Neue Mobilität

Vitesco und Bosch unterstützen den Hochlauf des Batterierecyclings

Bosch Rexroth BatterieentladungDie von Bosch Rexroth entwickelte automatisierte Entladung von Batterien vereinfacht auch den Recyclingprozess.  Foto: Bosch

Das Know-how für das Recycling von Batterien ist bei Spezialisten wie Kyburz, cylib oder Li Industries ohne Zweifel vorhanden. Was den Unternehmen mitunter fehlt, ist Kapital und die Erfahrung für die industrielle Skalierung ihrer Lösungen. An dieser Stelle kommen etablierte Player der Automotive-Branche wie Bosch oder Vitesco Technologies ins Spiel. So hat Vitesco Mitte Mai eine Kooperationsvereinbarung mit der Kyburz Switzerland AG für seinen Standort Limbach-Oberfrohna geschlossen. Gemeinsam wollen die beiden Partner dort ein von Kyburz entwickeltes Recyclingverfahren für Lithium-Ionen-Batterien industrialisieren und die nächste Generation von Recyclinganlagen für LFP-Batterien zur Marktreife führen. Erklärtes Ziel ist es, das Batterierecycling wirtschaftlicher, effizienter und damit nachhaltiger zu machen. 

Niedrige Prozesskosten sollen für Wirtschaftlichkeit sorgen 

“Durch die Zusammenarbeit mit dem Vitesco-Technologies-Standort Limbach-Oberfrohna, der über jahrzehntelange Erfahrung im Bereich der Prozessautomatisierung und Produktionstechnologie verfügt, haben wir einen idealen Partner gefunden, um unsere Verfahren serientauglich zu machen und auch anspruchsvolle Kunden aus unterschiedlichen Branchen bedienen zu können”, ist Olivier Groux, Leiter Batterierecycling bei Kyburz, überzeugt. Bei Vitesco wiederum freut man sich über eine “Zukunftsperspektive für Limbach-Oberfrohna”, wo die Serien-Produktion von Diesel-Injektoren bis 2028 auslaufen wird. Werk- und Standortleiter Dr. Carsten Czenkusch führt aus: „Mit dem nachhaltigen Batterierecycling bringen wir eine vielversprechende Zukunftstechnologie an den Standort – selbstverständlich auch mit dem Ziel, langfristig Arbeitsplätze zu sichern.“

Gegenwärtig stellt der vermehrte Einsatz kostengünstiger Batterie-Chemien wie Lithium-Eisenphosphat oder die aufstrebende Natrium-Ionen-Technologie die etablierte Recyclingindustrie vor neue Herausforderungen. Genau hier will Kyburz mit seinem Verfahren ansetzen. “Die Elektromobilität kommt, daran besteht für uns kein Zweifel. Der Schlüssel dafür sind kostengünstige Batterien, welche das Recycling eben dieser Batterien aber für viele Recycler unattraktiv machen. Mit unseren Verfahren leisten wir einen Beitrag dazu, diesen Interessenskonflikt zu lösen”, sagt Martin Kyburz, CEO von Kyburz. Dank niedriger Prozesskosten soll es mit der Kyburz-Technologie möglich sein, solche günstigen Batterien kostendeckend zu recyceln. Eine erste Anlage, die das von Kyburz entwickelte direkte Recyclingverfahren benutzt, betreibt das Schweizer Unternehmen seit 2020 an seinem Stammsitz in Freienstein.

Frisches Kapital für cylib und Li Industries

Die Bosch-Gruppe wiederum beschert den Batterierecycling-Spezialisten cylib und Li Industries zusätzliche Gelder für die Weiterentwicklung ihrer Technologien. Über seine Corporate-Venture-Capital-Einheit Bosch Ventures war der Zulieferer an zwei millionenschweren Finanzierungsrunden für die beiden Unternehmen beteiligt. „In unserer elektrifizierten Welt tragen wir mit dem Recycling von Batterien wesentlich zur Schonung der natürlichen Ressourcen bei. Mit unseren Investitionen können wir cylib und Li Industries helfen, ihre Produktion zu skalieren“, erklärt Dr. Ingo Ramesohl, Geschäftsführer von Bosch Ventures, den Schritt. 

In der aktuellen Finanzierungsrunde erhält cylib, das auf das ganzheitliche Recycling von Lithium-Ionen-Batterien spezialisiert ist, 55 Millionen Euro. Mit dem Geld soll CEO Lilian Schwich zufolge “die nächste Wachstumsphase” eingeleitet werden. Das im Jahr 2022 gegründete deutsche Unternehmen kann bereits abgeschlossene Projekte mit großen Automobil-OEMs sowie Batterieherstellern vorweisen. Die Investition in cylib kommt nur wenige Tage nach der von Bosch Ventures angeführten Investitionsrunde in das US-amerikanische Direktrecycling-Unternehmen Li Industries in Höhe von umgerechnet 33 Millionen Euro (36 Millionen US Dollar). „Li Industries ist das erste und einzige Unternehmen in den USA, das mit seiner einzigartigen Direct E2ETM-Recyclingtechnologie Batterien mit niedrigem oder gar keinem Kobaltgehalt, zum Beispiel Lithium-Eisen-Phosphat (LFP), in großem Maßstab wirtschaftlich und nachhaltig recyceln kann“, ordnet Dr. Ramesohl ein. Auch Li Industries will mit dem Kapital sein Geschäftsmodell weiterentwickeln. 

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