Werkstattgeschäft

Nachhaltigkeit als Umsatzchance

Nachhaltigkeit WerkstattÖko-Produkte spielen laut der Studie noch eine untergeordnete Rolle.  Foto: Continental

Beim Thema Nachhaltigkeit setzen freie Werkstätten in Deutschland laut dem Marktforschungsinstitut Ipsos vor allem auf die „klassischen“ Maßnahmen Recycling, Abfallmanagement und Energiesparen. Der Einsatz umweltfreundlicher Ersatzteile spiele dagegen aktuell noch eine untergeordnete Rolle, Nachhaltigkeit als möglicher Umsatzbringer stehe kaum im Fokus. Erheblicher Beratungsbedarf ist allerdings gegeben: Für einen nicht unerheblichen Teil der Kunden spielt das Thema eine Rolle bei der Werkstattwahl, eine klare Mehrheit möchte zu nachhaltigen Produkten beraten werden, so die Marktforscher. Die Ergebnisse der Continental-Studie „Nachhaltigkeit in europäischen Werkstätten“ wurden nun veröffentlicht.

Auf die Frage, wie die Werkstätten in Deutschland sich mit Nachhaltigkeit auseinandersetzen, nennen die befragten Werkstattinhaber oder Service-/Werkstattleiter am häufigsten das Recycling von Teilen, Verpackungen und Flüssigkeiten (25 Prozent), Müllvermeidung und Abfallmanagement (13 Prozent) sowie Energiesparen (11 Prozent). Der Einsatz umweltfreundlicher Produkte (8 Prozent) liegt in Deutschland nicht so sehr im Fokus wie etwa bei den Spitzenreitern Frankreich (23 Prozent) oder Italien (24 Prozent). Und das, obwohl 71 Prozent der Werkstätten in Deutschland durchaus Wachstumspotenzial bei Öko-Produkten sehen. „Für freie Werkstätten in Deutschland bedeutet Nachhaltigkeit aktuell vor allem die Erfüllung der gesetzlichen Vorgaben und Einsparung von Energie und Abfall – also eine eher traditionelle Sichtweise. Weniger im Blick haben Werkstätten den Autoservice selbst und die dabei verbauten Produkte. Dieser Markt entwickelt sich gerade erst“, sagt Enno Straten, Leiter des Geschäftssegments Automotive Aftermarket im Unternehmensbereich Automotive.

Freie Werkstätten sehen das Potenzial beim Thema Nachhaltigkeit, tun sich aber schwer damit, die Kaufbereitschaft ihrer Kundinnen und Kunden für Öko-Produkte einzuschätzen: Nahezu jede zweite freie Werkstatt in Deutschland (44 Prozent) bewertet den eigenen Kundenstamm als eher unentschlossen – in den anderen Ländern sind es im Durchschnitt 51 Prozent. Dabei geben immerhin vier von zehn Kunden außerhalb von Deutschland (42 Prozent) an, die Werkstatt „immer“ oder „meistens“ unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten auszusuchen. In Deutschland ist es nur jeder vierte private Werkstattkunde (25 Prozent). Und immerhin 58 Prozent der Kunden in Deutschland möchten von ihrer Werkstatt zu nachhaltigen Produkten beraten werden, in den übrigen Ländern sind es durchschnittlich sogar 79 Prozent. 

„Werkstätten sollten Nachhaltigkeit daher auch als Umsatzchance sehen. Wenn sie sich noch mehr als Berater für das Thema verstehen, ist das eine Möglichkeit, sich vom Wettbewerb zu differenzieren und bei einigen Kunden zu punkten. So endet das Bewusstsein für Nachhaltigkeit nicht am Werkstatttor“, kommentiert Straten. Es bestehe erheblicher Informationsbedarf bei den Betrieben. Nur 41 Prozent der freien Werkstätten in Deutschland können laut der Studie nachhaltige Produkte bestimmter Marken und Hersteller benennen. „Wir sind nicht allzu verwundert darüber, dass nachhaltigere Produkte in den freien Werkstätten noch nicht so bekannt sind. Zum einen, weil sich das Produktangebot erst entwickelt. Zum anderen müssen wir Hersteller noch besser über unsere Lösungen informieren und die Vorteile für Endkunden klarer herausstellen. Das ist gerade momentan, wo erstmals eine relevante Anzahl an nachhaltigeren Produkten auf den Markt kommt, sehr wichtig für die Akzeptanz“, ordnet Rolf Sudmann, Leiter Automotive Aftermarket im Unternehmensbereich ContiTech, ein.

Zwischen den Führungsebenen unterscheiden sich die Meinungen, wie nachhaltig Werkstätten sind, enorm: Inhaber sehen europaweit im Schnitt viel stärkere Fortschritte beim Thema Nachhaltigkeit als Werkstatt- und Serviceleiter. Demnach gibt fast jede zweite freie Werkstatt in Deutschland (49 Prozent) an, sich bereits sehr stark (13 Prozent) oder stark (36 Prozent) mit dem Thema Nachhaltigkeit in der Werkstatt auseinandergesetzt zu haben. Allerdings geben die Werkstattinhaber im Vergleich zu den Werkstatt- und Serviceleitern einen viel größeren Fortschritt in diesem Bereich an (55 vs. 32 Prozent). Inhaber sehen viel stärkere Fortschritte beim Thema Nachhaltigkeit als Werkstatt- und Serviceleiter.

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