Jan Knoll über die Motoo-Pläne

“Der Plan ist, mittelfristig auf 100 bis 150 Mitglieder zu kommen”

Jan Knoll MotooSeit 2020 leitet Jan Knoll die Motoo-Systemzentrale.   Foto: Motoo

Nach der Pleite der Hans Hess Autoteile GmbH haben sie das Werkstattsystem Motoo mit einigen Partnern als Genossenschaft revitalisiert. Nach gut zwei Jahren nun: Wie steht es um Motoo und seine Partner?

Jan Knoll: Zunächst einmal muss ich mich bei meinen Mitgründern bedanken, die diese Entwicklung mit sehr viel Engagement ermöglicht haben. Zu unserer Gemeinschaft gehören mittlerweile mehr als 50 Mitglieder. Im April konnten wir in Ennepetal bei Febi Bilstein bereits unsere erste Generalversammlung abhalten.

Ein Werkstattsystem, in dem sehr viel Herzblut steckt – so beschrieben Sie damals einen der Beweggründe dafür, Motoo weiterzuführen. Sind Energie und Herz auf dem gleichen Niveau wie zum Start der Genossenschaft?

Jan Knoll: Der anfängliche Gründergeist hat sich in eine breite Einsatzbereitschaft gewandelt. Viele meiner Kollegen bringen sich jetzt mit ihren persönlichen Fähigkeiten ein. So können wir unsere gemeinsamen Interessen viel besser umsetzen.

Welche Herausforderungen und Widerstände mussten Sie seitdem überwinden? 

Jan Knoll: Natürlich haben wir im Markt nicht nur positives Feedback erhalten. Einige Lieferanten und Wettbewerber waren anfangs der Ansicht, dass „ein Werkstattkonzept, das Werkstätten gehört“, nicht funktionieren kann. Gerade im Bereich Wareneinkauf, aber auch bei der Versorgung mit technischen Daten, sind wir mit unserem IT-Partner N4 Automotive optimal aufgestellt. Wir können durch unsere Multi-Lieferanten-Plattform die Transparenz liefern, die sich viele Unternehmer wünschen. Inzwischen werden wir im Markt allgemein akzeptiert und ernst genommen.

Der anfangs aufgesetzte Fünf-Jahres-Geschäftsplan markierte den Zielkorridor. Entwickelt sich Motoo entsprechend dieses Plans oder müssen Sie nachjustieren?

Jan Knoll: Von der wirtschaftlichen Entwicklung sind wir voll im Plan und schreiben seit Anfang 2024 schwarze Zahlen. Mit dem Wachstum auf der Mitgliederseite sind wir auch zufrieden.

Sie haben frühzeitig auch die Internationalisierung anvisiert. Wie steht es hierum?

Jan Knoll: Die Marke Motoo ist inzwischen weltweit auf uns registriert. Wir konnten z. B. die Zusammenarbeit mit unserem Franchisepartner Motoo Serbia vertraglich neu aufsetzen. Damit haben wir aktuell in Serbien rund 50 Motoo-Betriebe etabliert.

Die Teilebelieferung – Verfügbarkeit und Preise als zentrale Faktoren – ist von enormer Bedeutung. Es gibt Vereinbarungen mit namhaften Teilegroßhändlern und Kooperationen mit bekannten Industriepartnern. Können Sie uns hierzu Details nennen? Auch wie diese wirken?

Jan Knoll: Wir konnten mit allen namhaften Großhändlern Kooperationsverträge schließen. Die Zusammenarbeit beschränkt sich dabei nicht nur auf eine finanzielle Ebene. Wir erhalten auch geldwerte Vorteile für unsere Mitgliedsbetriebe, beispielsweise Sonderkonditionen für Weiterbildungen & Trainings. Durch die Ressourcen unserer Partner in Industrie und Handel haben wir auch die Möglichkeit regionale Treffen abhalten zu können, ohne große Tagungsräume anmieten zu müssen. Im Gegenzug ermöglichen wir unseren Kooperationspartnern den direkten Kontakt zur Basis – zu den Werkstätten. Als wesentlicher Faktor stellt sich unsere Partnerschaft mit Gettygo dar. In dieser Zusammenarbeit können unsere Mitglieder von der großen Expertise der dortigen Kollegen profitieren.

Motoo ist seit dem Neustart von anfänglich 13 auf 50 Mitglieder angewachsen. Wohin soll der Weg führen – stabilisieren oder weiter wachsen?

Jan Knoll: Wir möchten weiter wachsen, aber auf einer gesunden Basis. Es gibt bei uns, anders als bei Wettbewerbern, keinen Druck größer zu werden. Aber klar ist auch, dass unsere gemeinsame Stärke mit jedem weiteren Mitglied ansteigt. Der Plan ist, mittelfristig auf 100-150 Mitglieder zu kommen. Aber nach oben gibt es eigentlich keine Grenze. Wir haben es innerhalb kurzer Zeit geschafft, über die ehemaligen regionalen Grenzen unseres Marktgebietes zu treten. Früher gab es Motoo nur in NRW und Rheinland-Pfalz. Inzwischen sind wir auch in Niedersachsen, Thüringen und Baden-Württemberg etabliert.

Sie berichteten kürzlich auch davon, dass sich einige markengebundene, inhabergeführte Autohäuser angeschlossen haben. Welches weitere Potenzial sehen Sie hier?

Jan Knoll: Vor kurzem durften wir als Partner von ELN/Mehrmarkencenter und dem BVfK e.V. an deren Jahrestagung am legendären Nürburgring teilnehmen. Das war für uns ein echter Meilenstein. Unter den Teilnehmern waren über 200 Autohaus-Inhaber. Die Resonanz auf unsere Präsentation hat unsere Erwartungen bei weitem übertroffen. Wir konnten im Anschluss mehrere Unternehmen mit Herstellerbindung als Mitglieder begrüßen. Die aktuellen Entwicklungen im Bereich Händlernetzentwicklung führen uns kontinuierlich neuen Interessenten zu.

Die Stimmung im Motoo-Netzwerk ist also optimistisch – emotionaler Rückenwind sozusagen. Was ist die Basis für diese positive Grundhaltung?

Jan Knoll: Die Überzeugung, dass unser Ansatz der Unabhängigkeit der richtige ist. Alle aktuellen Entwicklungen bestätigen, dass wir auf dem richtigen Kurs sind. Ob es nun das steigende Interesse von Handel und Industrie, oder die freiwerdenden Potenziale im Bereich der noch markengebundenen Autohäuser sind.

Mitgliederzuwachs und Internationalisierung 

Die Motoo eG resümiert ein gelungenes Jahr 2023. In den Räumlichkeiten der Bilstein Group am Standort Ennepetal trafen sich im April die Genossenschaftler zur Generalversammlung. Zu berichten gab es einiges: Das Werkstattsystem verzeichnete einen Mitgliederzuwachs und schloss diverse Verträgen mit Industrie und Handel. Darüber hinaus wurde die internationale Registrierung der Marke Motoo oder die Erneuerung der Markennutzungsvereinbarung mit dem serbischen Kooperationspartner realisiert.

Zur Erfolgsbilanz zählt auch ein neues Unterstützungsangebot für freie Autohäuser. Im Projekt “Autohaus-Optimierer (AHO)” bündeln der Bundesverband freier Kfz-Händler (BVfK), das Fahrzeughandelssystem ELN sowie die Motoo eG ihre Kompetenzen. Zu den im Rahmen des Projekts angebotenen Dienstleistungen für Autohäuser gehören unter anderem Beratungen sowie eine Analyse des Geschäftskonzepts. Ein Startpaket soll mit einem Motoo-Genossenschaftsanteil sowie Vergünstigungen bei einer BVfK-Mitgliedschaft oder einer ELN-Partnerschaft locken. „Der BVfK legt großen Wert auf die Auswahl seriöser, professioneller Partner, die dazu auch noch über die DNA freier Kfz-Unternehmen verfügen. Mit diesen Voraussetzungen haben auch ehemalige Vertragshändler die Chance auf eine ertragreiche Zukunft“, so BVfK-Vorstand Ansgar Klein. Jan Knoll, geschäftsführender Vorstand der Motoo eG, betont: „Wir bilden das komplette Aftersales-Leistungsspektrum eines innovativen Unternehmens ab und sind damit besonders interessant für alle Kfz-Betriebe, egal ob markengebunden oder frei.“

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