point S-Geschäftsführer Alfred Wolff im Interview

“Wir können nur ermutigen, sich die Stundenverrechnungssätze aus dem Autohaus-Segment anzuschauen”

Alfred Wolff point SAlfred Wolff ist seit 2014 in der Geschäftsführung der point S Deutschland GmbH.   Foto: point S

Auf der diesjährigen Partnertagung haben Sie ein point-S-gelabeltes Sortiment an Ersatzteilen präsentiert. Erläutern Sie bitte die strategische Überlegung – wie profitieren die point-S-Betriebe?

Alfred Wolff: Die Eigenmarke für Ersatzteile wird über die Distrigo-Stützpunkte ausgeliefert. Unter diesem Aspekt ist eher der Rohertragsbereich interessant für die teilnehmenden Betriebe.

Komponenten unter eigenem Label werden also zentraler Baustein des Kundenbindungs-Instrumentariums?

Alfred Wolff: Als Endkundenbindungs-Instrument lassen sich bei Ersatzteilen Eigenmarken nur suboptimal einsetzen – in diesem Bereich gilt die Zielsetzung Rohertragssteigerung. 

Anders sieht es im unmittelbaren Sichtfeld des Kunden aus – also bei Reifen oder Scheibenwischern. Der Reifen kann tatsächlich als Kundenbindungsinstrument bewertet werden. Bei zu ersetzenden Reifen tendiert der Kunde immer wieder die gleiche Marke zu nehmen. Aufgrund der Kaufkraftverschiebung erhält die Eigenmarke auch eine andere Dynamik, da Kunden gezielt Reifen im Zweitmarken-Bereich nachfragen.

Eigenmarken spielen bei point S auch im Reifenbereich seit jeher eine zentrale Rolle. Wie sieht hier aktuell das Portfolio und das angebotene Dimensionsspektrum aus?

Alfred Wolff: Wir bieten im Reifenbereich alle Segmente wie auch alle Saisonalitäten an.

Reifenservice, Ersatzteilgeschäft, Autoglas-Service – in welchen Bereichen sehen Sie die größten Wachstumspotenziale?

Alfred Wolff: Die Wachstumspotenziale sehen wir in allen drei Bereichen. Durch die stetige Zunahme des Fahrzeugalters in Deutschland, die hohen Preise und die eingeschränkte Verfügbarkeit von Gebrauchtwagen überlegen Kunden, ihre Fahrzeuge länger zu fahren. Den daraus resultierenden Reparaturbedarf können wir als Anbieter gut decken und dadurch im Sinne unserer Kunden handeln. Reifen, Ersatzteile und Glasservice wirken in diesem Umfeld komplementär.

Industrienahe und freie Kooperationen im Reifensegment berichten kontinuierlich von Erweiterungen ihrer Partnernetzwerke. Wie hat sich das point-S-Netz in diesem Jahr entwickelt und wie locken Sie weitere Betriebe, sich der point S anzuschließen?

Alfred Wolff: Alle Industrie- und freien Netzwerke verzeichnen Zugänge. 2024 ist ein sehr gutes Jahr – wir konnten ebenfalls in 2024 mehrere Betriebe überzeugen, sich unseren Konzepten anzuschließen. Als Einkaufsorganisation versuchen wir unseren Kunden ein gutes Angebot zur Verfügung zu stellen und gleichzeitig durch Leistung zu überzeugen. Die Betriebe haben in der Regel unterschiedliche Bedürfnisse je nach Größe, Standort, Personal oder Finanzkraft. Diese Herausforderung berücksichtigen wir bei allen Maßnahmen und Angeboten, für die wir verantwortlich sind.

Auch das Thema Marketingunterstützung ist für Betriebe relevant. Welche Maßnahmen werden hier angeboten?

Alfred Wolff: Jeder Betrieb kann sich aus unserem Angebot das passende Konzept aussuchen. Die Werbung ist neben den nationalen Aussagen eher auf das lokale Umfeld des Partnerbetriebes ausgelegt. Den individuellen Maßnahmen setzen wir keine Grenzen.

Der Fachkräftemangel gehört zu den größten Herausforderungen im Reifenhandel. Mit welchen Initiativen begegnen Sie als Kooperationszentrale dieser Herausforderung. Wie machen sich point-S-Betriebe attraktiv für Bewerber?

Alfred Wolff: Das Thema Personal lässt sich nicht mit einer Patentlösung zu 100 Prozent lösen. Es gibt Regionen in Deutschland, da ist die Arbeitslosigkeit in den gesuchten Berufsfeldern niedrig einstellig. In anderen Regionen ist mögliches Personal da, aber an dem Ort kein Bedarf. Die große Herausforderung bleibt, Angebot und Nachfrage zusammenzubringen. In der Vergangenheit haben Industriebetriebe die Mitarbeiter abgeworben. Heutzutage beobachten wir unter Umständen auch aufgrund der abkühlenden Konjunktur erste Wechselbereitschaft.

Als Kooperationszentrale unterstützen wir mit unserem Angebot die lokale Personalakquise. Zusätzlich haben wir auch auf zentraler Ebene nationale Kampagnen umgesetzt. Wichtig ist allerdings aus unserer Sicht das Thema Stundenverrechnungssätze: nur durch ordentliche Stundenverrechnungssätze lassen sich genug Mittel in den Betrieben erwirtschaften, um auch qualitativ gut ausgebildetes Personal zu beschäftigen. In diesem Zusammenhang können wir die Branche nur ermutigen, sich die Stundenverrechnungssätze aus dem Autohaus-Segment anzuschauen und mit dem eigenen Stundenverrechnungssatz zu vergleichen. Bei der vergangenen Kostenentwicklung mehr wie nötig.

Ähnliche Artikel

Jürgen Walter Euromaster
“Es gibt ein riesiges Potenzial in Deutschland”
TTC: Euromaster formuliert Wachstumsambitionen
Yorick M. Lowin BRV
“Reibungen zwischen Handel und Industrie sind in gewisser Weise normal”
BRV-Geschäftsführer Yorick M. Lowin im Interview
Gerd Wächter Top Service Team
“Ausbildungsberufe im Reifenhandel und Handwerk haben kein gutes Image”
Team-Geschäftsführer Gerd Wächter zu “Vulki & Co.”
Autowerk Düsseldorf
Erweiterte Perspektiven im Servicegeschäft
autowerk Düsseldorf im Porträt