Razzien in der Reifenindustrie
EU-Kartellwächter prüfen mögliche Preisabsprachen unter Reifenherstellern
Der Verdacht gegen mehrere Reifenhersteller wiegt schwer: EU-Kartellwächter haben Continental, Goodyear, Michelin, Pirelli, Bridgestone und Nokian ins Visier genommen und am heutigen Dienstag unangekündigte Durchsuchungen vorgenommen – es geht um Preisabsprachen im Ersatzmarkt mit Reifen.
In einer Mitteilung der Europäischen Kommission heißt es: “Die Europäische Kommission führt unangekündigte Nachprüfungen in den Geschäftsräumen von Unternehmen der Reifenindustrie in mehreren Mitgliedstaaten durch. Die Kommission hat Bedenken, dass die kontrollierten Unternehmen gegen die EU-Kartellvorschriften verstoßen haben könnten, die Kartelle und wettbewerbsbeschränkende Geschäftspraktiken verbieten.” Bei den von den Nachprüfungen betroffenen Produkten handelt es sich laut den Kartellbehörden um Ersatzreifen für Personenkraftwagen, Lieferwagen, Lastkraftwagen und Busse, die im Europäischen Wirtschaftsraum verkauft werden.
“Die Kommissionsbeamten wurden von ihren Kollegen der zuständigen nationalen Wettbewerbsbehörden der Mitgliedstaaten begleitet, in denen die Nachprüfungen durchgeführt wurden. Unangekündigte Nachprüfungen sind ein erster Ermittlungsschritt bei Verdacht auf wettbewerbswidrige Praktiken. Die Tatsache, dass die Kommission solche Nachprüfungen durchführt, bedeutet weder, dass sich die Unternehmen eines wettbewerbswidrigen Verhaltens schuldig gemacht haben, noch greift sie dem Ergebnis der eigentlichen Untersuchung vor”, so der weitere Wortlaut der Mitteilung.
Aus Brüssel werden keine Namen von Reifenherstellern genannt. Seitens der Continental AG und auch von Nokian Tyres wurden aber unangekündigte Untersuchungen bestätigt. Sollte sich der Verdacht belegen lassen, drohen hohe Bußgelder – in Höhe von bis zu 10 Prozent des weltweiten Umsatzes. Die Nachrichtenagentur Reuters meldet neben Conti und Nokian auch Pirelli und Michelin als weitere Reifenhersteller, bei denen unangekündigte Durchsuchungen stattgefunden haben. In mehreren Medien zählen auch Goodyear sowie der japanische Reifenhersteller Bridgestone zu den verdächtigten Akteuren. Gerade Bridgestone war in zurückliegenden Jahren bereits für Preisabsprachen bestraft worden – in den Vereinigten Staaten im Jahr 2014 unter anderem mit einer Strafzahlung von über 300 Millionen Euro. Hierzulande soll es darüber hinaus Durchsuchungen bei diversen Großhandelsunternehmen gegeben haben. Aktuell geht es um einen Anfangsverdacht. Das Thema wird in der Branche aber große Wellen schlagen und auch weitere Akteure der Reifenbranche werden hinsichtlich mutmaßlicher Preisabsprachen überprüft.