Reifengroßhändler Best4Tires geht neue Wege
Kernherausforderungen Transparenz und Komplexität
Aus Gundlach wurde Best4Tires – doch der Spirit eines mittelständischen Familienbetriebes soll fortwirken. Die Identifikation der Belegschaft mit der über 50-jährigen Firmengeschichte ist groß. Das Erbe ist auch Motivation für die Gestaltung der Unternehmenszukunft. Transparenz und die zunehmende Komplexität im Reifengroßhandel sind laut den Verantwortlichen die zentralen Herausforderungen.
Ein Klassiker in der Fachberichterstattung für die Reifenbranche: Der Gummigeruch empfängt einen bereits bei der Anfahrt zum Firmengelände. Im Falle von Best4Tires by Gundlach erlebt man dies in einer aufs Äußerste definierten Intensität. In den Lagern am Standort Daufenbach-Dürrholz warten in Hochzeiten schließlich bis zu 800.000 Reifen auf ihre Auslieferung. Die Abnehmer sind Autohäuser, Werkstätten und Reifenhändler. Sie alle wollen von Best4Tires, der einer der agilsten Großhändler hierzulande ist, innerhalb eines Tages versorgt werden. Und gerade dessen straff organisierte Logistik und das Verfügbarkeitsversprechen wirken als Argumente für die Best4Tires-Kundschaft. Auch die bis auf ein Maximum individualisierte Komplettproduktion macht den Handelsakteur zur gefragten Instanz im Aftermarket und für OEMs. Die vitale Belegschaft in den Hallen in Daufenbach-Dürrholz hat den Servicegedanken verinnerlicht. Geschäftsführer Armin Heß, der seit Oktober 2023 das Unternehmen führt, bekräftigt im Gespräch mit Automotive Insights das Serviceversprechen und dessen Einlösung als Basis für den Unternehmenserfolg: “Unser Anspruch ist es, viel mit Kunden zu interagieren.” Interaktionsfreudigkeit und Transparenz gilt auch nach innen – das Expertenwissen der Mitarbeiter und eine konstruktive Fehlerkultur sind grundlegende Bestandteile der Firmenkultur.
600 Millionen Euro Jahresumsatz
Die Umfirmierung von Gundlach zu Best4Tires im Jahr 2022 wurde vom damaligen Management mit dem Anspruch bekannt gegeben, “als digitaler Wegbereiter die Branche nachhaltig zu gestalten und die bestehende Führungsrolle im deutschen und europäischen Markt weiter auszubauen.” Die neue Wortmarke solle das digitale Zielbild und das internationale Verständnis des Unternehmens transportieren. Mit Armin Heß sitzt seit rund einem Jahr eine erfahrene Persönlichkeit am Steuer, die über umfangreiche Erfahrungen im Aftermarket und Handelsgeschäft verfügt. Heß berichtet im Gespräch mit Automotive Insights über eine stabile Geschäftsentwicklung – trotz der schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und einem extrem herausfordernden Marktumfeld. “Wir haben uns behauptet, in manchen Segmenten haben wir sogar Marktanteile hinzugewonnen”, so Armin Heß. Der Umsatz des Reifengroßhändlers bewegt sich konstant um die Marke von 600 Millionen Euro. Im Jahr 2022 verkaufte Best4Tires annähernd 6 Millionen Reifen unterschiedlichster Gattung. Im Zentrum der Geschäftsaktivitäten stehen stets die Kernqualitäten eines Reifengroßhändlers: Verfügbarkeit, Logistik, Serviceorientiertheit. “Unser eigener Lieferservice ist eine absolute Stärke. Er schafft Unabhängigkeit”, betont Hess. Etwa 200 Fahrzeuge stark ist die eigene Flotte, mit der im gesamten Bundesgebiet Werkstätten, Autohäuser und Reifenhändler beliefert werden.
Den Fundus an Erfahrungen im Aftermarket und in der Belieferung von OEMs bezeichnet Armin Heß als weiteren Baustein, der bei Best4Tires das tägliche Großhandelsgeschäft leitet und Orientierung schafft. Angesichts der zunehmenden Komplexität im Markt und dem Bedürfnis nach Transparenz fördert die Führungsriege die Fähigkeit zur Adaption und Flexibilität. Laut Heß gilt es, entsprechend der ständigen Veränderungen im Reifenhandelsgeschäft, schnell zu lernen und Optimierungen vorzunehmen. Diese Maßgabe betreffe auch die zunehmende Digitalisierung der Geschäftsprozesse und die Automatisierung in der Montage. In der Rolle als Dienstleister im Reifen, Felgen und Komplettrad-Geschäft will das Unternehmen “das Rückgrat in der Aftermarket-Versorgung des Automobilmarktes” sein.
Neues Angebot der “Fixed Sets”
Der Redaktion präsentierte das Team um Armin Heß die Komplettrad-Produktionsstraße(n) am Standort Daufenbach-Dürrholz. Best4Tires-“Komplettrad-Papst” Artur Kemling bekleidet zugleich die Position des Channel Managers Autohaus. Die Möglichkeit, so individualisiert wie möglich Komplettrad-Angebote machen zu können, sieht er als großen Vorteil gegenüber dem Wettbewerb. Die jüngste Offerte der “Fixed Sets” mache es für Kunden maximal komfortabel, das anspruchsvolle Produkt Komplettrad zu ordern. “Wir übernehmen im Vorfeld schon so viel wie möglich, damit die Kompletträder zu 100 Prozent auf das Fahrzeug passen”, erläutert Kemling. Auf die Fahrzeugmodelle zugeschnitten, bietet Best4Tires vorkonfigurierte Komplettrad-Varianten an, inklusive der passenden Sensorik. Gerade auch die Thematik RDKS sorge im Komplettrad-Geschäft für viele Kundennachfragen. Um hier Unsicherheiten frühzeitig zu beseitigen, geht Best4Tires nun mit den in den Online-Shop integrierten “Fixed Sets” an den Start.
Von der Produktion von Kompletträdern und der Erstausrüstung renommierter Automobilhersteller an deren Standorten, bis zur Belieferung des Einzelhandels und von Neu-und Gebrauchtwagen-Plattformen mit Reifen und Felgen – das Portfolio von Best4Tires dokumentiert eine jahrzehntelang gereifte Großhandelskompetenz. Und das Potenzial für weiteres Wachstum ist laut Führungsspitze vorhanden. In Daufenbach-Dürrholz kommen täglich bis zu 30 Container mit rund 25.000 Reifen an. Für eine Grundauslastung in der Reifenbelieferung sorgen bereits Großkunden wie Hyundai oder Kia. In den Hochphasen der Bevorratung wird der Mitarbeiterstamm aufgestockt. Das Reifengeschäft ist ein Saisongeschäft. Am Standort Berlin, der seit der Akquisition der 1a Berlin-Tyre GmbH & Co. KG im Jahr 2022, zum Verteilungsnetzwerk zählt, hat Best4Tires seine Reichweite und seine Bevorratungskapazitäten entscheidend vergrößert. Dort sind 84 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt, mit den übrigen Standorten und der Zentrale in Höhr-Grenzhausen summiert sich die Mitarbeiterschaft auf über 400 Menschen.
CEO Armin Heß teilt mit Blick auf das Großhandelsgeschäft in 10 Jahren mit: “Transparenz und die Komplexität werden zunehmen. Die Logistik und die physische Distribution werden aber weiter an Stellenwert gewinnen.” Best4Tires sieht er diesbezüglich auch unter dem mittelfristig-strategischen Fokus der Internationalisierung gut ausgerichtet. Offenheit für Innovation sei ein weiterer Schlüsselfaktor. Man wolle nah an den Wurzeln des klassischen Großhandelsgeschäft bleiben, aber mit Angebots-Bausteinen wie Garage4Tires und als Partner in der digitalen Transformation des Reifenhandels als verlässlicher Partner auftreten.