In ihrem Positionspapier skizzieren die European Tyre & Rubber Manufacturers Association und die European Recycling Industries’ Confederation die Auswirkungen des Fehlens harmonisierter EoW-Kriterien. In der Folge entstünden rechtliche und administrative Hindernisse, “die das Vertrauen in den Markt untergraben und die Akzeptanz von Rezyklaten einschränken”. Die Festlegung harmonisierter EoW-Vorschriften würde aus Sicht der Verbände beispielsweise klären, wann aus ELT (End-of-Life Tyres) gewonnener Kautschuk nicht mehr als Abfall anzusehen sei und zudem die Einhaltung der Produktvorschriften gewährleisten. "Die technischen Voraussetzungen dafür, dass ELT-Kautschuk nicht mehr als Abfall gilt, sind klar definiert. Was fehlt, ist die Rechtssicherheit. EU-weite EoW-Kriterien sind unerlässlich, um den Handel innerhalb der EU, Investitionen und die zirkuläre Nutzung von Recycling-Kautschuk zu ermöglichen", formuliert Julia Ettinger, Generalsekretärin von EuRIC.
Auch Adam McCarthy meldet sich als Generalsekretär der ETRMA zu Wort: „Standardisierte EoW-Kriterien werden die Nachfrage nach hochwertigen Sekundärrohstoffen steigern und die Abhängigkeit von neuen Ressourcen verringern. Diese Standards werden die Verwendung von recycelten Rohstoffen in der Reifenherstellung fördern und damit die Ziele der Ökodesign-Verordnung für nachhaltige Produkte (ESPR) unterstützen.“ Die Reifenwertschöpfungskette ist laut den ETRMA- und EuRIC-Verantwortlichen darauf ausgerichtet und bereit, die Kommission bei der Festlegung praktikabler, durchsetzbarer EoW-Vorschriften unter der Abfallrahmenrichtlinie zu unterstützen, um wertvolle Ressourcen zu schützen und die Entwicklung eines gut funktionierenden Binnenmarktes für recycelte Materialien in der EU sicherzustellen.
wdk fördert "höhere Geschwindigkeit bei der Umsetzung versprochener Entlastungen"
Einen im Sinne der Natur weniger nachhaltigen Gedanken verfolgen derweil die Verantwortlichen der deutschen Kautschukindustrie. Der Wirtschaftsverband wdk fordert die aktuelle Bundesregierung zur "umgehenden Abschaffung des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes" auf. Anlässlich der letzten Sitzungswoche des Deutschen Bundestags vor der Sommerpause verlangt der wdk eine höhere Geschwindigkeit bei der Umsetzung versprochener Entlastungen. „Im Koalitionsvertrag von Union und SPD steht ganz klar die Ankündigung, das deutsche Lieferkettengesetz abzuschaffen. Es ist erstaunlich, dass diese wichtige Entlastung für die Unternehmen bislang noch nicht auf den Weg gebracht wurde. Dabei handelt es sich um eine klassische ‚low-hanging fruit‘, bei der wenig Aufwand einem großen Ertrag gegenübersteht“, teilt wdk-Präsident Michel Klein mit. Er verweist darauf, dass die schwarz-rote Koalition unter Bundeskanzler Friedrich Merz mit vielen Vorschusslorbeeren von Seiten der Wirtschaft gestartet sei. Es komme nun darauf an, die Unternehmen zügig zu entlasten. Eine wichtige Stellschraube sei die Abschaffung von Berichtspflichten. Hierfür biete sich die Außerkraftsetzung des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes an.