„Coming of Age: The Next Phase in the eMobility Transformation“ lautet der Titel der aktuellen PwC-Studie, die die Entwicklung des Stromer-Marktes in den kommenden Jahren beleuchtet. Ungeachtet weiterhin bestehender Unsicherheiten rund um Rohstoffpreise, Ladeinfrastruktur oder regulatorischen Vorgaben sehen die Experten die Elektromobilität weltweit auf dem Vormarsch. Demnach könnte der Anteil reiner BEV-Plattformen (Battery Electric Vehicle) unter den weltweit verkauften Pkw bis 2030 auf rund 40 Prozent steigen – bis 2035 sogar auf etwa 60 Prozent. Dadurch wiederum könnte sich auch der globale Umsatz mit elektrischen Antriebssystemen für E-Autos (ePowertrains) auf über 630 Milliarden Euro pro Jahr mehr als verdoppeln.
„Die Lücke zwischen E-Auto und Verbrenner schließt sich. In vielen Fällen sind BEVs über ihren gesamten Lebenszyklus – von der Anschaffung über Wartung bis zum Wiederverkauf – heute schon so wirtschaftlich wie Verbrenner”, führt Dr. Jörn Neuhausen, Senior Director und Leiter Elektromobilität bei Strategy& Deutschland, aus. „Gleichzeitig erreichen sie ein neues Reifestadium: Schnellere Ladezeiten und höhere Reichweiten machen sie alltagstauglich wie nie zuvor. Diese Fortschritte werden den BEV-Anteil in den kommenden Jahren deutlich erhöhen.“ Die Verantwortlichen rechnen unter anderem mit flächendeckenden Ladeleistungen von bis zu 400 Kilometern in zehn Minuten sowie einem durchschnittlichen Energieverbrauch der Plattformen, der sich auf rund 14 kWh pro 100 Kilometer einpendelt. Durch mehr Wettbewerb, Skaleneffekte in der Produktion und fallende Rohstoffpreise erwartet Strategy& in den kommenden fünf Jahren zudem deutliche Preisrückgänge bei Stromern. BEVs dürfte somit der „Durchbruch zur dominierenden Antriebsform der nächsten Mobilitätsära” gelingen.
Vorreiter China
Weltweit verläuft diese Entwicklung allerdings sehr unterschiedlich. Während der BEV-Anteil am gesamten Pkw-Absatz in China im ersten Quartal 2025 26 Prozent erreichte, waren es in Europa nur 15 Prozent und in den USA lediglich 8 Prozent. Im gesamten Jahr 2024 wurden in China mehr als doppelt so viele BEV verkauft (6,7 Millionen) wie in Europa (2 Millionen) und den USA (1,2 Millionen) zusammen. „Während China beim BEV-Hochlauf weiter Tempo macht, fehlt es in Europa und den USA insbesondere im ländlichen Raum an erschwinglichen und flächendeckenden Schnellladeangeboten”, ordnet Dr. Jörn Neuhausen ein. „Hinzu kommen regulatorische Hürden und uneinheitliche Förderkulissen. Multi-Energy-Plattformen und Plug-in-Hybride gewinnen für Hersteller daher kurzfristig wieder an Bedeutung: als flexible Antwort auf fragmentierte Märkte. Langfristig jedoch werden sich dedizierte BEV-Plattformen durchsetzen.“
Problematische Abhängigkeiten
Mit der weiteren Verbreitung der E-Mobilität dürfte auch die globale Batterienachfrage noch einmal deutlich steigen: Die PwC-Untersuchung prognostiziert eine Verfünffachung von heute 1,15 TWh auf rund 5 TWh im Jahr 2035. Problematisch ist hierbei allerdings die nach wie große Abhängigkeit der USA und Europa von China. Rund 70 Prozent der weltweiten Batterie-Produktionskapazitäten entfallen laut PwC auf Unternehmen mit Hauptsitz in China, gefolgt von Anbietern aus Südkorea (15 Prozent) und Japan (5 Prozent).
Dr. Philipp Rose, Director bei Strategy& Deutschland, bezeichnet Batteriezellen entsprechend als „strategisches Gut”, dessen Bedeutung in einem Umfeld wachsender Handelsbarrieren und globaler Machtverschiebungen zunehme. „Europa muss jetzt handeln, und zwar durch konstante Investitionen in eigene Zellfertigung, Forschung und Entwicklung sowie standortübergreifende Partnerschaften mit Industrie, Politik und Kapitalmärkten. Nur wer die Schlüsseltechnologie Batterie beherrscht, kann sich einen Platz in der globalen Wertschöpfung der nächsten Mobilitätsära sichern“, so der Experte. Der Verband Transport & Environment hatte Ende 2024 in diesem Zuge auch die Bedeutung europäischer Recycling-Projekte zur (Rück-)Gewinnung kritischer Rohstoffe betont.