Sommerreifen auf dem Prüfstand

Conti, Michelin und Kumho überzeugen im ADAC-Sommerreifentest 2024

ReifentestDer ADAC hat erneut Sommerreifen unter die Lupe genommen – an der Spitze wird die Luft dünn.  Foto: Muhammad Shoaib - stock.adobe.com

Nach dem XXL-Test anlässlich des 50-jährigen Jubiläums im vergangenen Jahr umfasste das Feld des ADAC-Sommerreifentests in diesem Jahr wieder die überschaubare Anzahl von 16 Kandidaten. Das veränderte Bewertungsschema, das seit dem letzten Jahr auch eine sogenannte “Umweltbilanz” enthält, wurde jedoch beibehalten, sodass sich die Gesamtnote eines Reifens zu 70 Prozent aus seinen Fahrleistungen und zu 30 Prozent aus eben jener "Umweltbilanz" zusammensetzt. Während der ein oder andere Pneu kleinere Performance-Schwächen auf diesem Wege ausgleichen kann, verhindert die Umwelt-Zensur bei anderen Modellen eine (noch) bessere Platzierung. Des Weiteren führen Einzelnoten schlechter als 3,5 automatisch zu einem entsprechenden Gesamtresultat. Dies wird insbesondere dem einzigen ausreichenden Reifen im Test, dem Vredestein Ultrac, zum Verhängnis. Doch dazu später mehr. 

“Gutes” Trio punktet vor allem mit seinen Fahrleistungen

An der Spitze thront mit einer glatten 2,0 der Continental PremiumContact 7, der für den Hannoveraner Hersteller damit den Erfolg des PremiumContact 6 aus dem vergangenen Jahr wiederholt. Das Profil überzeugt nass wie trocken und fährt im Kapitel Fahrsicherheit die mit Abstand beste Note (1,7) ein. Abzüge gibt es jedoch in der Umweltbilanz (2,6) vor allem bei den Faktoren Geräusch (2,7) und Nachhaltigkeit (3,1). Damit zählt der Continental-Vertreter in beiden Rubriken – die im Übrigen mit einem Anteil von jeweils 10 Prozent in die Umweltbilanz einfließen – dennoch zu den besten im Testfeld. 

Mit einer 2,1 verpasst der Michelin Primacy 4+ nur minimal den Testsieg. Er bestätigt damit allerdings exakt sein Gesamtergebnis in der 16-Zoll-Dimension des Vorjahres. Während er in puncto Fahrsicherheit einen Tick besser abschneidet (2,2), wird seine Umweltbilanz leicht schlechter bewertet (1,7). Seine Umweltnote wird im diesjährigen Testfeld dennoch lediglich vom Goodyear EfficientGrip Performance 2 unterboten (1,6). Komplettiert wird das Podium vom Kumho Ecsta HS52 (Gesamtnote 2,3), der auf trockener Piste die zweitbesten Leistungen zeigt (Note 1,8). Der Koreaner hatte bereits im vorigen Jahr zu den besten Reifen gezählt und muss nur aufgrund seiner durchwachsenen Umweltbilanz (2,8) den beiden Premium-Gummis den Vortritt lassen. In puncto Laufleistung überbietet den Ecsta HS52 im Test jedoch niemand (Note 0,6) – Goodyears EfficientGrip Performance 2 kann zumindest mithalten. 

Turanza 6 zählt bei der Fahrperformance nicht zu den Besten 

Vier als gleich stark eingestufte Profile (Gesamtnote 2,6) folgen auf dem vierten Platz. Während das für den Debica Presto UHP 2 und den Fulda SportControl 2 durchaus als Erfolg zu werten ist, sehen sich der Dunlop Sport Maxx RT2 und vor allem der Bridgestone Turanza 6 mit den erstgenannten Modellen normalerweise nicht (nur) auf Augenhöhe. Hinzu kommt, dass der Turanza 6 aus diesem Quartett die schwächste Note im Kapitel Fahrsicherheit erhält (2,8). Seine Umweltbilanz (2,2) zählt jedoch vor allem dank der Bestnote 1,6 im Unterkapitel “Effizienz” zu den besten Testfeld, sodass insgesamt eine 2,6 für den Bridgestone-Kandidaten zu Buche steht. Der Debica Presto UHP 2, der Dunlop Sport Maxx RT2 und der Fulda SportControl 2 agieren über alle Kriterien hinweg im “befriedigenden” Bereich und leisten sich keine nennenswerten Ausreißer nach oben oder unten. 

Jeweils die Gesamtnote 2,7 fahren der Hankook Ventus Prime4 sowie der bereits mehrfach erwähnte Goodyear EfficientGrip Performance 2 ein. Bei beiden Reifen verhindern die Fahrleistungen eine bessere Gesamtplatzierung als Rang acht. Das Hankook-Profil muss auf Nässe Federn lassen (Note 2,9), während der Goodyear-Pneu im Trockenen nicht vollends überzeugen kann (Note 3,2). Mit Blick auf die Umweltbilanz zählen beide Modelle immerhin zur Spitzenklasse (Hankook 2,1; Goodyear 1,6).  

Solide Gummis ohne Auffälligkeiten 

Die zweite Testhälfte wird angeführt vom Ziex ZE 310 Ecorun aus dem Hause Falken. Eine 2,7 für den Teil Fahrsicherheit sowie eine 3,0 in der Umweltbilanz bescheren dem Reifen ohne große Besonderheiten die Gesamtnote 2,8. Ähnlich solide – aber eben auch nicht mehr – performt das Trio auf dem geteilten elften Rang (Gesamtnote jeweils 3,0). Der Nexen N’Fera Primus, der Goodride Solmax 1 und der Sailun Atrezzo ZSR2 haben keine wirklichen Schwächen, zeigen aber auch in kaum einer Kategorie mehr als “befriedigende” Leistungen. Lediglich im Unterkapitel “Effizienz” spielen alle drei Reifen im vorderen Mittelfeld mit. 

Auf Platz 14 fährt der Semperit Speed-Life 3 ein, bei dem eine deutliche Kluft zwischen seinen noch gerade so befriedigenden Fahrleistungen (3,5) und der überzeugenden Umweltbilanz (2,0) klafft. Probleme hat der Pneu vor allem auf trockener Strecke, wo die Teilnote 3,5 auf das gesamte Wertungskapitel Fahrsicherheit durchschlägt. Seine Laufleistung wird hingegen von lediglich vier Reifen im Testfeld übertroffen. Durchaus ähnlich ergeht es auch dem Linglong Sport Master auf Rang 15 (Gesamtnote 3,3): Schwächen in den Trocken-Disziplinen (Note 3,5) bescheren ihm in Verbindung mit einer 2,9 in der Umweltbilanz die Gesamtnote 3,3.   

Vredestein Ultrac patzt bei der Laufleistung 

Gänzlich anders stellt sich die Situation beim Testschlusslicht Vredestein Ultrac dar. Die viertbeste Bewertung in puncto Fahrsicherheit (2,3) mit starken Leistungen insbesondere im Trockenen – übertroffen lediglich von den Top-3-Kandidaten – wird durch die schwache Umweltbilanz konterkariert. Der Reifen patzt bei der Laufleistung und fällt im Vergleich zum Rest des Feldes deutlich ab. Die entsprechende Zensur 3,8 überstrahlt die durchaus vorhandenen Performance-Fähigkeiten und sorgt für den letzten Platz. 

Alles in allem bietet der ADAC-Sommereifentest 2024 keine ganz großen Überraschungen, auch wenn der ein oder andere Pneu mit Premiumanspruch sicherlich nicht mit seiner Note zufrieden sein kann. Und auch wenn das Gros der Kandidaten bei der “Umweltbilanz” noch Luft nach oben hat, sind es doch in den allermeisten Fällen fahrerische Defizite, die speziell den Produkten im Wertungskorridor “befriedigend” zum Verhängnis werden. Grundsätzlich gilt allerdings auch mit Blick auf die modifizierte Testmethodik des ADAC: Die vielzitierte “Ausgewogenheit” ist Trumpf – und schließt dieser Tage eben auch umweltrelevante Kriterien mit ein.  

 

Hört hierzu auch unseren Podcast mit dem Fokus-Thema Sommereifen: Testresultate und veränderte Entwicklungsschwerpunkte. Abrufen könnt ihr die Episode hier. 

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