Recycling und Runderneuerung auf der TTC

Vielfältige Ansatzpunkte für mehr Nachhaltigkeit

Altreifen-Resolution The Tire CologneZahlreiche Interessierte nutzten die Gelegenheit, die Altreifen-Resolution von AZuR in Köln zu unterzeichnen.  Foto: Kay Lehmkuhl

Einen nachhaltigen Umgang mit Altreifen streben die Initiative ZARE (Zertifizierte Altreifen-Entsorger) und die Allianz Zukunft Reifen (AZuR) an. Insbesondere das Wirken von AZuR erstreckt sich dabei jedoch nicht nur auf die Branche: Im Dialog mit Politik, Verbänden und NGOs will die Vereinigung das Themenfeld Altreifen – und deren in Teilen nach wie vor mangelhafte Entsorgung – in das gesamtgesellschaftliche Bewusstsein rücken. Auf The Tire Cologne zeigte sich dieses Bemühen in der Altreifen-Resolution, zu deren Unterzeichnung Anna-Maria Guth als Geschäftsführerin der CGW GmbH aufrief. Sie freute sich über volle Reihen bei dem Termin, den auch die Koelnmesse als Ausrichter sowie der BRV als ideeller Träger der TTC intensiv beworben hatten. Mit Verweis auf die Dringlichkeit der Thematik konstatierte Guth jedoch auch: “Es ist dramatisch, wie wenige da sind.”

Innerhalb des AZuR-Netzwerks bündeln bereits mehr als 70 Partner ihre Kompetenzen. Für ein noch wirksameres Engagement des Zusammenschlusses seien weitere Unterstützer willkommen, betonte Anna-Maria Guth. Mit der Altreifen-Resolution wollen die AZuR-Verantwortlichen vor allem auf politischer Ebene Einfluss nehmen. Nach dem Unterzeichnungs-Termin in Köln wurde die Resolution nach Berlin entsandt, wo parallel zur TTC die Woche der Umwelt stattfand. Zu dieser Veranstaltung geladen hatten Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sowie die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU). Auch AZuR war dort vertreten, um die Resolution und die gesammelten Unterschriften an politische Entscheider zu übergeben. Final soll die Resolution auf Ebene der EU wirksam werden, um “die Wertstoff-Pyramide als Basis des wirtschaftlichen Handelns zu etablieren und alle in der Europäischen Union eingesetzten Reifen auch in der EU wiederzuverwerten”. 

Entsorgungs-Situation in Deutschland 

Hierzulande fällt laut AZuR-Angaben jedes Jahr etwa ein Altreifen pro Einwohner an, insgesamt sind es rund 650.000 Tonnen. Um deren fachgerechte Entsorgung kümmern sich die in der Initiative ZARE organisierten Fachbetriebe. Deren Anspruch brachte Danny Schwalbe von der MRH Mülsen GmbH im Rahmen der BRV-Mitgliederversammlung wie folgt auf den Punkt: “Wir nehmen alle Reifen mit und lassen keinen liegen, egal wie der Zustand ist.” Je nach Zustand werden die Altreifen chemisch, stofflich oder thermisch verwertet. Letzteres betreffe aufgrund ihres speziellen Aufbaus vor allem Seal-Reifen. Solche Reifen stellen auch für die Pyrolyse-Reaktoren von chemischen Verwertern wie der Pyrum Innovations AG ein Problem dar und werden entsprechend nicht angenommen. Schwalbe appellierte in diesem Zuge an die anwesenden BRV-Mitglieder, die Entsorgung ausrangierter Reifen nur über zertifizierte Betrieb zu regeln – und nicht auf unlautere Wettbewerber zu setzen, “die mit günstigen Preisen locken, aber nicht gesetzeskonform handeln”.  

Neue Runderneuerungs-Partnerschaften 

In eine ähnliche Richtung gingen dann auch die Ausführungen von Anna-Maria Guth auf der Tire Stage. Sie unterstrich das klare AZuR-Ziel, dass “jeder Reifen mindestens einmal runderneuert und dann stofflich oder chemisch verwertet wird”. Entsprechend erfreut dürften die AZuR-Verantwortlichen die in Köln verkündete Zusammenarbeit zwischen dem Reifenhersteller Prinx und Marangoni zur Kenntnis genommen haben. Vorgesehen ist, dass Marangoni zunächst die Runderneuerung von Lkw- und Busreifen der Marke Austone sowie deren Vertrieb in Deutschland übernimmt. Mit der Partnerschaft will Prinx seine CO2-Emissionen deutlich reudzieren.

Auch im Bereich der Runderneuerung von Pkw- respektive Transporterreifen wurden im Rahmen der TTC Neuigkeiten verkündet: Das Unternehmen Reifen Hinghaus, das erst Ende April einen Insolvenzantrag gestellt hatte, will die Neureifenproduktion mit der Runderneuerung verzahnen und gezielt aufeinander abstimmen. Projektpartner für das Konzept “One Tyre – Two Lives” ist der chinesische Konzern Mayrun mit seiner Marke Forceland. Den Auftakt der Kooperation bildet ein Ganzjahresprofil. Als letzter hierzulande aktiver Runderneuerer von Pkw- und Transporterreifen leistet die Reifen Hinghaus GmbH das, was Anna-Maria Guth im Zuge der Unterzeichnung der Altreifen-Resolution betonte: “Es gibt keinen Grund, dass Pkw-Reifen nicht in Deutschland runderneuert werden.” 

Über ihr Produkt- und Servicespektrum informierten auf The Tire Cologne darüber hinaus weitere Spezialisten aus der Recycling- und Runderneuerungsbranche – größtenteils gebündelt in der Themenwelt „Circular Economy“. Dort war unter anderem Vipal Rubber zu finden und präsentierte seine vorvulkanisierten Laufstreifen-Modelle DV-RT5, VM310 und VT540. Auch der Gebrauchtreifen-Marktplatz Re-Tire war in Halle 7 vertreten. Über den dortigen AZuR-Gemeinschaftsstand sicherten sich zudem Netzwerk-Mitglieder ohne eigenen Messestand – darunter namhafte Akteure wie etwa Apollo Tyres, Nokian Tyres und Michelin – eine zumindest kleine Messepräsenz. In Form von nachhaltigen und ökologisch optimierten (Konzept-)Reifen war der Nachhaltigkeitsgedanke ferner an den Ständen vieler Akteure der Reifenindustrie nachvollziehbar. Der Handlungsbedarf bleibt jedoch weiter immens, weshalb es gilt, die beschrittenen Wege konsequent weiterzugehen und die vorgestellten Konzepte in die Serie zu übertragen. 

Thomas Wohlgemuth Prinx
Linglong Konzeptreifen The Tire Cologne
Kumho Nachhaltigkeit The Tire Cologne
AZuR ZARE The Tire Cologne

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