TTC: Euromaster formuliert Wachstumsambitionen

“Es gibt ein riesiges Potenzial in Deutschland”

Jürgen Walter EuromasterJürgen Walter sprach mit Automotive Insights auf der TTC über seine Pläne als Geschäftsführer.  Foto: Daniel Willrich

Seit dem 1. Juni firmiert der KFZ & Reifenservice Müller in Kirchheim unter Teck unter Euromaster-Flagge, zum 1. Juli wird das Autohaus Voss im westfälischen Rosendahl Teil des Netzwerks. Meldungen wie diese konnten die Euromaster-Verantwortlichen in den letzten Monaten zuhauf vermelden. Die Michelin-Tochter ist weiter klar im Wachstumsmodus und untermauerte diesen Anspruch auch mit ihrem Auftritt auf The Tire Cologne Anfang Juni. „Wir freuen uns, dass unser Netzwerk kontinuierlich größer wird und wir unserem wachsenden Kundenstamm immer mehr Standorte in Deutschland und Österreich bieten können“, sagt Jürgen Walter, Geschäftsführer Euromaster Deutschland und Österreich. „Wir arbeiten intensiv daran, dass unsere eigenen Servicefilialen und die unserer Partner immer stärker zusammenwachsen.“ Wie genau unter anderem dieser letzte Punkt erreicht werden soll, hat uns Jürgen Walter während eines Gesprächs auf der Messe erläutert. 

Herr Walter, Sie sind ja noch gar nicht so lange in der Position, die Sie jetzt haben. Wie fällt denn Ihr Fazit der ersten Monate aus?

Jürgen Walter: Ja, ich bin jetzt seit fünf Monaten da und ich kenne Euromaster Deutschland aus meiner früheren Tätigkeit für die Organisation. Aus dieser Zeit hatte ich noch ein Bild im Kopf, das sich aber, als ich angefangen habe, als ganz anders dargestellt hat. Es hat sich viel getan in den letzten Jahren. Und dank unseres klaren Strategieplans wird sich auch noch einiges ändern. An der Umsetzung dieses Plans werde ich auf jeden Fall in den nächsten Monaten arbeiten. Es gibt ein riesiges Potenzial in Deutschland und das finde ich interessant.

Sie waren ja zuletzt für Euromaster Schweden zuständig. Wie unterscheidet sich denn die Arbeit für Euromaster in Schweden und Deutschland?

Jürgen Walter: Eine Sache, die hier in Deutschland sehr gut läuft, ist der Bereich Autoservice. Da ist Deutschland für Euromaster das beste Land in ganz Europa. Auch das Autoglas-Geschäft betreiben wir hier bereits sehr gut. Dass wir uns somit als One-Stop-Shop positionieren können, hilft uns in Deutschland sehr. Andersherum sind wir in Deutschland mit dem Lkw-Geschäft noch nicht so weit. Da ist Schweden aktuell sicherlich ein Referenzland für Euromaster insgesamt. Und ich möchte als Geschäftsführer hier in Deutschland dazu beitragen, dass wir auch hier in puncto Lkw zulegen und zu einer Referenz werden.

Können Sie nochmal kurz auf den Strategieplan eingehen, den Sie am Anfang erwähnt haben? Der wurde ja auch in der Mitteilung zu ihrem Amtsantritt genannt.

Jürgen Walter: Also da ist Lkw wie gesagt ganz klar eine Priorität für Euromaster in Deutschland. Ein zweiter Punkt betrifft die Markenkommunikation und die Wahrnehmung: Wir sprechen bisher von Franchise- und Equity-Betrieben. Ich möchte künftig aber von einem Netzwerk, als “One Network”, sprechen. Für den Kunden macht das ohnehin keinen Unterschied. Wir wollen mit allen Betrieben mehr zusammenwachsen und bei der Entwicklung neuer Services dann auch das gesamte Netzwerk in den Blick nehmen. Drittens müssen wir unsere Prozesse verschlanken und effizienter machen. Gerade wenn wir weiter wachsen und neue Partner gewinnen, gibt es hier noch Nachholbedarf.

Besteht zwischen Equity- und Franchise-Betrieben aktuell ein offensichtlicher Unterschied? Oder ist diese Unterscheidung eher eine interne Geschichte?

Jürgen Walter: Das wird vor allem intern sichtbar, als Kunde ist das wie erwähnt kaum spürbar. Für uns selbst wird das vor allem im Bereich der Steuerung ersichtlich: Für unsere Equity-Betriebe sind wir selbst verantwortlich, während wir bei  Franchise-Partnern eher als eine Art Berater fungieren.

Euromaster ist ja offenbar kontinuierlich auf Wachstumskurs und es kommen immer neue Betriebe hinzu. Wie stellen Sie denn dabei sicher, dass das Netzwerk nicht nur quantitativ wächst?

Jürgen Walter: Wir haben gewisse Standards, die neue Franchise-Partner erfüllen müssen. Dazu zählt etwa unser Master-Standard, bei dem es viel um Qualität geht. Es gibt auch noch andere Hebel, aber der Fokus liegt trotz quantitativem Wachstum klar auf der Qualität.

Wachsen Sie als Kooperation nur mit Franchisern Franchise-Partnern oder auch noch mit Equity-Betrieben?

Jürgen Walter: Man kann sich bei der Ausdehnung seines Netzwerks nicht nur auf eine Sache konzentrieren, aber der Hauptfokus ist Franchise, das ist ganz klar. Manchmal, wenn beispielsweise ein Franchise-Partner keinen Nachfolger findet, übernehmen wir den Betrieb als eigenen Standort. Aber die Regel ist das nicht.

Ein weiteres vielfach kommuniziertes Thema sind Vertragsverlängerungen bereits bestehender Partner. Wie stellen Sie die sicher?

Jürgen Walter: Am Ende des Tages müssen wir unser Konzept verkaufen und müssen dabei besser sein als die Konkurrenz. Sonst gehen uns unsere Partner verloren. Aber gerade dabei macht sich auch der One-Stop-Shop-Gedanke, den wir immer mehr etablieren, sehr positiv bemerkbar. Vor allem für Franchise-Betriebe ist das ein echtes Argument.

Ist die Idee des One-Stop-Shops auch im Commercial-Bereich ein Thema?

Jürgen Walter: Absolut, wir bieten mit unserem MasterCare-Paket auch für Lkw die gesamte Servicepalette an. Auch hier spielen Aspekte wie Glas und Kalibrierungen eine große Rolle und wir wollen die Leistungen abbilden, um im Commercial-Geschäft zu wachsen.

Wie ist denn das Verhältnis von Kfz- zu Lkw-Betrieben im Netzwerk?

Jürgen Walter: Wir leisten an unseren Standorten ja nicht nur Kfz-Service, sondern wir machen Reifenservice, wir machen Autoservice und jetzt machen wir auch Glas. Einige Filialen sind bereits auf den Heavy- respektive Lkw-Bereich konzentriert. Deren Zahl wollen wir ausbauen, aber die meisten unserer Standorte sind aktuell im Light-Geschäft oder in einer Mischform aktiv.

Auch Autohäuser schließen sich in immer größerer Zahl dem Euromaster-Netzwerk an. Wie adressieren Sie diese Betriebe?

Jürgen Walter: Vielfach kommen Autohäuser von sich aus auf uns zu, mit dem Interesse ihr Geschäft zu erweitern. Der Autoverkauf alleine reicht heute nicht mehr aus und mit der wachsenden Zahl an E-Fahrzeugen nimmt das Servicepotenzial ja auch eher ab. An dieser Stelle rückt der Reifen in den Fokus. Auf diesem Feld haben wir klare Kompetenzen und können damit hoffentlich noch weitere Autohäuser überzeugen.

Gibt es beim Kfz-Service weitere Bausteine, die auf absehbare Zeit das Leistungsportfolio der Euromaster-Betriebe erweitern sollen?

Jürgen Walter: Wir schauen immer wieder, was für unser Netzwerk sinnvoll sein könnte, haben aber aktuell vor allem den Lkw-Bereich im Blick. Da werden dann die Themen Flottengeschäft und Runderneuerung sowie allgemein die Effizienz und die Betriebskosten zu zentralen Aspekten.

Euromaster agiert ja als einhundertprozentige Tochter von Michelin. Können Sie die Zusammenarbeit mit Michelin ein bisschen erläutern?

Jürgen Walter: Michelin hat sehr gute Reifen und wir sind eine stolze Tochter von Michelin. Wir versuchen immer, bestmöglich zusammenzuarbeiten. Vor allem natürlich als versierter Servicepartner. Das heißt aber nicht, dass wir nur Michelin-Reifen verkaufen. Wir schauen immer, was der jeweilige Kunde braucht. Das kann dann ein Michelin-Reifen sein. Aber wir können auch viele andere Reifenmarken anbieten.

Spüren Sie eine Tendenz zu etwas preisgünstigeren Produkten in Ihren Betrieben?

Jürgen Walter: Ja, wir sehen schon, dass Kunden sich öfter überlegen, ob man statt der Premiummarken auch auf die zweite Stufe gehen kann. Dabei bedeutet ein in der Anschaffung günstiger Reifen aber mittel- und langfristig nicht immer eine Ersparnis.

Lassen Sie uns nochmal kurz über das Thema Elektromobilität sprechen. Bei meinem Besuch in der Filiale in Trier habe ich gehört, dass alle Mitarbeitenden entsprechend geschult sind. Wie sieht es mit der Relevanz derartiger Fahrzeuge im Euromaster-Alltag aus?

Jürgen Walter: Als ich nach Deutschland kam, wollte ich ein E-Auto als Firmenwagen haben, aber das ging nicht. Es gab keine vernünftigen Lademöglichkeiten, weder im Büro noch bei mir zuhause. Aber abgesehen von dieser persönlichen Erfahrung fokussieren wir uns auf diesen Bereich und sind der festen Überzeugung, dass die E-Mobilität kommen wird. Alle Mitarbeiter in unseren Filialen haben Hochvoltschulungen absolviert und sind bereit dafür. Das gilt im Übrigen für unser gesamtes europäisches Netzwerk.

In welchen Ländern spielt das Thema für Euromaster-Betriebe denn schon eine größere Rolle?

Jürgen Walter: In den Niederlanden zum Beispiel sind wir da schon weiter und auch in Schweden ist die Elektromobilität schon sehr verbreitet und daher auch bei uns präsent. Leider sind wir nicht in Norwegen vertreten, denn auch dort sind E-Fahrzeuge weit verbreitet.

In wie vielen Ländern in Europa ist Euromaster denn aktiv? Und gibt es womöglich Überlegungen für den norwegischen Markt?

Jürgen Walter: Wir waren als Euromaster früher in Norwegen aktiv. Das Geschäft wurde von Schweden aus gesteuert, aber irgendwann eingestellt, um sich auf andere Märkte zu konzentrieren. Aktuell sind wir mit rund 2.700 Werkstätten in 19 Ländern vertreten.

Abschließend nochmal der Blick auf den Fachkräftemangel. Wie unterstützen Sie denn aus der Zentrale heraus die Betriebe bei diesem herausfordernden Thema?

Jürgen Walter: Vor allem mit unserer Euromaster-Akademie, in der wir Mitarbeiter aus- und weiterbilden. Außerdem bilden wir euromasterweit aus, vor allem auch mit Blick auf den Lkw-Bereich, wo es nochmal schwieriger ist, qualifiziertes Personal zu finden. Diese Arbeiten lernt man einfach nicht so schnell, da ist auch viel Zeitaufwand nötig. Insgesamt ist Personalentwicklung ein Riesenthema, auch um Leute im Unternehmen zu halten.

Kommt da auch der Faktor Identifikation ins Spiel?

Jürgen Walter: Ja, klar. Da geht es dann auch um die Attraktivität einer Marke. Euromaster soll einen guten Ruf im Markt haben und damit sowohl Kunden als auch potenzielle Mitarbeiter überzeugen. Das gelingt uns meiner Meinung nach ganz gut. Ich bin seit 2009 bei Euromaster und seitdem hat sich in dieser Hinsicht viel Positives getan.

Dann ganz zum Schluss nochmal ein Blick auf die wichtigsten Länder für Euromaster. Welche wären das und wo steht Deutschland in diesem Ranking?

Jürgen Walter: Also das größte Land für uns ist Frankreich, ganz einfach aufgrund unserer Verbindung und unserer Zusammenarbeit mit Michelin. Danach kommt dann Deutschland. Das würde ich allerdings gern ändern. Immerhin ist Deutschland bevölkerungsreicher als Frankreich und ich sehe nicht, wieso wir deshalb hier nicht größer werden könnten als in Frankreich.

Das ist also das klare Ziel. Und woran bemisst sich das? Geht es da um die Anzahl der Standorte?

Jürgen Walter: Wir wollen im Gesamtgeschäft aufholen. Gerade im Lkw-Bereich sehe ich enormes Potenzial. Wenn wir diese Chancen konsequent ergreifen, können wir zulegen und Frankreich einholen. Im Bereich Autoservice und Autoglas sind wir schon die Nummer eins.

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