooperationen vermeldete dieser Tage auch Yokohama. Der japanische Hersteller rüstet neben dem Subaru Impreza auch das neue Mercedes-AMG CLE 53 4Matic+ Coupé ab Werk mit Reifen aus. Auf dem in Europa und Lateinamerika erhältlichen Subaru-Modell werden Reifen der Serie Advan Sport V105 in der Abmessung 225/40 R18 92W montiert. Mercedes-AMG wiederum hat für sein CLE 53 4Matic+ Coupé den Advan Sport V107 freigegeben. Yokohama liefert das Fabrikat in der Kombaintion 265/40 ZR19 102Y (vorne) und 295/35 ZR19 104Y hinten – jeweils mit der Kennzeichnung MO als Mercedes-Original.
Yokohama knüpft damit an eine ganze Reihe bestehender Erstausrüstungsprojekte mit Mercedes-AMG an. Das Management des Konzerns hat eine verstärkte OE-Präsenz bei namhaften Automobilherstellern als wichtige Säule bei den angestrebten Wachstumsplänen im Rahmen des mittelfristigen Managementplans Yokohama Transformation 2026 (YX2026) identifiziert.
Schließlich kann noch Nexen Tire eine weitere OE-Freigabe kommunizieren. Mercedes-Benz setzt bei der elften Generation seiner E-Klasse auf das Nexen-Profil N’Fera Sport. Homologiert wurde die Größe 225/55 R18 102Y XL. Die Koreaner forcieren damit weiter das Erstausrüstungsgeschäft, nachdem BMW bereits im Herbst vergangenen Jahres Nexen-Reifen als OE-Option für seine 5er Limousine gewählt hat. Die Profile werden im Nexen-Werk im tschechischen Žatec produziert.